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Beurtheilung verschiedener Bauschriften. 333

Für diejenigen Buumeister, welche in den Falt kommen, größere und
reichere Bncksteinbnuten auszuführen, konnen wir überhaupt alle die Winke,
welche der Hr. Verfafser in der Vorrede giebt, nur dringend anempfehlen,
da sie für die Ausführung eben fo wichtig als sachverständig sind.

Platte 1. Porta della Chiefa della S. Catherina zu Bologna.

Eine der reichsten Pilaster - Architekturen mit Halbkreisbogen, durchweg
mit Verzierungen bedeckt und von Platten in gebrannter Erde zufammen-
gesetzt, seit etwa 1688 ganz gut erhalten, obgleich frei gegen Wind und
Wetter stehend. Wohl ein schlagender Beweis, bis zu welcher Ausdehnung
die Feinheit und der Reichthum folcher Verzierungsweise, ohne der Halt-
barkeit zu schaden,- getrieben werden können.

So weit uns bekannt, ist in neuester Zeit die Backstein - Architektur
nur in Berlin durch Schinkel unter Mitwirkung des rühmlichst bekannten
Töpfermeisters Feilner, zu einer gewisfen Hohe gebracht worden, wie die
Werderfche Kirche, die neue Baufchule und einige Privat-Häufer zeigen;
aber in folchem Reichthume, wie die vorliegende Platte zeigt, hat sie sich nicht
entfaltet, wenn wir ihnen nichl die Eingangsthüre dec neuen Bauschule
entgegensetzen dürfen, welche letztere durch ihre vielfachen sigürlichen Dar-
stellungen allerdings einen höheren Kunstwerth beanfprucht.

Platte 2 zeigt das Krönungsgesims eines Palastes zu Ferrara. Ein
sehr zierliches Gurtgesims und Fenstereinfaffung eines Wohngebaudes zu
Faenza. Hauptgesims eines Wohnhauses zu Faenza.

Platte 3 u. 4 stellen ein.Wohnhaus in Bologna dar mit den zu-
gehörigen Einzelheiten. Es besi'nden sich dabei 7 bis 8 Fuß hohe 8eckige
Säulchen in einer offnen Gallerie des Hofes, welche 14 Zoll Durchmessec
haben, ebenfalls aus Backstein bestehen, Rundbögen tragend, übec denen
noch zwei (mafsive) Etagen si'ch besinden.

Platte 5 enthält die perfpectivifche Ansi'cht eines Hofes zu Bologna
und dessen Details.

Platte 6. Sechs verfchiedene Bekronungsgesi'mse. Es wird hierbei
nicht zu überfehen fein, daß die Eigenthümlichkeit der italienifchen Dach-
deckung allemal einen angenehmen Schluß der obern Kante des Gesi'mfes
hervorbringt, welcher durch die bei uns übliche Eindeckungen mit Bieber-
schwänzen nie in einer dem Auge gleichgefälligen Forni hervorgebracht wer-
den kann.

Der Verband des Mauerwerks ist meistentheils Blockverband.

Bei der Vorliebe der neuern Zeit in Backsteinen zu bauen und da
ganz Norddeutfchland vorzugsweife auf diefe Bauart angewiefen ist, kann
das Unternehmen des Hr. Verfassers nur als höchst wünschenswertb er-
scheinen.
 
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