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H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien

Aus diesem Bassin erhebt sich eine gedrehte Säule, deren Kapitell durch ganz gotisch
empfundene Trägerfiguren gebildet wird. Darauf liegt eine achtseitige Schale, an deren
Seiten phantastische Fratzen das Wasser speien. Aus dieser Schale erhebt sich eine ge-
drehte Pyramide, die von vier Delphinen flankiert wird, deren Schwänze Muscheln tragen.
Das Ganze endet in einen Knauf, der als Auslauf für einen Springbrunnen gedacht war.
Vergeg’enwärtigen wir uns nochmals die Worte de Diversis (Anh. II, Nr. 20) über den
obersten Teil des Hauptbrunnens:

Fig. 74 Kleiner Brunnen bei der Porta Ploce zu Ragusa

„Oben soll sein eine Schale, in welche das Wasser aus acht Drachenköpfen rinnen soll,
die skulpiert sind in einem Stein, der höher ist wie diese Schale^ und oben auf diesem
Steine wird ein anderer Stein sein, aus dem das Wasser aufspringen wird.“ Wir vermeinen
unwillkürlich eine Beschreibung unseres kleinen Brunnens zu vernehmen. Bedenken wir
noch, daß ein Springbrunnen an der jetzig'en Stelle unmöglich ist, wTeil das untere Bassin
viel zu klein ist, um das herabstürzende Wasser aufzufangen, daß ohne Springbrunnen aber
die ganze Anlage mit den Muscheln auf den Schwänzen der Delphine sinnlos ist und end-
lich, daß der Brunnen in seiner jetzigen Gestalt gewiß einen äußerst unharmonischen Ein-
druck erweckt, so kann es nicht mehr als zu kühn bezeichnet werden, wenn wir den mitt-
leren Aufbau des kleinen Brunnens für den von De Diversis beschriebenen oberen Aufbau
des großen Brunnens halten. De Diversis spricht in seiner Beschreibung immer im Präsens,
 
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