H. For.NESlcs Studien zur Entwicklungsgescliichte der Architelctur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien 35
Da ward ihm plötzlich durch den Fall des Kaiserreiches der Lebensnerv unterbunden.
Die alte Quelle war versiegt, an der neuen Entwicklung der Nachbarn hatte man aber nicht
teilgenommen. Die Folge davon war, daß sich nun in der von jetzt an notwendigen Be-
rufung abendländischer Meister eine auffallende Ziel- und Planlosigkeit geltend machte.
Die Kunst Benedetto Anteiamis schlägt
herein16), später wird Toskana maßgebend,
wie die Einflüsse der pisanischen Plastik17)
und die Entlehnung aus Ghibertis Bronze-
tür18) und der Eckfigur des Mocenigo-Sar-
kophags in SS. Giovanni e Paolo nach Dona-
tellos Georg beweisen.
Vier Paläste werden meistens als ro-
manisch bezeichnet: Farsetti, Loredan und
Donä neben dem Rialto und der Fondaco
dei Turchi. Allein diese Bezeichnung scheint
nur aus der Gewohnheit zu entspringen,
Dinge, die vorgotisch sind, romanisch zu
nennen, denn ihrer Erscheinung nach hängen
sie wohl stark mit byzantinischen, keines-
wegs aber mit romanischen Vorbildern zu-
sammen. Dieses Fehlen einer eigentlich ro-
manischen Entwicklung in Venedig erklärt
auch v. Kutscheras durchaus negatives Re-
sultat bei der Untersuchung der Abhängig-
keit der romanischen Denkmäler Dalmatiens
von Venedig.
Ebenso ablehnend, wie gegen den ro-
manischen Stil, verhielt sich Venedig an-
fangs gegen die Gotik. Bis ins XIV. Jh.
läßt sich dieser Stil hier nicht nachweisen.
Gegen Ende des Jahrhunderts fällt der Neu-
bau des Dogenpalastes. Leider sind wir
über die Geschichte dieses Bauwerks nur
sehr unzulänglich unterrichtet. Es wäre eine
ungemein wertvolle Arbeit, wenn jemand
den Versuch unternehmen wollte, die erhaltenen. wenn auch spärlichen historischen Nach-
richten mit den erhaltenen Partien in Einklang zu bringen. Es wird sich dabei zeigen, daß
die uns so mannigfaltig erscheinenden Kapitelle — sie bilden ja den hauptsächlichen archi-
tektonischen Schmuck — sich auf wenige Typen zurückführen lassen, die sich ihrerseits
wieder zwanglos in die Reihe der unzähligen Kapitelle in der venezianischen Palast- und
Kirchenarchitektur einreihen lassen.
16) Vgl. Gabelenz, Mittelalterliche Plastik inVenedig. 18) Vgl. die Darstellung der Opferung Isaaks, Paoletti,
Leipzig 1903 S. 191 ff. L’architettura e la scultura del Rinascimento in Venezia,
17) Vgl. Flaniscig, Studii su la scultura veneziana del Ongania-Naya, S. 13.
trecento. Arte XIV.
Fig. 28 Detail von der oberen Loggia des Dogenpalastes,
die der Piazzetta zugekehrte Ecke
Da ward ihm plötzlich durch den Fall des Kaiserreiches der Lebensnerv unterbunden.
Die alte Quelle war versiegt, an der neuen Entwicklung der Nachbarn hatte man aber nicht
teilgenommen. Die Folge davon war, daß sich nun in der von jetzt an notwendigen Be-
rufung abendländischer Meister eine auffallende Ziel- und Planlosigkeit geltend machte.
Die Kunst Benedetto Anteiamis schlägt
herein16), später wird Toskana maßgebend,
wie die Einflüsse der pisanischen Plastik17)
und die Entlehnung aus Ghibertis Bronze-
tür18) und der Eckfigur des Mocenigo-Sar-
kophags in SS. Giovanni e Paolo nach Dona-
tellos Georg beweisen.
Vier Paläste werden meistens als ro-
manisch bezeichnet: Farsetti, Loredan und
Donä neben dem Rialto und der Fondaco
dei Turchi. Allein diese Bezeichnung scheint
nur aus der Gewohnheit zu entspringen,
Dinge, die vorgotisch sind, romanisch zu
nennen, denn ihrer Erscheinung nach hängen
sie wohl stark mit byzantinischen, keines-
wegs aber mit romanischen Vorbildern zu-
sammen. Dieses Fehlen einer eigentlich ro-
manischen Entwicklung in Venedig erklärt
auch v. Kutscheras durchaus negatives Re-
sultat bei der Untersuchung der Abhängig-
keit der romanischen Denkmäler Dalmatiens
von Venedig.
Ebenso ablehnend, wie gegen den ro-
manischen Stil, verhielt sich Venedig an-
fangs gegen die Gotik. Bis ins XIV. Jh.
läßt sich dieser Stil hier nicht nachweisen.
Gegen Ende des Jahrhunderts fällt der Neu-
bau des Dogenpalastes. Leider sind wir
über die Geschichte dieses Bauwerks nur
sehr unzulänglich unterrichtet. Es wäre eine
ungemein wertvolle Arbeit, wenn jemand
den Versuch unternehmen wollte, die erhaltenen. wenn auch spärlichen historischen Nach-
richten mit den erhaltenen Partien in Einklang zu bringen. Es wird sich dabei zeigen, daß
die uns so mannigfaltig erscheinenden Kapitelle — sie bilden ja den hauptsächlichen archi-
tektonischen Schmuck — sich auf wenige Typen zurückführen lassen, die sich ihrerseits
wieder zwanglos in die Reihe der unzähligen Kapitelle in der venezianischen Palast- und
Kirchenarchitektur einreihen lassen.
16) Vgl. Gabelenz, Mittelalterliche Plastik inVenedig. 18) Vgl. die Darstellung der Opferung Isaaks, Paoletti,
Leipzig 1903 S. 191 ff. L’architettura e la scultura del Rinascimento in Venezia,
17) Vgl. Flaniscig, Studii su la scultura veneziana del Ongania-Naya, S. 13.
trecento. Arte XIV.
Fig. 28 Detail von der oberen Loggia des Dogenpalastes,
die der Piazzetta zugekehrte Ecke