72 H. Fot.nesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien
Krag-en, sondern auch in der Kopfgestaltung- und
Haarbildung zeigt sich derselbe Meißel").
Über die Figur des Heiligen breitet sich, wie
bereits erwähnt, baldachinartig ein steinerner Vor-
hang, der von drei Engeln in steifer Haltung
getragen wird.
Ähnliche Figuren sind auch an den Ecken
des Ziboriums und auf den Giebelspitzen auf-
gestellt. Sie bilden in ihrer steifen Stellung gleich-
sam menschliche Phialen. Einer dieser Engel ist
jetzt jdnrch eine moderne Ivopie ersetzt, das Ori-
ginal befindet sich im Museum (Fig. 56).
Die einfache Nebeneinanderstellung des vom
Tabernakel stammenden Engels mit den seinerzeit
in Sebenico besprochenen (S. 44) Apostelstatuetten
(Fig. 35, 36) läßt jeden Beweis für die Identität der
Hände überflüssig erscheinen 10°).
Die Arbeit Boninos ist gewiß von ziemlich
geringer Qualität und sie verdient unsere Auf-
merksamkeit nur dadurch, daß es einerseits das
erste Werk gotischen Stiles in Spalato ist und
anderseits, weil das hier verwendete Motiv für die
weitere Entwicklung vorbildlich gewirkt hat.
2. Giorgios Domtabernakel
Aber dieser lombardische Einschlag in die Kunst Dalmatiens blieb vereinzelt, er verlor
seine Bedeutung in der großen Strömung venezianischer Kunstweise, die bald darauf auch
in Spalato übermächtig hereinbrach, übermittelt durch denselben Meister, der auch in
Sebenico ihr Hauptvertreter war. Denn als das Domkapitel zwanzig Jahre nach der Voll-
endung der Arka S. Doymii durch Meister Boninus beschloß, auch dem zweiten Schutz-
patron der Stadt, dem hl. Anastasius, einen neuen Altar zu bauen, berief es dazu Meister
Giorgio von Sebenico. In der Urkunde101) wird ausdrücklich gesagt, daß der Neubau dem
Altar des hl. Doymus ganz gleich gestaltet sein müsse.
Giorgio hat sich ziemlich genau an diese Vorschrift gehalten, aber vielleicht unbewußt
wird jedes Detail im Sinne der Spätgotik umgebildet, jede Form wird bereichert, lebhafter
bewegt, üppiger gestaltet. Der Vergleich der beiden Eckkapitelle (Fig. 57) ist in dieser
Hinsicht besonders charakteristisch. Sogar rein geometrische Formen werden bereichert,
wie die Gegenüberstellung der Basenprofile zeigt (Fig. 58). Weit auffälliger wird dieses
Streben nach Bewegung bei allen freieren Bildungen.
Die füllenden Ranken im Giebelfelde und die den Giebel begleitenden Blattkrabben
werden reicher bewegt, so daß sie denen an der eben vollendeten Porta della Carta kaum
nachstehen.
") Die Zugehörigkeit der Figur im Äskulaptempel 10°) Zudem wird Bonino in einem inhaltlich belang-
zur Arka S. Doymi vermutet schon A. G. Meyer, Reper- losen Notariatsakt 1433 in Scbenieo als anwesend bezeugt
torium XVII, S. 36, ohne aber weiter auf die Frnge ein- [Mole Nr. 8).
zugehen. 101) MoD Nr. 55.
Fig. 56
Engelsfigur vom Tabernakel des Boninus
Krag-en, sondern auch in der Kopfgestaltung- und
Haarbildung zeigt sich derselbe Meißel").
Über die Figur des Heiligen breitet sich, wie
bereits erwähnt, baldachinartig ein steinerner Vor-
hang, der von drei Engeln in steifer Haltung
getragen wird.
Ähnliche Figuren sind auch an den Ecken
des Ziboriums und auf den Giebelspitzen auf-
gestellt. Sie bilden in ihrer steifen Stellung gleich-
sam menschliche Phialen. Einer dieser Engel ist
jetzt jdnrch eine moderne Ivopie ersetzt, das Ori-
ginal befindet sich im Museum (Fig. 56).
Die einfache Nebeneinanderstellung des vom
Tabernakel stammenden Engels mit den seinerzeit
in Sebenico besprochenen (S. 44) Apostelstatuetten
(Fig. 35, 36) läßt jeden Beweis für die Identität der
Hände überflüssig erscheinen 10°).
Die Arbeit Boninos ist gewiß von ziemlich
geringer Qualität und sie verdient unsere Auf-
merksamkeit nur dadurch, daß es einerseits das
erste Werk gotischen Stiles in Spalato ist und
anderseits, weil das hier verwendete Motiv für die
weitere Entwicklung vorbildlich gewirkt hat.
2. Giorgios Domtabernakel
Aber dieser lombardische Einschlag in die Kunst Dalmatiens blieb vereinzelt, er verlor
seine Bedeutung in der großen Strömung venezianischer Kunstweise, die bald darauf auch
in Spalato übermächtig hereinbrach, übermittelt durch denselben Meister, der auch in
Sebenico ihr Hauptvertreter war. Denn als das Domkapitel zwanzig Jahre nach der Voll-
endung der Arka S. Doymii durch Meister Boninus beschloß, auch dem zweiten Schutz-
patron der Stadt, dem hl. Anastasius, einen neuen Altar zu bauen, berief es dazu Meister
Giorgio von Sebenico. In der Urkunde101) wird ausdrücklich gesagt, daß der Neubau dem
Altar des hl. Doymus ganz gleich gestaltet sein müsse.
Giorgio hat sich ziemlich genau an diese Vorschrift gehalten, aber vielleicht unbewußt
wird jedes Detail im Sinne der Spätgotik umgebildet, jede Form wird bereichert, lebhafter
bewegt, üppiger gestaltet. Der Vergleich der beiden Eckkapitelle (Fig. 57) ist in dieser
Hinsicht besonders charakteristisch. Sogar rein geometrische Formen werden bereichert,
wie die Gegenüberstellung der Basenprofile zeigt (Fig. 58). Weit auffälliger wird dieses
Streben nach Bewegung bei allen freieren Bildungen.
Die füllenden Ranken im Giebelfelde und die den Giebel begleitenden Blattkrabben
werden reicher bewegt, so daß sie denen an der eben vollendeten Porta della Carta kaum
nachstehen.
") Die Zugehörigkeit der Figur im Äskulaptempel 10°) Zudem wird Bonino in einem inhaltlich belang-
zur Arka S. Doymi vermutet schon A. G. Meyer, Reper- losen Notariatsakt 1433 in Scbenieo als anwesend bezeugt
torium XVII, S. 36, ohne aber weiter auf die Frnge ein- [Mole Nr. 8).
zugehen. 101) MoD Nr. 55.
Fig. 56
Engelsfigur vom Tabernakel des Boninus