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Bericht über kunstgeschichtliche Funde im Hausarchiv
der regierenden Fürsten von Liechtenstein

Gelegentlich der Ordnungsarbeiten in den beiden
letztvergangenen Jahren sowie bei Recherchen zur
Erledigung verschiedener Anfragen wurde eine Reihe
von interessanten und wertvollen kunstgeschichtlichen
Daten zutage gefördert, über welche hier Bericht er-
stattet wird.

Der letzte kunstgeschichtliche Bericht1) be-
faßte sich ausschließlich mit der Förderung der
Kunst durch den Fiirsten Johann Adam Andreas.
Hiezu wäre ergänzend anzuführen, daß zur Zeit, da
Johann Michael Rottmayr und Andrea Pozzo den
Gartenpalast mit Fresken schmückten und andere
Aufträge des Fürsten ausführten, auch Franz Werner
Tamm im Dienste des fürstlichen Hauses tätig war2).
Soweit sich auf Grund der Akten derzeit sehen läßt,
währten diese Arbeiten — nicht ohneUnterbrechung —
von 1707 bis 1711. Die allgemeinen Angaben ermög-
lichen es leider nicht, die von ihm damals gemalten
Bilder mit den in der Galerie befindlichen zu iden-
tifizieren; nur fiinf Tierstücke werden einmal er-
wähnt. Die Objekte zu seinen Bildern erbat sich
Tamm aus der an das Küchenamt abgelieferten
Jagdbeute; ausdrücklich genannt werden: ein Reh-
bock, ein Stück Schwarzwild, ein Fuchs, ein Wolf
und ein Adler. Die Landschaften in die Bilder
Tamms und auch in eine Anzahl von Bildern Rott-
mayrs malte der ebenfalls am fürstlichen Hofe
beschäftigte Anton Feistenberger, von dem irn
Jahre 1706 auch erwähnt wird, daß er auf Schloß
Kolodej mit dem Malen von zwei Landschaften und
fünf Sopraporten beschäftigt sei3).

Die vier in der Galerie vorbandenen Jagd-
stücke von Dirk Valckenburg (Falkes Galerie-
katalog Nr. 1154, 1156, 1173, 1175) wurden bei dem
Meister für 1000 fl. bestellt und in den Jahren 1698
und 1699 geliefert4). Im Jahre 1698 wurden von dem-

*) Vgl. dieses Jahrbuch ign S. 89 ff. — 2 *) Zentrale,
Korr.Fellner 1707—1711; Hofzahlamtsrechn. 1706/7 Nr. 177;
1707 Nr. 219; 1711 Nr. 207. — 3) Zentrale, Korr. Fellner
1706 —1707; Hofzahlamtsrechn. 1706 Nr. 183; 1707 Nr. 219,
220. ■—■ 4) Hofzahlamtsrechn. 1697/98 Nr. 152, 155; 1698
Nr. 134; 1698/99 Nr. 177.

selben Kiinstler noch zwei andere Stiicke erworben,
das eine mit zwei Reihern fiir 100 fl., das andere
mit zwei Hasen für 2C0 fl.1)

Bei dem Bildhauer Matthias Rauchmtiller war
seit dem Jahre 1684 eine steinerne Gruppe in Arbeit,
betreffs der ftir eine große Figur 300 fl., für eine
kleine 150 fi. akkordiert waren2). Von dessen Witwe
wurde im Jahre 1686 eine weibliche Figur aus weißem
Genueser Marmor für 500 fl. und im Jahre 1699 ein
Stück aus Elfenbein und ein Stiick aus Stein ftir
300 fl. erworben3).

Desgleichen stand Fürst Johann Adam Andreas
mit dem Bildhauer Paul und dem Maler Peter von
Strudel in Verbindung. Der erstgenannte quittiert
im Jahre 1687 über 1100 fl. fiir verfertigte drei
Statuen4) und Hofmaler Pietro von Strudel erhielt in
den Jahren 1689 bis 1697 für Gemälde „in das Wiener
Haus“ 6200 fl.3)

Auf Beziehungen zu Johann Lukas Hilde-
brandt, der damals gräflich Mannsfeidscher Architekt
war, deutet die Buchung eines Geschenkes von
100 fl. an denselben in der Hofzahlamtsrechnung von
1698 hin«),

Auch Johann Georg von Hamilton arbeitete
11m diese Zeit für den Fiirsten; er erhält im Jahre
1700 für sechs ftir das Roßauer Palais bestimmte
Pferdestücke 650 fl.7 8)

Endlich sei erwähnt, claß der Preis für die
sieben von Antonio Bellucci im Jahre 1697 für das
Majoratspalais gelieferten Ölgeir.älde 3300 fl. betrugs).

lm Jahre 1682 sandte Fürst Johann Adam An-
dreas seine beiden Hofmaler Johann Peter Dach
und Christoph Krobath nach Prag mit dem Auf-
trage, für ihn dort Bilder — besonders aus der
kaiserlichen Galerie .— zu kopieren9). Ausdrücklich
genannt wird von den bei dieser Gelegenheit ko-

*) Hofzahlamtsrechn. 1698 Nr. 134; 1698/99 Nr. 177.

— 2) Ebenda 1684/85 Nr. 325. — 3) Ebenda 1686 Nr. 278;

1698 Nr. 133. — 4) K. u. W. — 5) Hofzahlamtsrechn. 1689/90,

1690, 1691/92 unnumerierter Scliluß und 1697 Nr. 135. —

°) Ebenda 1697/98 Nr. 132. — ") Gemälde 1700 Juli 28.

8) Hofzahlamtsrechn. 1697 Nr. 136. — ®) K. u. W.
 
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