H. Fot.nesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien 63
Ein weiteres wichtiges Werk sind die beiden Apostelstatuen in den Tabernakeln beider-
seits des Nordportales. Beide sind spätgotische Figuren von hoher Qualität. Besonders der
Petrus zeigt (Fig. 51) eine auffallende Verwandtschaft mit dem hl. Markus in dem Medaillon
an der Porta della Carta (Fig. 49). Nicht nur, daß das Gewand ganz ähnlich gebildet ist,
kommt auch bei beiden Figuren in den hoch gezogenen Schultern eine gewisse künstleri-
sche Befangenheit zum Ausdruck. Dazu kommt die
auffallende Übereinstimmung der Haar- und Bart-
behandlung, die gleiche Bildung von Stirn, Auge,
Mund und Nase, daß wir fast geneigt wären, eine
Identität der Hände anzunehmen, das heißt, auch
das Markusmedaillon Meister Giorgio zuzuschreiben.
Dieselbe auffallende Ahnlichkeit, die unsere
Petrusfigur mit dem Markusmedaillon verbindet,
zeigt sich auch zwischen ihr und einer Petrusstatue,
die den Eingang der Mianikapelle an der Frari-
kirche bekrönt74). Hier, wo auch der Gegenstand
und die Ausführung als Freiplastik übereinstimmen,
ist der stilistische Zusammenhang noch deutlicher
als in der eben vorgebrachten Gegenüberstellung.
Demnach wäre auch die Figur der Mianikapelle in
die Werke Giorgios einzureihen7fl). Die wenigen
zeitlichen Angaben, die wir zur Mianikapelle und
Porta della Carta besitzen, stimmen damit überein.
Denn 1433 hören wir von Steinlieferungen für die
Mianikapelle76), 1438 wird die Porta della Carta an
die beiden Bon und ihre Gehilfen vergeben77). 1441
wird Giorgio nach Sebenico berufen (vgl. S. 53)
und 1442 wird das Markusmedaillon als fertig er-
wähnt, während die Engel, die es halten, erst aus-
zuführen sind78).
Die vorerwähnte Paulusstatue, das Gegenstück
zum hl. Petrus am Löwentor zu Sebenico79), erweist
sich als die fortgeschrittenste Arbeit dieser Gruppe.
Fig. 51 Das Tabernakel des hl. Petrus
am Löwenportal. Detail von Fig. 31
geht (Fig. 40). Die Lippen haben etwas durch Steinfraß
gelitten und erscheinen dadurch in der Abbildung zu
scharfkantig. Die folgenden Köpfe sind modern. Der
Streifen V wiederholt zunächst zwei moderne Köpfe, die
übrigen sind zwar echt, aber von geringerer Bedeutung.
Zwischen Y und VI fehlt ein moderner Kopf, der letzte
in der Reihe ist wieder modern. In VII und VIII sind
alle Köpfe echt, der letzte in VII ein Südslawentypus, wie
wir ihn charakteristischer kaum denken können. Auf IX
fällt besonders der auf antike Homerbiisten zuriickgehende
vierte Kopf auf. Die letzten fünf auf IX und ersten fünf
auf X sind wieder modern. Im ganzen sind 76 Köpfe und
davon 18 ergänzt.
74) Wegen der im Zuge beiindlichen Restaurierungs-
arbeiten war es mir nicht möglich, diese Figur zu photo-
graphieren, sie ist bei Paoletti am Umschlag der Mappen
abgebildet.
75) Wie eng die Beziehungen zwischen der Botega
B. Bons und der Dombauhütte von Sebenico waren, illu-
striert ein Notariatsakt von 1443 (Mole Nr. 26), in dem
Pribislavich, ein auch sonst mehrfach erwähnter Gehilfe
Giorgios, einen Lehrjungen anwirbt: „. . . vice magistri
Bartholomei lapicidae, quondam magistri Ioannis Boni de
Venetiis . .“
76) Paoletti, op. cit. S. 89.
77) Paoletti, op. cit. S. 37.
7S) Paoletti, op. cit. S. 37.
79) Abgeb. bei Frey, Jahrb. 1913, S. 32, und Ive-
kovic III, Taf. 86 b.
