9 6 h. Foi.Nestcs Studien zur Entwieldungsgescliichte der Architektur und Piastik des XV. Jhs. in Dalmatien
haben wir aber, wie wir gleich sehen werden, fünf Kapitelle. Damit sind uns zwei wichtige
Maße für die Rekonstruktion gegeben, nämlich Säulenhöhe und Kapitellhöhe.
Bringen wir (Fig. 76) das vorerwähnte Sockel- und Kämpferglied in Wegfall, so wird
die Stütze entsprechend kürzer14x), mit anderen Worten, wir gewinnen den für die größere
Scheitelhöhe des Spitzbogens erforderlichen Raum. Denn an ein Höherrücken der Bogen-
scheitel dürfen wir nicht denken, weil das Gesimse (Fig. 87 auf S. 105), das die Vorhalle
von dem oberen Stockwerke trennt, wie wir noch sehen werden, sicher von Onofrio stammt,
also später keine Veränderung erlitten hat.
Jackson bringt auch eine Rekonstruktion der Türme, er führt sie ein Geschoß über
das Hauptgesims hinauf und schließt sie mit einem Zinnenkranz horizontal ab, eine Lösung,
die sich tatsächlich an einigen Bauten, wie dem Fondaco dei turchi in Venedig und dem
Rathaus in Capo d’Istria, findet. Das erste Stockwerk scheint sich, wie wir später sehen
werden, fast unverändert erhalten zu haben.
Fig. 76 Skizze von der Eingangshalle des Rcktorenpalastes zu Ragusa.
Die grau getonten Teiie stammen noch vom ursprünglichen Bau des Onophrius
Hinsichtlich der Kapitelle ist die Beschreibung des Philippo besonders wichtig. Das
von ihm genau beschriebene Äskulapkapitell befindet sich heute — Michelozzos Höhen-
verschiebung abgerechnet — noch an seiner ursprünglichen Stelle. Hier zeigt sich uns
Onofrio Giordano, den wir bisher als guten Architekten und in seinem Aquädukt als In-
genieur von wirklich genialer Begabung kennen gelernt haben, als bedeutender Plastiker
(Fig. 77). Wie der alte Alchimist in den Onofrio den antiken Gott, den Vorstellungen
seiner Zeit folgend, verwandelt hat, von Phiolen und Retorten umgeben, in langem pelz-
verbrämten Mantel in seiner Arbeitsstube sitzt, hat etwas von Faustischem Geiste. Die In-
schrift auf dem Cartellino zu Füßen des Gelehrten ist leider nie ausgefüllt worden. Die
Raumkomposition ist ganz glänzend gelöst. Von rechts her nahen zwei Bürger, der eine
hält einen Beutel in der Hand, der andere zwei Flühner, vielleicht mit Beziehung auf
Asklepios, dem ja der Hahn geopfert wird. Ein Blatt, das gleichzeitig die Kante des Kapitells
bildet, läßt sie als außenstehend, mit der Hauptfigur nicht unmittelbar zusammenhängend
erscheinen. Ein Mißverständnis Schmarsows149) zwingt mich, ausdrücklich darauf hinzuweisen,
118) Die Säulenschäfte stünden demnach ähnlich wie 110) Archivio storico VI, pag. 203 ff.
am Dogenpalast ohne Basen auf dem Boden.
haben wir aber, wie wir gleich sehen werden, fünf Kapitelle. Damit sind uns zwei wichtige
Maße für die Rekonstruktion gegeben, nämlich Säulenhöhe und Kapitellhöhe.
Bringen wir (Fig. 76) das vorerwähnte Sockel- und Kämpferglied in Wegfall, so wird
die Stütze entsprechend kürzer14x), mit anderen Worten, wir gewinnen den für die größere
Scheitelhöhe des Spitzbogens erforderlichen Raum. Denn an ein Höherrücken der Bogen-
scheitel dürfen wir nicht denken, weil das Gesimse (Fig. 87 auf S. 105), das die Vorhalle
von dem oberen Stockwerke trennt, wie wir noch sehen werden, sicher von Onofrio stammt,
also später keine Veränderung erlitten hat.
Jackson bringt auch eine Rekonstruktion der Türme, er führt sie ein Geschoß über
das Hauptgesims hinauf und schließt sie mit einem Zinnenkranz horizontal ab, eine Lösung,
die sich tatsächlich an einigen Bauten, wie dem Fondaco dei turchi in Venedig und dem
Rathaus in Capo d’Istria, findet. Das erste Stockwerk scheint sich, wie wir später sehen
werden, fast unverändert erhalten zu haben.
Fig. 76 Skizze von der Eingangshalle des Rcktorenpalastes zu Ragusa.
Die grau getonten Teiie stammen noch vom ursprünglichen Bau des Onophrius
Hinsichtlich der Kapitelle ist die Beschreibung des Philippo besonders wichtig. Das
von ihm genau beschriebene Äskulapkapitell befindet sich heute — Michelozzos Höhen-
verschiebung abgerechnet — noch an seiner ursprünglichen Stelle. Hier zeigt sich uns
Onofrio Giordano, den wir bisher als guten Architekten und in seinem Aquädukt als In-
genieur von wirklich genialer Begabung kennen gelernt haben, als bedeutender Plastiker
(Fig. 77). Wie der alte Alchimist in den Onofrio den antiken Gott, den Vorstellungen
seiner Zeit folgend, verwandelt hat, von Phiolen und Retorten umgeben, in langem pelz-
verbrämten Mantel in seiner Arbeitsstube sitzt, hat etwas von Faustischem Geiste. Die In-
schrift auf dem Cartellino zu Füßen des Gelehrten ist leider nie ausgefüllt worden. Die
Raumkomposition ist ganz glänzend gelöst. Von rechts her nahen zwei Bürger, der eine
hält einen Beutel in der Hand, der andere zwei Flühner, vielleicht mit Beziehung auf
Asklepios, dem ja der Hahn geopfert wird. Ein Blatt, das gleichzeitig die Kante des Kapitells
bildet, läßt sie als außenstehend, mit der Hauptfigur nicht unmittelbar zusammenhängend
erscheinen. Ein Mißverständnis Schmarsows149) zwingt mich, ausdrücklich darauf hinzuweisen,
118) Die Säulenschäfte stünden demnach ähnlich wie 110) Archivio storico VI, pag. 203 ff.
am Dogenpalast ohne Basen auf dem Boden.