Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

Bemerkungen

hat namlich deswegen, weil man die Höhe der Gruppe von Anfang an
nicht genug berücksichtigt hatte, anstatt einer griechischen geraden Decke,
welche gan; im Styl gewesen ware, eine im flachen Bogen gewölbte, mit
durchaus römischer Anordnung, erhalten; welche ganz und gar nicht mit
der übrigen Architektur zusammengeht.

„Es giebt nur a Kaiserstadt,

,/S giebt nur a Wien.

singt der Oestreicher mit Recht, abcr nicht wegen des erhabenen gewalti-
gen Eindruckes, den es, wie Prag, architektonisch macht, denn außer der
Stephanskirche hat es dergleichen wenig oder nichts, sondern wegen der
Gemüthlichkeit des gesellschaftlichen Lebens und dem bescheidenen Sinn sei-
ner gastsreien Bewohner, welche jedem, der Gelegenheit hatte sich dort
länger aufzuhalten, unvergeßlich sein werden, eben so wie mir.

Machten die Oestreicher von ihren Kunstleistungen in allen Schriften
des In- und Auslandes solchen entsetzlichen wüsten Lärm, wie wir es an
andern deutschen Orten schon von lange her gewohnt sind, so würden die
staunenden Nachbarn sich wundern, wie viel dort geschieht, ohne daß si'e
jetzt das Geringste davon wissen oder erfahren. So könnte man ihnen
z. B. Wien als ein Muster soliden Städtebaues, gegen unsere Karten-
häuser gehalten, sehr dringend empfehlen. In Wien kann ebenso kein sol-
ches Brandunglück stattsinden, als jüngst Hamburg betroffen hat, da man
dort keine andere Treppen kennt, als massiv steinerne bis in das
siebente Stockwerk hinauf; da man ferner durch Lehm-Estriche, jedes einzel-
ne Stockwerk so abzusondern weiß, daß von einem Hauie nie mehr ab-
brennen kann, als höchstens der Dachstuhl. Deshalb sehen die Wiener
Vewohner des zweiten Stockwerkes, ohne auszuräumen, ruhig den Lösch-
anstalten zu, welche an dem 3. ihre Wirkung äußern, und mit vollkom-
menem Sicherheitsgefühl.

Köln. Es war nach Beendigung des Feldzuges von 1815, als ich
nach Köln kam. Seit der Zeit hat si'ch mancherlei verändert; allein da es

noch immer nicht die Hälfte seiner alten Bevölkerung wiedec erhalten hat,

so ist seine Phpsiognomie im Ganzen gewiß dieselbe geblieben. -—

Es war einen Tag vor Weihnachten, als ich am späten Nachmittage
Köln von fern erblickte. Das Wetter war trübe, Schnee lag nicht, so
daß ein eintöniges schmutziges Grau die Hauptfarbe der an si'ch ganz fla-
chen nichts versprechenden Gegend zeigte. Nur der breite Rhein glänzte

hell durch. Im Nebel sah man dunklere Stellen am Horizont, theils

pitz, theils breit, und eine große, alle Punkte überwiegende Masse, von un-
bestimmten Umrissen, das war der Dom. — Vergebens strebten meine
 
Annotationen