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H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschiclite der Architeklur und Plastik des XV. jhs. in Dalmatien 69

tragenden Engel eingenommen wird? während die Ecken von Blattranken gefüllt werden,
die aus zwei Drachenmäulern entspringen. Über den Säulen und auf den Giebeln stehen
Engel; die Giebelschenkel werden durch Blattkrabben bekrönt.

Eine Inschrift nebenan nennt Boninus da Milano als Erbauer und setzt das Jahr 1427
hinzu94). Die Namensgleichheit fülirte dazu, daß dieser Künstler bald mit Boninus da Cam-
pione, dem Meister des Grabbaues von Can Signorio in Verona, identifiziert wurde. Allein
dieser Identifizierung begegnen, wie A. G. Meyer95) nachgewiesen hat, chronologische
Sch wierigkeiten96).

Fig. 53 Skulptur im Äskulaptempel zu Spalato, zur Arka des Boninus (Fig. 54) gehörend

Trotzdem weist der Grabbau in Spalato mit dem des Skaligers manclie Ähnlichkeiten
auf. Als solche wären der Zackenrand unter den vier Hauptbogen zu nennen, ferner die

der Cä d’oro diesen Bau ausgeführt hat. Merkwürdiger-
weise heißt ein Werkstattgenosse Busatos in Venedig
gleichfalls Foscolo. Frey, der den Palast auf S. 65 abbildet
(ein Fenster groß abgebildet bei Tvekovic III, Taf. 108
links), schreibt ihn Meister Giorgio zu, doch scheinen mir
dafür nicht die geringsten Anhaltspunkte gegeben.

Ein Portal in der Nähe des Domes (abgeb. bei Ive-
kovic III, Taf. 109, links, die Liinetle Taf. 107) stammt
noch aus der Werkstatt Antonios dalle Masegne. Die Säulen
zeigen denselben Nodus in der Mitte, wie die äußeren
Säulchen am großen Mittelfenster des Dogenpalastes, die
achteckigen Pliialen gleichen völlig jenen vom Seitenportal
der Frarikirche. Der obere Abschlußgiebel ist bei einer
Restaurierung aus Versehen falsch aufgesetzt worden und
erhält dadurch ein ungewöhnliches Aussehen, er ist trotz
meines Einspruches bei einer in jiingster Zeit vorgenom-

menen Versetzung des Portals in derselben Weise ein-
gemauert worden.

Ein anderes, ebenfalls frühes Portal ist bei Ivekovic III,
Taf. 109, rechts, abgebildet. Es ist dadurch interessant, daß
es im kleinen den Konsolenfries mit den Köpfen vom
Kranzgesimse des Domes wiederholt.

Alle diese Reste weisen den am Dombau ausgeführten
Arbeiten gegenüber eine auffallend geringe Qualität auf.

94) M. Boninus de Milano fecit istam capellam et se-
pulturam.

95) Repertorium XVII S. 36.

96) Denn da wir ein signiertes Werk Boninos da
Campione vom Jahre 1357 oc^er nur wenig später besitzen,
miißte er in Spalato mindestens 80—100, bei der letzten
Erwähnung in Sebenico 95 — 1 r5 Jahre alt gewesen sein.
 
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