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Dagobert Frey Der Dom in Pola

Thermenanlage (Gerber, Salona), die frühchristliche Kirchenanlage in St. Peter im Holz
(Kärnten — Jh. d. ö. Arch. Inst. — Bd. XIII) und der Baureste am Grazer Kogel im Glan-
tal (Jb. d. Z. K. f. Alt.-K. — N. F., Bd. IV), schliei31ich Einbauten in halbkreisförmige Apsiden:
die Basilica episcopalis in Salona und das Xenodochium des Pammachius in Porto (Rossi,
Bull. d. arch. chr. 1866). In allen diesen Fällen dürfte es sich um ein niederes Subsellium und
nicht um eine überwölbte Apsis handeln. Dem Kultbedürfnis war mit jenem Einbau Genüge
geschehen und damit die Adaptierung vorhandener profaner Saalbauten leicht durchführbar.
Der älteste Kultraum in Parenzo zeigt deutlich eine solche Adaptierung für kirchliche
Zwecke. Vier ohne Rücksicht auf das Muster ausgebrochene Stellen, welche die Auf-
stellung des Tischaltars bezeichnen, beweisen dies ebenso wie die deutliche spätere Ein-
fügung des Fischmotivs vor dem Altare. Leider konnte der östliche Abschluß des Raumes

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Fig. 20 Basilika in Yal Madonna auf Brioni, Längsschnitt

hinter dem Altar noch nicht bloßgelegt werden, um über die Anbringung von Subsellien
Aufschluß zu geben. Die Grundform ist wohl ein Rechteck mit dem Haupteingang an der
Schmalseite und dem Tischaltar am östlichen Ende.

So sehen wir vom einfachen Saal bis zur ausgebildeten dreischiffigen Form eine gerade
Entwicklungslinie, deren Fortschreiten sich natürlich aus der Erweiterung des Baues und
den Forderungen der Liturgik erklärt.

Mit dem Dom standen noch zwei andere Kultbauten in Verbindung, die beide nicht
mehr erhalten sind; an der Südseite schloß sich die Thomaskirche an, die bereits im XIV. Jh.
dem Verfall preisgegeben war und deren Ruinen bis Anfangs des XIX. Jhs. standen
(Cleva). Anläßlich von Grabungen im Jahre 1887 wurde auf dem Platze zwischen Zisterne
und Sakristei die Apsis aufgedeckt und ein Reliquiar ausgegraben (Mitt. d. Z. K., N. F.,
Bd. XVI). Leider wurde keine Aufnahme der Mauerreste gemacht. Neuerliche Grabungen
dürften nur im westlichen Teil Erfolg haben, da die mittlere Partie durch den Bau der
Zisterne in den Fundamenten sicher vollkommen zerstört wurde.
 
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