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H. Folnestcs Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien



Als ältester Typus wird uns dabei jener erscheinen, bei dem sich von einem konischen
Kapitellkörper vier knollenartige Eckblätter loslösen. Diesem Typus gehören nebst den
Kapitellen an zahlreichen Palastloggien die der Kirchenschiffe von S. Stefano, S. Maria
del Orto (Fig. 27) und der Kirche von S. Antonio del Castello an, deren Inneres Carpaccio
auf dem Bilde Nr. 91 der Akademie in Venedig darstellt.

Dieser Typus scheint um das Jahr 1400 auszusterben.

Es folgt darauf ein Typus von Kapitellen, bei denen der Kapitellkörper von kleinen,
eng anliegenden Blättern umschlossen erscheint, ohne daß die Ecken besonders betont wären
(Fig. 28). Dieser Typus, auf den wir vorhin bei der Besprechung des zweiten Turm-

Fig. 29

Kapitell von der unteren Loggia des Dogenpalastes, die der Markuskirche zugekehrte Ecke

geschosses in Traü hingewiesen haben, tauchte gleichzeitig mit dem Auftreten der pisani-
schen Bildhauer auf und es erscheint mir sehr wahrscheinlich, daß er durch sie eingeführt
worden sei.

Der auf malerische Effekte abzielenden Richtung der Spätgotik entsprach es aber, die
Kapitellblätter lebhafter, bewegter zu gestalten und so sehen wir bald, daß sich aus den
flach anliegenden Blättern an den Ecken kräftigere herausarbeiten und sich wie eine
Volute überschlagen. Dieser dritte und in seiner barocksten Ausgestaltung auch letzte
Kapitelltypus der venezianischen Gotik entspricht etwa der Wirkungszeit der beiden Bon
(Fig. 29).

Es ist klar, daß diese drei besprochenen Typen nicht streng gesondert in zeitlicher
Aufeinanderfolge angewendet wurden, sondern daß sie vielmehr mannigfach variiert und
untereinander kombiniert vorkommen, daß besonders jene des Dogenpalastes durch figu-
 
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