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Handschriften aus der Werkstatt des Diebolt Lauber
in Würzburg, Frankfurt und Wien

Kudolf Kautzsch hat in einer aufschlußreichen
ftir künftige ähnliche Untersuchungen methodisch
vorbildlichen Ärbeit eine Gruppe von stilähnlichen
deutschen Bilderhandschriften zusammengestellt und
sie auf Grund gewichtiger Argumente der betrieb-
samen Werkstatt des Diebolt Lauber in Hagenau
zugewiesen1). Er hat es unternommen, nicht allein
die untersuchten Handschriften zu beschreiben und
in ihrer stilistischen Bedeutung innerhalb der
elsässischen Kunstentwicklung zu würdigen, sondern
er hat auch die Hände der zahlreichen Werkstatt-
genossen stilistisch voneinander geschieden und
ihren jeweiligen Anteil an den einzelnen Handschriften
festgestellt. In Anbetracht der Reichhaltigkeit des
vorhandenen Materials und der Zerstreutheit der
Denkmäler war vorauszusehen, daß das Oeuvre der
Werkstatt im Laufe der Jahre mit der fortschreitenden
Katalogisierung der Bibli otheksbestände mannigfachen
Zuwachs erfahren würde. Und tatsächlich konnte
Hans Vollmer in seiner Arbeit über die ober- und
mitteldeutschen Historienbibeln2) bereits mehrere
wichtige Handschriften für die elsässische Offizin
in Anspruch nehmen. Als die bedeutendsten der
neu hinzugefügten Werkstatterzeugnisse nenne ich
die Historienbibeln in der königlichen Bibliothek zu
Kopenhagen (Thottsche Sammlung 123)3), in der
Universitätsbibliothek zu Würzburg (Ms. ch. fol. 25)4),

•) Dr. Rudolf Kautzsch, Diebolt Lauber und seine
Werkstatt in Hagenau. Zentralblatt für Bibliotbekswesen
XII, 1895. !■> 2- un<f 3- Heft.

2) Hans Vollmer, Ober- und mitteldeutsche Historien-
bibeln. Materialien zur Bibelgeschichte und religiösen
Volkskunde des Mittelalters. Band I, Berlin 1912.

3) Ibidem Nr. 41 pag. 110.

4) Ibidem Nr. 48 pag. 122. Vollmer wurde, wie er

berichtet, von Professor Kautzsch selbst auf diese Hand-

schrift aufmerksam gemacht.

in der fürstlich Lobkowitzschen Schloßbibliothek
zu Raudnitz (VI. E. a. 5)5) und schließlich die reich-
illustrierte Bibel in der Stadtbibliothek zu Ziirich

C 5

(Ms. 77=w)6). Alle diese Werke zeigen die charakte-

ristischen Stilmerkmale des nämlichen lllustrators A
— möglicherweise Diebolt Laubers selbst7) —, dem
Kautzsch die größte Zahl der vorhandenen Arbeiten
zugewiesen hat.

Ich möchte nun dem Oeuvre der Werkstatt drei
weitere Handschriften anreihen, die sämtlic'n schon
durch äußerliche Kennzeichen, wie Format, Schrift,
Art der Rubrizierung, Initialausschmückung, Form
der Kapitelüberschriften und des Explizits sich als
Produkte derHagenauerSchreibschule dokumentieren.
Auch weisen alle drei wie die übrigen Codices der
Werkstatt die charakteristischen Formen der nieder-
alemannischen (elsässischen) Mundart auf.

Die erste, eine Abschrift von Konrad von Würz-
burgs „Trojanischem Krieg“, befindet sich in der
Universitätsbibliothek in Würzburg (Ms. ch. f. 24).
Sie ist auf Papier zweispaltig geschrieben und ent-
hält 433 Blätter. Die Handschrift entstammt dem
Kloster Münster-Schwarzach bei Volkach a. Main, in
das sie laut Inschrift unter Abt Benedikt (Weiden-
busch) zwischen 1654—1672 kam und dem sie bis
zur Säkularisation gehörte. Unter den 126 kolorierten
Federzeichnungen, die nicht gleichwertig sind, ragen
einzelne durch kulturhistorisch interessante Detail-
schilderung hervor, wie z. B. die Bilder auf fol. 249
verso (Fig. 1) und 363 recto (Fig. 2). Die Handschrift

3) Ibidem Nr. 47 pag. 121.

6) Ibidem Nr. 49 pag. 124.

’) Vergl. Kautzsch, op. cit. und Lamprecht, Bilder-
zyklen und Illustrationstechnik im späteren Mittelalter.
Repertorium für Kunstwissenschaft Band VII pag. 4 II.

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