H. For.NESics Sludien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur uud Plastik des XV.Jhs. in Dalmatien I 29
wohl nicht nachgewiesen ist, da!3 es sich nicht bei dem in diesem Jahre genannten Andrea
di Niccolö um einen Namensvetter handelt.
Als völlig gesicherte Persönlichkeit tritt er uns in einem schon erwähnten lvontrakt
entgegen, in dem er sich verpflichtet, von Giorgio begonnene Statuen und anderes zu Ende
zu führen, also in nicht mehr ganz untergeordneter Stellung184).
Das erste gesicherte und erhaltene Werk Andrea Alexis ist das 1467 (Inschrift Anh. III,
Nr. 5) vollendete Baptisterium in Traü. Wir hatten schon früher Gelegenheit, über die Vor-
halle des Domes zu sprechen (vgl. S. 29). An die nördliche §chmalseite dieser Halle185)
sollte die Taufkirche angegliedert werden. Man mußte also den nördlich gelegenen Seiten-
bogen zumauern. Andrea hat diese Wand in einer Weise dekoriert, die den Einfluß ge-
wisser Bauteile des Diokletianischen Palastes in Spalato deutlich erkennen läßt.
Die untere Hälfte dieser Wand wird fast in ihrer g-anzen Breite von der in das Bapti-
sterium führenden und mit einem geraden Sturz geschlossenen Türe eingenommen. Dieser
wird von einem Frucht- und Blattgewinde umrahmt, das aus zwei Amphoren entspringt.
Über der Türe verläuft ein Gesims, das in seiner plumpen Form den Anschein erweckt,
als hätte es Andrea mit Rücksicht auf die romanische oder besser protogotische Umgebung
so gestaltet. Deutlich ist diese Anlehnung an den Kapitellen erkennbar, die auf den mit
schuppenartigen Blättern überzogenen Diensten ruhen.
Diese Stilmischung ist so merkwürdig, daß Venturi186) die Türrahmung für antike
Spolien, das Gesims gar für romanisch halten konnte und seinen Spott über alle jene er-
goß, die glauben, daß auch diese Teile von Andrea Alexi seien.
Er bedenkt dabei nicht, daß in fomanischer Zeit die Vorhalle doch offen war, was ein
Gesims an dieser Stelle natürlich ausschließt. Aber abgesehen von diesem äußern Grunde
entspricht d.ie Wanddekoration mit den flachen Muschel-, Nischen- und dem Fruchtkranz
in der Türrahmung vollkommen dem Stile des Andrea Alexi187).
Die Gestaltung des Innern wird von der eigenartigen Konstruktion der Declte be-
herrscht (Fig. 107)., Ihrer Form nach möchte man sie für eine Spitztonne halten; betrachten
wir aber ihre Konstruktion genauer, so finden wir, daß
es sich hier überhaupt nicht um ein Gewölbe im eigent-
lichen Sinne des Wortes handelt. Es sind vielmehr große
gebogene Steinplatten kartenhausartig gegeneinander ge-
stellt, so daß je vier oder auch mehr eine Gurte bilden.
Zehn solche Gurten bilden, eng aneinander gereiht, die
Wölbung. Wir erinnern uns, diese merkwürdige Gewölbs-
bildung bereits bei der Sakristei Giorgios über der Halle
im Untergeschoß angetroffen zu haben (vgi. S. 66). Dort
war die Wölbung im flachen Segmentbogen ausgeführt
und dadurch ein ganz ungeheuerer Seitenschub erreicht worden, dem nur durch eine
so große Aufmauerung, wie sie eben das ganze Sakristeigebäude bot, begegnet werden
konnte. Dadurch, daß Alexi seine Wölbung im Spitzbogen ausg-eführt hat, konnte er
Fig. 107 Schematisclie Darstellung
der Gewölbekonstruktion im Baptisterium
zu Traü
l84) Über seinen ersten selbständigen Werken waltet
ein eigener Unstern. Nach Kukulevic, abgedruckt bei
Thieme und Becker, ist er vom 4. Jänner 1448 an in
Spalato bei den Dominikanern beschäftigt, für die er die
Kapelle der hl. Katharina baut, welche nicht mehr er-
halten ist. Ebenso ist die Kapelle in Arbe zerstört, deren
Tnsclirift besagt, daß sie 1454 von Alexi gebaut sei. Jack-
son, Dalmatia . . . ITT, S 233.
1S5) Abgeb. bei Ivekovic I, T. 10 und 31.
18b) Arte XT, S. 43.
187) Auf das große Relief iiber der Tür, die Taufe
Christi darstellend, werden wir später zu sprechen kommen.
Jalirbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. fiir Denkmalpflege 1914
17
wohl nicht nachgewiesen ist, da!3 es sich nicht bei dem in diesem Jahre genannten Andrea
di Niccolö um einen Namensvetter handelt.
Als völlig gesicherte Persönlichkeit tritt er uns in einem schon erwähnten lvontrakt
entgegen, in dem er sich verpflichtet, von Giorgio begonnene Statuen und anderes zu Ende
zu führen, also in nicht mehr ganz untergeordneter Stellung184).
Das erste gesicherte und erhaltene Werk Andrea Alexis ist das 1467 (Inschrift Anh. III,
Nr. 5) vollendete Baptisterium in Traü. Wir hatten schon früher Gelegenheit, über die Vor-
halle des Domes zu sprechen (vgl. S. 29). An die nördliche §chmalseite dieser Halle185)
sollte die Taufkirche angegliedert werden. Man mußte also den nördlich gelegenen Seiten-
bogen zumauern. Andrea hat diese Wand in einer Weise dekoriert, die den Einfluß ge-
wisser Bauteile des Diokletianischen Palastes in Spalato deutlich erkennen läßt.
Die untere Hälfte dieser Wand wird fast in ihrer g-anzen Breite von der in das Bapti-
sterium führenden und mit einem geraden Sturz geschlossenen Türe eingenommen. Dieser
wird von einem Frucht- und Blattgewinde umrahmt, das aus zwei Amphoren entspringt.
Über der Türe verläuft ein Gesims, das in seiner plumpen Form den Anschein erweckt,
als hätte es Andrea mit Rücksicht auf die romanische oder besser protogotische Umgebung
so gestaltet. Deutlich ist diese Anlehnung an den Kapitellen erkennbar, die auf den mit
schuppenartigen Blättern überzogenen Diensten ruhen.
Diese Stilmischung ist so merkwürdig, daß Venturi186) die Türrahmung für antike
Spolien, das Gesims gar für romanisch halten konnte und seinen Spott über alle jene er-
goß, die glauben, daß auch diese Teile von Andrea Alexi seien.
Er bedenkt dabei nicht, daß in fomanischer Zeit die Vorhalle doch offen war, was ein
Gesims an dieser Stelle natürlich ausschließt. Aber abgesehen von diesem äußern Grunde
entspricht d.ie Wanddekoration mit den flachen Muschel-, Nischen- und dem Fruchtkranz
in der Türrahmung vollkommen dem Stile des Andrea Alexi187).
Die Gestaltung des Innern wird von der eigenartigen Konstruktion der Declte be-
herrscht (Fig. 107)., Ihrer Form nach möchte man sie für eine Spitztonne halten; betrachten
wir aber ihre Konstruktion genauer, so finden wir, daß
es sich hier überhaupt nicht um ein Gewölbe im eigent-
lichen Sinne des Wortes handelt. Es sind vielmehr große
gebogene Steinplatten kartenhausartig gegeneinander ge-
stellt, so daß je vier oder auch mehr eine Gurte bilden.
Zehn solche Gurten bilden, eng aneinander gereiht, die
Wölbung. Wir erinnern uns, diese merkwürdige Gewölbs-
bildung bereits bei der Sakristei Giorgios über der Halle
im Untergeschoß angetroffen zu haben (vgi. S. 66). Dort
war die Wölbung im flachen Segmentbogen ausgeführt
und dadurch ein ganz ungeheuerer Seitenschub erreicht worden, dem nur durch eine
so große Aufmauerung, wie sie eben das ganze Sakristeigebäude bot, begegnet werden
konnte. Dadurch, daß Alexi seine Wölbung im Spitzbogen ausg-eführt hat, konnte er
Fig. 107 Schematisclie Darstellung
der Gewölbekonstruktion im Baptisterium
zu Traü
l84) Über seinen ersten selbständigen Werken waltet
ein eigener Unstern. Nach Kukulevic, abgedruckt bei
Thieme und Becker, ist er vom 4. Jänner 1448 an in
Spalato bei den Dominikanern beschäftigt, für die er die
Kapelle der hl. Katharina baut, welche nicht mehr er-
halten ist. Ebenso ist die Kapelle in Arbe zerstört, deren
Tnsclirift besagt, daß sie 1454 von Alexi gebaut sei. Jack-
son, Dalmatia . . . ITT, S 233.
1S5) Abgeb. bei Ivekovic I, T. 10 und 31.
18b) Arte XT, S. 43.
187) Auf das große Relief iiber der Tür, die Taufe
Christi darstellend, werden wir später zu sprechen kommen.
Jalirbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. fiir Denkmalpflege 1914
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