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15° H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien

kehrt hier wieder. fibenso die anmutige Gestaltung vom Sobota-Grab, einen auf der Volute
stehenden Putto, finden wir hier, aber in weit fortgeschrittener Form (Fig. 132). Die Figur
ist nicht mehr zu groß wie am Sobota-Grab, sondern füllt mit dem Füllhorn in der Rechten
und die Linke auf einen Schild gestützt den gegebenen Raum aufs allerbeste. Die Gestalt
selbst, bei aller richtig betonten Muskelanatomie doch kindlich, steht hinter den Putten
Donatellos kaum zurück.

Dasselbe Streben reicher Dekorierung finden wir auch an der Außenseite, an derselben
Stelle, die schon von Giorgio mit dem reichsten Schmuck bedacht worden war, der linken Seiten-
apsis (Fig. 45 auf S. 54). Hier hat Niccolö einen überreichen Fries angebracht. Über einem nach
oben offenen Eierstab stehen immer je zwei Putten nebeneinander, die reiche Fruchtgirlanden
— gleich jenen im Innern — zu tragen haben und gleichzeitig Blasiustrumente spielen.

Besonders merkwürdig ist eine Fi-
gur in der Attitüde eines antiken Fluß-
gottes (Fig. 133).

Aber diese liebevolle Detailausbil-
dung schien einem raschen Fortgange
des Baues wenig günstig, denn wo der
leitende Architekt auch die handwerk-
liche Herstellung so vieler Werkstücke
selbst besorgen muß, kann der Bau nur
langsam fortschreiten. So brachNiccolö
mit der Dekorierung jählings ab und
führte den Fries zwar mit demselben
Profile aber ohne plastischen Schmuck,
Eierstab, Zahnschnitt u. dgl. um die
Apsiden herum (Fig. 45 auf S. 54).

Zu den merkwürdigsten Ubergangsbildungen gehören die großen Fenster der Haupt-
apsis (Fig. 134). Es scheint, daß da von seiten der Bauherren die Forderung erhoben worden
ist, die Fenster mit Maßwerk zu zieren, vielleicht war auch noch eine diesbezügliche Zeichnung
Giorgios vorhanden. Niccolö führt nun das kannelierte und mit einem Kompositkapitell
versehene Trennungssäulchen bis an den Fenstersturz und spannt beiderseits davon ein
Maßwerk ein, das über Kapitell und Kämpfer auf Halbsäulen ruht, die dem Trennungssäulchen
bzw. den Fensterwangen vorgelagert sind. Ahnlich merkwürdigen Mischbildungen begegnen
wir an einem Hause in Padua, an dem wir auch sonst einige Übereinstimmungen mit den
Bauformen Niccolös konstatieren können (Fig. 135).

Das Langhaus war im Innern bis zu dem in den Urkunden immer wieder erwähnten
Blattgesimse vollendet. Sollte das Langhaus mit dem unterdessen bedeutend gehobenen
Chor einigermaßen übereinstimmen, so mußte das Hauptgesimse über den Arkaden höher
gelegt werden. Niccolö tat dies dadurch, daß er ein neues Geschoß über den Arkaden
einfügte und darüber erst das eigentliche Gesimse legte (Fig. 136). An sich war die Anlage
einer solchen den Triphoriengalerien des Nordens analogen Anlage in Dalmatien nichts
Neues, wir finden sie in den Matronäen in Zara und Curzola vorgebildet, allein in dieser
Zeit und dieser Gestaltung sind sie völlig neu. Daß der Architekt sie auch lediglich als
dekoratives Element gedacht hat, erhellt daraus, daß sie unzugänglich sind. Als Träger des
Architravs über diesen Emporenfenstern benützt er an der Vorderseite triglyphenartig
 
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