52 H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien
Fig. 43 Wappentragende Putten an der Porta
della Carta. Detail von Fig. 49
natürlich in gotischer Stilisierung. Die Ecken
sind durch lebhaft bewegtes Blattwerk ausgefüllt.
Wir haben nun ein Werk aus der Frühzeit der
Bon und ein ihnen fernerstehendes Werk kennen
gelernt und haben somit eine Vorstellung von
dem Kunstbetrieb in Venedig, als 1438 an Vater
und Sohn Bon der Ruf erging, das Portal zwischen
der Markuskirche und dem Dogenpalast zu bauen
(Anhang II, Nr. 2). Bartolomeo scheint aber das
Werk allein zu F.nde geführt zu haben, denn auf
dem Türsturz lesen wir: Opus Bartolomei.
Ein so bekanntes Stück zu beschreiben wäre
zwecklos, auch die zahlreichen Übereinstimmun-
gen mit dem eben besprochenen Altar sind so
schlagend, daß sie keiner Erläuterung bedürfen.
Nur auf ein Detail möchte ich hinweisen, die beiden
nackten Putten, die dasWappen halten (Fig.43,44). DerVergleich mit dem darunter abgebildeten
antiken Fragment, das sich heute in der Antikensammlung des Dogenpalastes befindet, läßt
es ganz sicher erscheinen, daß dieses oder ein anderes Stück hier als Vorbild gedient habe51).
Diese Form der Putti als Wappenträger bleibt dann in der venezianischen Kunst häufig52).
Mit der Porta della Carta hat die venezianische Gotik ihre höchste Ausbildung er-
fahren; nach ihrer Fertigstellung trat eine gewisse Stagnation in der Bautätigkeit der La-
gunenstadtein. Alsman
viel später wieder daran
ging, neue Monumental-
bauten zu schaffen, ge-
schah dies schon im
neuen Stile der Renais-
sance. Aber die Weiter-
entwicklung der vene-
zianischen Gotik brach
nicht so jählings ab, als
es in Venedig selbst den
Anschein hätte, sie voll-
zog sich nur nicht in
der Mutterstadt, sondern
— wie wir gleich sehen
werden — in Sebenico
und Ancona.
Fig. 44 Fruchtkranztragende Putten.
Antikes Relief im Museo archeologico im Dogenpalast
51) Im Museo archaeologico konnte ich nichts über
die Geschichte dieses Stückes erfahren. Wenn es aus der
römischen Sammlung Grimani stammt, so ist es erst nach
1523 nach Venedig gekommen (vgl. Hermann Egger,
Codex Escurialiensis S. 157). In diesem Falle könnte das
Stiick also nicht von B. Bon als Vorbild benutzt worden
sein, doch ist, wie gesagt, nicht erwiesen, daß es aus Rom
stammt, auch sollte mit demVergleich nur die starke An-
tikennachahmung Bons dargetan werden, er kann ebenso-
gut ein verwandtes Stiick gekannt und als Vorbild verwendet
haben.
52) Als Hochrelief finden wir sie am Palazzo Foscari
(jetzt Handelsakademie). Auch in die Miniaturmalerei sind
sie eingedrungen, z. B. Cod. Nr. 26 im Museo Correr.
Fig. 43 Wappentragende Putten an der Porta
della Carta. Detail von Fig. 49
natürlich in gotischer Stilisierung. Die Ecken
sind durch lebhaft bewegtes Blattwerk ausgefüllt.
Wir haben nun ein Werk aus der Frühzeit der
Bon und ein ihnen fernerstehendes Werk kennen
gelernt und haben somit eine Vorstellung von
dem Kunstbetrieb in Venedig, als 1438 an Vater
und Sohn Bon der Ruf erging, das Portal zwischen
der Markuskirche und dem Dogenpalast zu bauen
(Anhang II, Nr. 2). Bartolomeo scheint aber das
Werk allein zu F.nde geführt zu haben, denn auf
dem Türsturz lesen wir: Opus Bartolomei.
Ein so bekanntes Stück zu beschreiben wäre
zwecklos, auch die zahlreichen Übereinstimmun-
gen mit dem eben besprochenen Altar sind so
schlagend, daß sie keiner Erläuterung bedürfen.
Nur auf ein Detail möchte ich hinweisen, die beiden
nackten Putten, die dasWappen halten (Fig.43,44). DerVergleich mit dem darunter abgebildeten
antiken Fragment, das sich heute in der Antikensammlung des Dogenpalastes befindet, läßt
es ganz sicher erscheinen, daß dieses oder ein anderes Stück hier als Vorbild gedient habe51).
Diese Form der Putti als Wappenträger bleibt dann in der venezianischen Kunst häufig52).
Mit der Porta della Carta hat die venezianische Gotik ihre höchste Ausbildung er-
fahren; nach ihrer Fertigstellung trat eine gewisse Stagnation in der Bautätigkeit der La-
gunenstadtein. Alsman
viel später wieder daran
ging, neue Monumental-
bauten zu schaffen, ge-
schah dies schon im
neuen Stile der Renais-
sance. Aber die Weiter-
entwicklung der vene-
zianischen Gotik brach
nicht so jählings ab, als
es in Venedig selbst den
Anschein hätte, sie voll-
zog sich nur nicht in
der Mutterstadt, sondern
— wie wir gleich sehen
werden — in Sebenico
und Ancona.
Fig. 44 Fruchtkranztragende Putten.
Antikes Relief im Museo archeologico im Dogenpalast
51) Im Museo archaeologico konnte ich nichts über
die Geschichte dieses Stückes erfahren. Wenn es aus der
römischen Sammlung Grimani stammt, so ist es erst nach
1523 nach Venedig gekommen (vgl. Hermann Egger,
Codex Escurialiensis S. 157). In diesem Falle könnte das
Stiick also nicht von B. Bon als Vorbild benutzt worden
sein, doch ist, wie gesagt, nicht erwiesen, daß es aus Rom
stammt, auch sollte mit demVergleich nur die starke An-
tikennachahmung Bons dargetan werden, er kann ebenso-
gut ein verwandtes Stiick gekannt und als Vorbild verwendet
haben.
52) Als Hochrelief finden wir sie am Palazzo Foscari
(jetzt Handelsakademie). Auch in die Miniaturmalerei sind
sie eingedrungen, z. B. Cod. Nr. 26 im Museo Correr.