Ein weiteres wichtiges Werk sind die beiden Apostelstatuen in den Tabernakeln beider-
seits des Nordportales. Beide sind spätgotische Figuren von hoher Qualität. Besonders der
Petrus zeigt (Fig. 51) eine auffallende Verwandtschaft mit dem hl. Markus in dem Medaillon
an der Porta della Carta (Fig. 49). Nicht nur, daß das Gewand ganz ähnlich gebildet ist,
kommt auch bei beiden Figuren in den hoch gezogenen Schultern eine gewisse künstleri-
sche Befangenheit zum Ausdruck. Dazu kommt die
auffallende Übereinstimmung der Haar- und Bart-
behandlung, die gleiche Bildung von Stirn, Auge,
Mund und Nase, daß wir fast geneigt wären, eine
Identität der Hände anzunehmen, das heißt, auch
das Markusmedaillon Meister Giorgio zuzuschreiben.
Dieselbe auffallende Ahnlichkeit, die unsere
Petrusfigur mit dem Markusmedaillon verbindet,
zeigt sich auch zwischen ihr und einer Petrusstatue,
die den Eingang der Mianikapelle an der Frari-
kirche bekrönt74). Hier, wo auch der Gegenstand
und die Ausführung als Freiplastik übereinstimmen,
ist der stilistische Zusammenhang noch deutlicher
als in der eben vorgebrachten Gegenüberstellung.
Demnach wäre auch die Figur der Mianikapelle in
die Werke Giorgios einzureihen7fl). Die wenigen
zeitlichen Angaben, die wir zur Mianikapelle und
Porta della Carta besitzen, stimmen damit überein.
Denn 1433 hören wir von Steinlieferungen für die
Mianikapelle76), 1438 wird die Porta della Carta an
die beiden Bon und ihre Gehilfen vergeben77). 1441
wird Giorgio nach Sebenico berufen (vgl. S. 53)
und 1442 wird das Markusmedaillon als fertig er-
wähnt, während die Engel, die es halten, erst aus-
zuführen sind78).
Die vorerwähnte Paulusstatue, das Gegenstück
zum hl. Petrus am Löwentor zu Sebenico79), erweist
sich als die fortgeschrittenste Arbeit dieser Gruppe.
Fig. 51 Das Tabernakel des hl. Petrus
am Löwenportal. Detail von Fig. 31
geht (Fig. 40). Die Lippen haben etwas durch Steinfraß
gelitten und erscheinen dadurch in der Abbildung zu
scharfkantig. Die folgenden Köpfe sind modern. Der
Streifen V wiederholt zunächst zwei moderne Köpfe, die
übrigen sind zwar echt, aber von geringerer Bedeutung.
Zwischen Y und VI fehlt ein moderner Kopf, der letzte
in der Reihe ist wieder modern. In VII und VIII sind
alle Köpfe echt, der letzte in VII ein Südslawentypus, wie
wir ihn charakteristischer kaum denken können. Auf IX
fällt besonders der auf antike Homerbiisten zuriickgehende
vierte Kopf auf. Die letzten fünf auf IX und ersten fünf
auf X sind wieder modern. Im ganzen sind 76 Köpfe und
davon 18 ergänzt.
74) Wegen der im Zuge beiindlichen Restaurierungs-
arbeiten war es mir nicht möglich, diese Figur zu photo-
graphieren, sie ist bei Paoletti am Umschlag der Mappen
abgebildet.
75) Wie eng die Beziehungen zwischen der Botega
B. Bons und der Dombauhütte von Sebenico waren, illu-
striert ein Notariatsakt von 1443 (Mole Nr. 26), in dem
Pribislavich, ein auch sonst mehrfach erwähnter Gehilfe
Giorgios, einen Lehrjungen anwirbt: „. . . vice magistri
Bartholomei lapicidae, quondam magistri Ioannis Boni de
Venetiis . .“
76) Paoletti, op. cit. S. 89.
77) Paoletti, op. cit. S. 37.
7S) Paoletti, op. cit. S. 37.
79) Abgeb. bei Frey, Jahrb. 1913, S. 32, und Ive-
kovic III, Taf. 86 b.