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t

l)er Dom in Pola

Von Dagobert Fkey

Immer mehr zeigen sich die Länder der österreichischen Adriaküste als ein über-
raschend reicher Boden an Bauresten der frühchristlichen Kulturperiode. Erst an wenigeri
Punkten hat in letzter Zeit eine intensivere, systematische Arbeit eingesetzt, die schon
jetzt, obgleich noch lange nicht abgeschlossen, zu bedeutenden Ergebnissen geführt und
Probleme von allgemeinem Interesse aufgeworfen hat. Viele wichtige Denkmäler, wie der
Dom in Triest, sind noch unerforscht. Im Dom von Zara dürften Grabungen wahrscheinlich
Anhaltspunkte für die alte Anastasiskirche zutagefördern, die Konstantinus Porphyrogenitus
als Säulenbasilika erwähnt. In Cattaro wären vielleicht im jetzigen Tesoro Reste jenes alten
Kuppelbaues festzustellen, von dem wir aus gleicher Quelle erfahren. Sicherlich ist uoch
vieles vollkommen unbekannt im Lande verstreut.

Als vorläufiges Ergebnis ist die große Mannigfaltigkeit der Bautypen auffallend, die
von dem üblichen Schema der frühchristlichen Basilika wesentlich abweichen und eine
Reihe von Übergangsstufen vom einiachen Saalbau bis zu den entwickelten Grundrißformen
bieten. Hiezu kommt noch, daß die mehrfache Schichtung aufeinanderfolgender Bauperioden
bei den Ausgrabungen in Aquileia, Parenzo und Salona die historische Entwicklung mit
Sicherheit zu verfolgen gestattet. Die Feststellung des Aufbaues ist aber bei den meist nur
in unvollständigen Fundamentzügen erhaltenen Bauten nur durch den Vergleich einer Reihe
gleicher oder ähnlicher Denkmäler möglich, welche wechselseitig die Lücken ergänzen. In
diesem Sinne gibt der Dom von Pola für eine Gruppe von Bauten in Istrien in mehrfacher
Hinsicht wertvolle Anhaltspunkte. Er zeigt einen entwicklungsgeschichtlich aufschlußreichen
Typus in selten vollständigem und auch im Aufbau gesicherten Bestand.

Trotz mehrfacher Beschreibung (Agincourt, Jackson, Kandler1) wurde über den durch-
greifenden Umbau des XV. Jhs. stets der noch wohlerhaltene altchristliche Kern übersehen.
Erklärlich wird dies durch das vollkommene Abweichen der Grundrißgestaltung von den
damals herrschenden Vorstellungen über die altchristliche Basilika. Allerdings wurden erst
im Jahre 1884 bei Gelegenheit der Restaurierung des Presbyteriums sichere Anhaltspunkte
für die ursprüngliche Gestalt gewonnen. Die Ergebnisse der damaligen Grabungen wurden
aber nur in ganz ungenügender und unvollständiger Weise im 1. Bd. der Atti e memorie
(1884) sowie in einer Notiz der Mitteilungen der Z. K. besprochen (N. F. X, Schramm). Es
war eine glückliche Idee des damaligen Pfarrers Monsignore Cleva, die wichtigsten Bloß-
legungen nicht wieder zu verschließen, sondern zugänglich zu erhalten, so daß wir die Be-
richte in den meisten Punkten noch heute nachprüfen und ergänzen können.

Kandler, Notiz. stor. di Pola 1876, Indicazioni per riconoscere le cose storiclie del litorale 1855*

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