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H. Fot.nesics Studien zur Entwicklungsgeschichte etc.

ist ein eingeschobener Lichtkranz zwischen
dem Auflager der Kuppel und dem über den
Pendantives liegenden Sprengring. Da die
Florentiner Kuppel sich nicht über einer
Vicrung, sondern über einem Achteck erhebt
und selbst ein achteckiges Klostergewölbe
bildet, demnach keine Überführung eines
Grundquadrates in das Polygon erfolgt, kann
auch von einem Tambour keine Rede sein
und der Aufbau mit den Kreisfenstern ist
einfach eine Höherführung der acht Seiten-
wände. Der wirkliche Tambour entwickelt
sich vielmehr erst später und erreicht dann
bei Bramante seine klassische Ausbildung233).
Und völlig losgelöst von dieser Entwicklung,
zur Zeit als Bramante fast noch Knabe war,
baut ein Architekt, von dem man bis heute
so gut wie gar nichts wußte, eine Kuppel
über einem voll ausgebildeten Tambour und
nimmt so eine Lösung vorweg, die erst durch
die Peterskirche für alle Zeiten gefunden
wurde284).

Diese Tat Niccolös müßte uns als ein
Wunder erscheinen, wenn wir nicht in einem
anderen von ihm ausgeführten Bau eine ge-
wisse Vorstufe für seine Kuppel fänden. Denn
im Jahre 1472, also nach Fertigstellung der
Orsini-Kapelle, ist Meister Niccolö gemeinsam
mit Andrea Alexi nach Spalato berufen wor-
den, um den Kampanile zu restaurieren285).
Von dieser Restaurierung scheint — wenig-
stens ist es niemals angezweifelt worden —
der obere achteckige Abschluß des Turmes
zu stammen. Leider ist bei der letzten Re-
staurierung unter Hauser gerade dieses obere
Turmgeschoß in völlig veränderter Gestalt,

233) S. Maria delle j>razie in Mailand, Peterskuppel.

234) Über die byzantinisehen Kuppelbauten mit Tam-
bour hat Wulff, Die Koimesiskirche von Nicäa und Strzy-
gowski, Kleinasien, ein Neuland der Kunst, gehandelt.
Doch fiihrt von diesen Bauten entschieden keine Brücke

zu den Kuppelbauten der Renais-
sance, diese stellen vielmehr eine

Fig- x43 Aufriß selbständige Lösung derselben Auf-

des Domkampanile gabe dar.

zu Spalato vor 235) Eitelberger, S. 266 und

dem Umbau. Jackson II, S. 53.
 
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