Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien 123

Einen glücklicheren Eindruck macht die der Dogana vorgebaute Bogenhalle (Fig. 103),
auf die sich wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein Ratsbeschluß von 1516 (Anh. II, Nr. 78)
bezieht, so daß wir dieses Jahr als Entstehungsdatum annehmen können. Es scheint, daß
der Pasquale Michaelis, der in dem Dokument als Baumeister genannt ist, ein später Nach-
folger aus der Werkstatt Michelozzos oder ein zugereister Toskaner ist, denn die Formen
entsprechen ganz dem, was eine Generation früher in Florenz üblich war. Die Rücksicht-

Fig. 104 Nischenarkaden in der Dominikanerkirche zu Ragusa

nahme auf eine bequeme Einfahrt in den Hof durch den zweiten Bogen von rechts hat
dann freilich zu einer Kompromißlösung geführt — durch Verbreiteruug des Bogens —
die in der Toskana undenkbar wäre.

Aber noch ist die Gotik nicht besiegt. Als im Jahre 1620 ein besonders heftiges Erd-
beben die Stadt erschütterte, wurde ein Errettungskirchlein gelobt und in den folgenden
Jahren erbaut: S. Salvatore vor dem Onophriusbrunnen (Fig. 105). Der schöne in drei Bogen
gegliederte Giebel ist, wie wir noch sehen werden, eine Entlehnung vom Dome von Sebenico
und der Rundbogenfries der Längswände gar von einem romanischen Dome. Auch das
Portal ist entlehnt, und wenn wir wie Burkhardt mit dem Maßstabe folgerichtiger Klassi-
zität messen wollten, so würden wir nur ein Kompendium von Fehlern vor uns sehen, so
z. B. daß die Pilaster des zweiten Geschosses auf Konsolen stehen, daß das Radfenster das

16*
 
Annotationen