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120 H. Folnesics vStudien zur EntwicklungsgevSchichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien

Wir finden die Übereinstimmung- bis in die nebensächlichsten Details, die Einfassung
der Ecke durch den herabfallenden Mantel, die zurückgebogene Kopfhaltung, die auf-
geblasenen Backen u. a. m. durchgeführt. Die nächste Figur zeigt zwar dieselbe Vorwärts-
bewegung wie die entsprechende Gestalt auf dem Relief Donatellos, ist aber in Rücken-
ansicht gegeben. Ihr Motiv ist dem dritten Feld der Sängertribüne entnommen172). Wieder
ist die Nachbildung bis ins Detail, z. B. die von oben gesehene Sohle des rechten Fußes,
getreu, doch wußte Michelozzo die entschieden verunglückte Kopfhaltung des Originals
durch eine besser gelungene Drehung im Gegensinnse zu ersetzen. Die dritte Figur stimmt
wieder völlig mit dem entsprechenden Donatello-Putto auf Fig. ioi überein.

Fig. ioi

Donatello, Detail von der Sängertribüne im Dom-Museum zu Florenz

Die Übereinstimmung mit Donatello hört sofort auf, dort wo die Hand B beginnt. Mit
der Feststellung dieses Zusammenhanges fällt auch die Zuschreibung an Paulus de Ra-
gusa, denn der könnte nur die Paduaner Arbeiten Donatellos, nicht aber die Sänger-
tribünen in Florenz gekannt haben.

Auch die äußeren Umstände stimmen mit der Annahme, daß Michelozzo der Autor
war, überein. Gerade daß das Werk als halbvollendet hinterlassen blieb, um dann von ge-
ringerer Hand fertiggestellt zu werden, bestärkt uns in dieser Annahme. Es teilt darin das
Schicksal des ganzen Palastes. So sehen wir, daß alle Umstände uns dahin führen, diese
beiden Reliefs dem Michelozzo zuzuschreiben; sie bilden somit einen wichtigen Teil seines
noch keineswegs völlig gesichteten Oeuvres.

172) Abgeb. Klassiker d. Kunst. Donatello. S. 52.
 
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