Io8 H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien
diese Fragen näher einzugehen, doch hoffe ich, dies demnächst an anderer Stelle nach-
holen zu können.
Michelozzo scheint mir keineswegs ein auf den Wegen Brunelleschis nachhinkender
Meister von geringer Bedeutung zu sein, sondern ein dem großen Führer kongenialer
Geist, der nach dessen Tode die Führung übernimmt und teilweise über das von diesem
Erreichte noch hinauszugehen weiß.
Zur Zeit als Michelozzo an die Durchführung der Relconstruktionsbauten am Rektoren-
palaste schritt, hatte er längst seinen Palazzo Medici Riccardi vollendet und stand natur-
gemäß im schroffsten Gegensatze zu der Gotik;
die er in Ragusa vorfand. Seinen Absichten
hätte es sicherlich entsprochen, den Palast
vom Grunde auf neu zu bauen und seine Mo-
tive vom Hofe des Palazzo Riccardi auch an
der Halle des Rektorenpalastes von neuem
zu wiederholen und entsprechend zu variieren.
Zweifellos hätte er die Spitzbogen des ersten
Geschosses ebenso unbedenklich mit Rund-
bogen vertauscht, wie er es bei der Vorhalle
getan hat. Doch dieser Baugedanke mochte
den Ragusanern so ungewohnt und neu er-
schienen sein und entsprach so wenig ihrem
durch keine humanistische Bildung, wie dies
in Florenz der Fall war, vorbereiteten Kunst-
empfinden, daß es Michelozzo, wie wir ge-
sehen haben, nicht gelang, sie mit seinen
fremdartigen Ideen zu versöhnen.
Zu diesem aus ästhetischen Erwägungen
hervorgehenden Gegensatz zu den Absichten
des P"lorentiner Meisters gesellte sich nicht
nur der überaus konservative Sinn der Ro-
gatoren, wie er im vorhin angeführten
(Anh. II, Nr. 64) Senatsbeschluß zum Ausdruck
kommt, sondern auch jene traditionelle Sparsamkeit einer handeltreibenden Aristokratie,
die, ähnlich wie in Venedig, zwar stets bereit ist, ihren Handelsinteressen die größten
Summen zur Verfügung zu stellen, aber gleichzeitig ängstlich darüber wacht, nutzlose Aus-
gaben zu vermeiden und das einmal Erworbene nicht zu vergeuden160).
Michelozzo sah sich also zu fortwährenden Ivompromissen genötigt, deren Folgen wir
in der Ausgestaltung derVorhalle so zahlreich begeg-nen161).
Ein architektonisches Detail hat er hier aber ganz ohne Rücksicht auf das Vorhandene
und auf die Umgebung, vielleicht gleichsam als Probestück seities Könnens den Ragusaner
Machthabern gegenüber, geschaffen, das Fenster an der vorspringenden Ecke gegen das
neue Gemeindehaus hin (B'ig. 88 und 89).
10°) Eine charakteristische Illustration hiereu bietet 161) So die Wiederverwendung der Säulen und
das Feilschen um das Salar Giorgios in Ratsprotokoll, Kapitelle.
Anh. II, Nr. 74.
diese Fragen näher einzugehen, doch hoffe ich, dies demnächst an anderer Stelle nach-
holen zu können.
Michelozzo scheint mir keineswegs ein auf den Wegen Brunelleschis nachhinkender
Meister von geringer Bedeutung zu sein, sondern ein dem großen Führer kongenialer
Geist, der nach dessen Tode die Führung übernimmt und teilweise über das von diesem
Erreichte noch hinauszugehen weiß.
Zur Zeit als Michelozzo an die Durchführung der Relconstruktionsbauten am Rektoren-
palaste schritt, hatte er längst seinen Palazzo Medici Riccardi vollendet und stand natur-
gemäß im schroffsten Gegensatze zu der Gotik;
die er in Ragusa vorfand. Seinen Absichten
hätte es sicherlich entsprochen, den Palast
vom Grunde auf neu zu bauen und seine Mo-
tive vom Hofe des Palazzo Riccardi auch an
der Halle des Rektorenpalastes von neuem
zu wiederholen und entsprechend zu variieren.
Zweifellos hätte er die Spitzbogen des ersten
Geschosses ebenso unbedenklich mit Rund-
bogen vertauscht, wie er es bei der Vorhalle
getan hat. Doch dieser Baugedanke mochte
den Ragusanern so ungewohnt und neu er-
schienen sein und entsprach so wenig ihrem
durch keine humanistische Bildung, wie dies
in Florenz der Fall war, vorbereiteten Kunst-
empfinden, daß es Michelozzo, wie wir ge-
sehen haben, nicht gelang, sie mit seinen
fremdartigen Ideen zu versöhnen.
Zu diesem aus ästhetischen Erwägungen
hervorgehenden Gegensatz zu den Absichten
des P"lorentiner Meisters gesellte sich nicht
nur der überaus konservative Sinn der Ro-
gatoren, wie er im vorhin angeführten
(Anh. II, Nr. 64) Senatsbeschluß zum Ausdruck
kommt, sondern auch jene traditionelle Sparsamkeit einer handeltreibenden Aristokratie,
die, ähnlich wie in Venedig, zwar stets bereit ist, ihren Handelsinteressen die größten
Summen zur Verfügung zu stellen, aber gleichzeitig ängstlich darüber wacht, nutzlose Aus-
gaben zu vermeiden und das einmal Erworbene nicht zu vergeuden160).
Michelozzo sah sich also zu fortwährenden Ivompromissen genötigt, deren Folgen wir
in der Ausgestaltung derVorhalle so zahlreich begeg-nen161).
Ein architektonisches Detail hat er hier aber ganz ohne Rücksicht auf das Vorhandene
und auf die Umgebung, vielleicht gleichsam als Probestück seities Könnens den Ragusaner
Machthabern gegenüber, geschaffen, das Fenster an der vorspringenden Ecke gegen das
neue Gemeindehaus hin (B'ig. 88 und 89).
10°) Eine charakteristische Illustration hiereu bietet 161) So die Wiederverwendung der Säulen und
das Feilschen um das Salar Giorgios in Ratsprotokoll, Kapitelle.
Anh. II, Nr. 74.