H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Arcbitektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien
Ihre Formengebung weist deutlich auf Giorgio als ihren Erbauer. Schon in der Sockel-
bildung zeigt er sich von seinem Vorgänger völlig unabhängig, indem er dessen reich
profilierten Sockel an seinem ungegliederten Block einfach totlaufen läßt. Dieser Block ist
nur durch reiches Flächenornament und durch Ecksäulchen belebt. Er trägt eine gedrehte
Säule mit einem Kapitell, das nach Art der Bonschule gestaltet ist. Es ist geradezu identiscli
mit dem Kapitell am Dogenpalast (Fig. 47)69). Mit dieser völligen Unabhängigkeit von den
Fig. 47
Detail aus dem Durchgang von der Porta della Carta zum Arco Foscari
benachbarten Gesimsformen bekundet Giorgio eine brüske Desavouierung der Absichten
seines Vorgängers. Auf dieses Kapitell türmt er zwei Tabernakel übereinander auf, die
ebenso wie die am Nordportal denen der Markuskirche nachgebildet sind.
Hier ist alles schon schlanker und freier. Die an den Tabernakeln des Löwenportales
noch sehr fühlbare Werkstatt-Tradition aus der Masegnezeit scheint überwunden, die kleinen
Kapitelle sind, wenngleich heute auch die meisten ergänzt sind, ganz in der lebhaften Be-
wegung der Bonschule gestaltet. An die Bedachung der unteren Tabernakel ansetzend,
führt Giorgio einen kräftigen Blattwulst im Spitzbogen über das Portal hin, der das Orna-
mentmotiv vom Tabernakel aufnimmt und fortsetzt. Dieser Spitzbogen hat den ästhetischen
69) Das übrigens wahrscheinlich ebenfalls von Giorgio stammt. Vgl. S. 63 und 126.
Ihre Formengebung weist deutlich auf Giorgio als ihren Erbauer. Schon in der Sockel-
bildung zeigt er sich von seinem Vorgänger völlig unabhängig, indem er dessen reich
profilierten Sockel an seinem ungegliederten Block einfach totlaufen läßt. Dieser Block ist
nur durch reiches Flächenornament und durch Ecksäulchen belebt. Er trägt eine gedrehte
Säule mit einem Kapitell, das nach Art der Bonschule gestaltet ist. Es ist geradezu identiscli
mit dem Kapitell am Dogenpalast (Fig. 47)69). Mit dieser völligen Unabhängigkeit von den
Fig. 47
Detail aus dem Durchgang von der Porta della Carta zum Arco Foscari
benachbarten Gesimsformen bekundet Giorgio eine brüske Desavouierung der Absichten
seines Vorgängers. Auf dieses Kapitell türmt er zwei Tabernakel übereinander auf, die
ebenso wie die am Nordportal denen der Markuskirche nachgebildet sind.
Hier ist alles schon schlanker und freier. Die an den Tabernakeln des Löwenportales
noch sehr fühlbare Werkstatt-Tradition aus der Masegnezeit scheint überwunden, die kleinen
Kapitelle sind, wenngleich heute auch die meisten ergänzt sind, ganz in der lebhaften Be-
wegung der Bonschule gestaltet. An die Bedachung der unteren Tabernakel ansetzend,
führt Giorgio einen kräftigen Blattwulst im Spitzbogen über das Portal hin, der das Orna-
mentmotiv vom Tabernakel aufnimmt und fortsetzt. Dieser Spitzbogen hat den ästhetischen
69) Das übrigens wahrscheinlich ebenfalls von Giorgio stammt. Vgl. S. 63 und 126.