Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Dagogert Frey Der Dom in Pola

(Plan als Beilage eines Aktes vom 15. März 1855 im k. u. k. Militärbauamt Pola) (Fig. 22).
Die Angabe Kandlers betreff der Kreuzarme findet hier ihre Bestätigung. Schliefilich wurde
zur Kontrolle obiger Quellen im September 1912 eine Probegrabung ausgeführt. Ausgehend
von dem einspringenden Eck im Sockel des Kampanile wurden die Fundamente der öst-
lichen Frontmauer bloßgelegt. In der Mitte befand sich noch die Marmorschwelle einer
zweiflügeligen Tür (Fig. 23). Unter dem Schwellstein konnte ein in westöstlicher Richtung
verlaufender Kanal konstatiert werden, der Abfluß des Taufbeckens. Das Innere der Kapelle
war mit Steinplatten gepflastert. Yom Tor des Baptisteriums gegen den Haupteingang des
Domes verlief ein ungepflasterter Weg in der Torbreite, seitlich von Bordsteinen begrenzt;
der übrige Platz vor dem Baptisterium war gepflastert. Am süd-östlichen Mauereck zeigten
sich keine Anschlußmauern, die auf einen Einbau des Baptisteriums in ein Atrium schließen
ließen.

Zur Rekonstruktion waren somit Lage, äußere Konfiguration und Mauerstärke ge-
geben. Die Einstellung der Säulen ist unsicher, da sich die Austeilung durch die recht-
eckige Gestalt der Vierung gegenüber dem Grundriß Kandlers wesentlich ändert. Für den
Aufriß war nur das von Kandler notierte Höhenmaß der Säulenschäfte und die Angabe
gestelzter Rundbogen brauchbar. Die Einwölbung der Vierung war zu Kandlers Zeiten
nicht mehr erhalten. Sein Rekonstruktionsversuch einer oktogonalen Kuppel basiert auf
der Annahme einer quadratischen Vierung (ebenso Gerber) und fällt mit dieser. Nach Ana-
logie des Memorialbaues S. Maria del Canneto, wo die Vierung ebenfalls rechteckig ist,
nehme ich eine Hängekuppel an.

Die Taufpiscina war schon zur Zeit Kandlers nicht mehr vorhanden. Seine Annahme
einer hexagonalen Gestalt beruhte auf der falschen, weiter oben bereits widerlegten Vor-
aussetzung, daß die in Pola verstreuten Ziborienarkaden einem hexagonalen Ziborium an-
gehörten. Grabungen an Stelle der Piscina erscheinen aussichtslos, da das Kellerniveau im
 
Annotationen