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152 H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschicbte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien

konstruktiv gewiß nicht einwandfreie Bauart, hat zur Folge, daß diese auf die schmalste
Seite gestellten und durch den gewaltigen Vertikaldruck der ganzen Übermauerung und
des Gewölbes belasteten und überdies noch fensterartig durchbrochenen Quadern beim
geringsten Nachgeben des Bogens darunter, abgedrückt werden und Sprünge bekommen.
Dies ist tatsächlich fast bei allen diesen Emporen der Fall und eine für den Bestand des
Denkmals sehr bedenkliche Tatsache. Unter den Fensteröffnungen und über dem Blattfries
Giorgios verläuft ein dichter Kranz symmetrisch angeordneter Lorbeerblätter. Von diesem
aus mehrfachen Gründen interresanten Motiv werden wir später noch zu sprechen haben.

Die durch die Anlage dieser Emporen
gebotene Erhöhung der Seitenschiffe mußte
natürlich auch an der Außenseite des Domes
zur Erscheinung kommen (Fig. 137). Die
Seitenwände wurden daher über dem alten
Spitzbogenfries des Giorgio, der sichtlich
früher den Abschluß hätte bilden sollen,
erhöht, so daß eine Art von Attika ent-
stand, die ihrerseits durch ein kräftiges
Gesimse abgeschlossen wurde. Dabei wurde
auf die Strebepfeiler im unteren Teile
keine Rücksicht genommen, sondern die
Aufmauerung glatt durchgeführt.

2. Das Kranzmotiv

Über dem letztgeschilderten, attika-
artigen Aufbau mußte ein neues Kranz-
gesimse geschaffen werden. Wir begegnen
an diesem einer sehr feinen und doch kräf-
tigen Profilierung, die sich als eine Weiter-
bildung der Gesimsform in der Orsini-
Kapelle zu Traü erweist (Fig. 138). Es ist
dies die für jene Zeit charakteristische und
fast ausschließlich gültige Form, mit be-
sonders reicher Dekorierung im Detail.
Ihre Grundform hat sich an den Bauten Brunelleschis herausgebildet und erhielt in seiner
Pazzikapelle ihre klassische Ausbildung. Nebenher entstanden, besonders im Donatellokreis
und in der Robbiawerkstatt, verschiedene freiere oder beinahe barock anmutende Gesims-
bildungen, die aber später keine Nachfolge fanden. Die Formen Brunelleschis dagegen
wurden mit nur sehr geringen Varianten bis Bramante immer wiederholt224).

Ein Motiv hat aber Niccolö Fiorentino diesem festen Kanon aus eigenem hinzugefügt,
den unter dem Gesimse verlaufenden Fruchtkranz.

224) An diese Formen schließen alle späteren Archi- Portico von S. Pancrazio in Florenz, an der Capella und am
tekten an: Michelozzo an der Eingangstür zur Riccardi- Palazzo Rucellai, Giuliano da Majano: S. Fina in S. Gimi-
Capella, der Capella del Crocefisso in S. Miniato, der Sakri- gnano — Benedetto da Majano: Palazzo vecchio, porta della
stei in S. Alarco — L. B. Alberti an Maria Novella, am udienza — usw. bis Bramante: S. Satiro.
 
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