H. Folnestcs Studien zur Entwicklungsgeschichte der Arcliitektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien 103
Ganz anders in Stil und Ausführung ist die Kapitellzone der rechten Seite (Fig. 98
und 100 auf S. 117 und 119, der untere Streifen). Zwischen phantasielos gezeichneten
Blattranken tummeln sich nackte Putten in ganz verunglückter Anatomie, Figuren, wie
man sie sich roher und rüclcständiger um diese Zeit kaum denken kann. Auch die plump-
sten Details am Onophriusbrunnen, der ja auch sehr ungleichmäßig ist, zeigen bessere
Durchbildung.
Über dem eingeschobenen Renaissancefries setzt dann der gotische Bogen an. Er ist
durch eine prächtig geschwungene Blattranke dekoriert, in der nackte Putti und allerlei
Getier, darunter ein besonders fein beobachteter Fiase, rechts, ganz analog den im linken
Kapitellstreifen beobachteten Tieren ihr Wesen treiben. An der linken Ansatzstelle des
Fig. 84 Kapitell am Treppenaufgang des Rektoren- Fig. 85 Kapitell am Xreppenaufgang des Rektoren-
palastes, linke Hälfte palastes, rechte Hälfte
Bogens wird die Ranke von einem „Wilden Mann“ getragen, rechts entspringt sie dem
Schlund eines Drachen, der dem vorhin besprochenen ähnlich, aber noch kühner und ge-
lungener in der Beweg'ung ist.
Ein weiteres Detail, das den Stil des Onofrio erkennen läßt, ist ein Eckkapitell, das sich
über dem Stiegenaufgange im Hofe rechts an der unteren Galerie befindet (Fig. 84, 85).
Es ist an zwei Seiten bearbeitet und stellt den Rektor der Republik dar, wie er, auf seinem
Thronsessel sitzend, mit erhobener Rechten an einige vor ihm stehende Männer Anordnungen
erteilt; ihm gegenüber sitzt ein Sekretär an einem Pult und schreibt. Die Deutung dieser
Szene ergibt sich aus dem schon zitierten Texte des Philippo de Diversis:
„In quodam angulo ianuae principalis habetur rectoris iniurias audientis similituto156).“
Diesem Kapitell gegenüber befindet sich ein zweites, gleichfalls von De Diversis er-
wähntes Kapitell (Fig. 86). Es stellt die Justitia auf zwei Löwen thronend dar und ist
wohl an der ursprünglichen Stelle erhalten. Leider sind die beiden Löwenköpfe und ein
156) Da diese Stelle in der Edition Brunellis fehlt, zum Neubau des Palastes von seiten des Rektors ge-
wurde die Darstellung bisher als Erteilung des Befehls deutet.
Ganz anders in Stil und Ausführung ist die Kapitellzone der rechten Seite (Fig. 98
und 100 auf S. 117 und 119, der untere Streifen). Zwischen phantasielos gezeichneten
Blattranken tummeln sich nackte Putten in ganz verunglückter Anatomie, Figuren, wie
man sie sich roher und rüclcständiger um diese Zeit kaum denken kann. Auch die plump-
sten Details am Onophriusbrunnen, der ja auch sehr ungleichmäßig ist, zeigen bessere
Durchbildung.
Über dem eingeschobenen Renaissancefries setzt dann der gotische Bogen an. Er ist
durch eine prächtig geschwungene Blattranke dekoriert, in der nackte Putti und allerlei
Getier, darunter ein besonders fein beobachteter Fiase, rechts, ganz analog den im linken
Kapitellstreifen beobachteten Tieren ihr Wesen treiben. An der linken Ansatzstelle des
Fig. 84 Kapitell am Treppenaufgang des Rektoren- Fig. 85 Kapitell am Xreppenaufgang des Rektoren-
palastes, linke Hälfte palastes, rechte Hälfte
Bogens wird die Ranke von einem „Wilden Mann“ getragen, rechts entspringt sie dem
Schlund eines Drachen, der dem vorhin besprochenen ähnlich, aber noch kühner und ge-
lungener in der Beweg'ung ist.
Ein weiteres Detail, das den Stil des Onofrio erkennen läßt, ist ein Eckkapitell, das sich
über dem Stiegenaufgange im Hofe rechts an der unteren Galerie befindet (Fig. 84, 85).
Es ist an zwei Seiten bearbeitet und stellt den Rektor der Republik dar, wie er, auf seinem
Thronsessel sitzend, mit erhobener Rechten an einige vor ihm stehende Männer Anordnungen
erteilt; ihm gegenüber sitzt ein Sekretär an einem Pult und schreibt. Die Deutung dieser
Szene ergibt sich aus dem schon zitierten Texte des Philippo de Diversis:
„In quodam angulo ianuae principalis habetur rectoris iniurias audientis similituto156).“
Diesem Kapitell gegenüber befindet sich ein zweites, gleichfalls von De Diversis er-
wähntes Kapitell (Fig. 86). Es stellt die Justitia auf zwei Löwen thronend dar und ist
wohl an der ursprünglichen Stelle erhalten. Leider sind die beiden Löwenköpfe und ein
156) Da diese Stelle in der Edition Brunellis fehlt, zum Neubau des Palastes von seiten des Rektors ge-
wurde die Darstellung bisher als Erteilung des Befehls deutet.