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14° H. Foi.nbsics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jbs. in Dalmatien

zu verteilen, doch sind sie zu abenteuerlichen Bestimmung’en gekommen — von Andrea
Alexi bis Alessandro Vittoria! Dokumentarische Anhaltspunkte fehlen vollständig. Wir
glauben daher am besten zu tun, werin wir mit gänzlicher Beiseitelassung der vorhandenen
Literatur der Frage auf dem hier allein richtigen Wege genauester Stilkritik beizukommen
suchen. Dabei wird es sich zeigen, daß sich die zwölf Statuen in drei streng von einander
geschiedene Gruppen zusämmenfassen lassen.

i. Der hl. Hieronymus (Fig. 118) ist wohl das primitivste Werk dieser Gruppe. Der
Heilige stützt sich in einem ziemlich unglücklich gewählten Stellungsmotiv mit dem rechten
Ellenbogen auf einen Baum. Der Ausdruck des Stofflichen
in seinem Gewande ist ziemlich verfehlt, der kurze Rock
scheint wie ein Brei am Körper herunterzurinnen. Der
Bart ist schematisch und ausdruckslos gehalten. Die nackten
Arme und Unterschenkel sind mager, die starke Lostrennung

der Wade vom Schienbein
auffällig. Der gutmütige Löwe
hat jedenfalls nichts gemein
mit den beiden Trägerlöwen
am Sobota-Grabe.

Derselben Hand I muß
der unbenannte Heilige Nr. 12
zugeschrieben werden (Fig.

119). — Der Übersichtlichkeit
halber wurden die Statuen im
folgenden von 1 —12 nume-
riert, und zwar beziehen sich
die Nummern auf die Nischen
der Kapelle, wobei die unterste
links auf Fig. 112 (S. 137) als
1 gezählt wurde. — Wir sehen
dieselbe unglückliche Haltung,
stünde der Block nicht auf
dem Mantel, so würde er zweifellos umfallen. Die abfallenden

Schultern, der ganz abnorm hohe Bau des Schädels, die stark schattenden Augenbrauen, das
völlig ausdruckslose Auge, die Bartbehandlung und, was man freilich auf der Photographie
nicht sehen kann, die Behandlung- der Hände stimmen völlig mit den an der Figur Nr. 1 ge-
machten Beobachtungen überein. Daneben dieselbe Unbeholfenheit in der Gewandbehandlung,
obwohl der Autor dafür im Johannes Ev. (Nr. 10, Fig. 120) ein besseres Vorbild gehabt zu
haben scheint, denn er gibt seinem Heiligen dasselbe Standmotiv, freilich etwas verschoben,
und bemüht sich, das Kleid über dem linken Knie ähnlich zu bauschen. Das linke Ärmelloch
bildet er genau nach, ebenso die doppelte S-Linie am rechten Saum. Aber was bei seinem
Vorbilde verständlich erscheint, das wird bei ihm unmotiviert, ja fast sinnlos. Man beachte, wie
über dem rechten Bein die Bogenfalten in ganz unmöglicher Weise an der Vertikalfalte totlaufen.

Ebenfalls der Hand I muß auch Johannes der Täufer (Nr. 8) zugeschrieben werden209).
Er dürfte sogar nocli vor der eben besprochenen Statue entstanden sein, denn er stimmt in
209) Abgeb. bei Ivekovid I, T. 26 rechts.

Fig. 115 Profil des Eingangsbogens
der Orsini-Kapelle

Fig. 116 Details aus der Orsini-Kapelle.
Oben das Hauptgesimse, unten das Ge-
simse über den Figurenniscben
 
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