H. Folnesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien l6l
nämlich „im Stile besser zu dem übrig'en Turme passend“, ausg"eführt worden, so daß wir
für das Aussehen von Niccolös Aufbau nur mehr eine anläßlich der erwähnten Restaurierung
angefertigte und inVerwahrung der k. k. Zentralkommission behndliche Maßaufnahme (Fig. 143)
heranziehen können. Wir erkennen aus ihr, daß der achteckige Aufbau an jeder Seite durch
ein fast rundbogiges Fenster durchbrochen und nach oben durch ein Kranzgesimse ab-
geschlossen wird, dessen Fries und Architrav ganz den Formen der benachbarten antiken
Bauten des Diokletianischen Palastes nachgebildet sind. Nur das eigentliche Gesimse emanzi-
piert sich von seinem antiken Vor-
bilde und folgt dem weniger wuch-
tigen Kanon der Frührenaissance.
Das achteckige Pyramidendach ist
aus acht großen dreieckigen Qua-
dern zusammengesetzt236).
Es ist ganz klar, daß dieser
kleine Aufbau die Vorstufe für
die Kuppel von Sebenico gebildet
hat, denn in allem Wesentlichen
stimmt er überein. Er hat den
achteckigen von Fenstern durch-
brochenen Tambour (eine Bezeich-
nung, die hier freilich nur im
Hinblicke auf Sebenico verwendet
werden darf) und wird durch eine
aus Platten zusammengesetzte
Pyramide oder, man kann fast
sagen, Kuppel überdeckt237).
Aber aus diesen bescheidenen
Ansätzen eine Kuppel, wie die
von Sebenico, entwickelt zu haben,
das war eine Tat, die allein hin-
reicht, Meister Niccolö einen her-
vorragenden Platz unter den Nach-
folgern Brunellescllis einzuräumen. F>g- 144 Fassade des Domes vou Sebenico
5. Die Fassade und ihre Einwirkung aufVenedig
Älinlich interesssant wie die Kuppellösung, durch ihr vorbildliches Weiterwirken aber
entwicklungsgeschichtlich noch bedeutungsvoller, ist die Gestaltung der Fassade (Fig. 144).
Das untere Geschoß mußte Niccolö als bereits fertiggestellt übernehmen. Er schloß es nur
mit seinem vorhin besprochenen Kranzgesimse ab. Darüber führte er die beiden mittleren
236) Diese Konstruktion ist noch deutlicher nuf der
unabhängig von der liier reproduzierten Aufnahme ent-
standenen Skizze Jacksons, II, S. 52 erkennbar.
23T) Die Idee dieser Eindeckungsart ist nicht neu. In
identischer Weise ist der Ziborienaltar im Dom zu Arbe,
ein aus der späten Völkerwanderungszeit stammender Bau
Jalirbucli dcs kunstbist. Tnstituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege
(abgeb. in Gurlitt, Denkmäler der Kunst in Dalmatien, und
bei Frey in der Allg. Bauzeitung 1912, Heft 3) überdacht.
Da die Tätigkeit des Andrea Alexi in Arbe urkundlich
feststeht (vgl. S. 129 Note 184), so ist es sehr wahrschein-
lich, daß er diesen konstruktiven Gedanken nacli Spalato
übertragen hat.
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nämlich „im Stile besser zu dem übrig'en Turme passend“, ausg"eführt worden, so daß wir
für das Aussehen von Niccolös Aufbau nur mehr eine anläßlich der erwähnten Restaurierung
angefertigte und inVerwahrung der k. k. Zentralkommission behndliche Maßaufnahme (Fig. 143)
heranziehen können. Wir erkennen aus ihr, daß der achteckige Aufbau an jeder Seite durch
ein fast rundbogiges Fenster durchbrochen und nach oben durch ein Kranzgesimse ab-
geschlossen wird, dessen Fries und Architrav ganz den Formen der benachbarten antiken
Bauten des Diokletianischen Palastes nachgebildet sind. Nur das eigentliche Gesimse emanzi-
piert sich von seinem antiken Vor-
bilde und folgt dem weniger wuch-
tigen Kanon der Frührenaissance.
Das achteckige Pyramidendach ist
aus acht großen dreieckigen Qua-
dern zusammengesetzt236).
Es ist ganz klar, daß dieser
kleine Aufbau die Vorstufe für
die Kuppel von Sebenico gebildet
hat, denn in allem Wesentlichen
stimmt er überein. Er hat den
achteckigen von Fenstern durch-
brochenen Tambour (eine Bezeich-
nung, die hier freilich nur im
Hinblicke auf Sebenico verwendet
werden darf) und wird durch eine
aus Platten zusammengesetzte
Pyramide oder, man kann fast
sagen, Kuppel überdeckt237).
Aber aus diesen bescheidenen
Ansätzen eine Kuppel, wie die
von Sebenico, entwickelt zu haben,
das war eine Tat, die allein hin-
reicht, Meister Niccolö einen her-
vorragenden Platz unter den Nach-
folgern Brunellescllis einzuräumen. F>g- 144 Fassade des Domes vou Sebenico
5. Die Fassade und ihre Einwirkung aufVenedig
Älinlich interesssant wie die Kuppellösung, durch ihr vorbildliches Weiterwirken aber
entwicklungsgeschichtlich noch bedeutungsvoller, ist die Gestaltung der Fassade (Fig. 144).
Das untere Geschoß mußte Niccolö als bereits fertiggestellt übernehmen. Er schloß es nur
mit seinem vorhin besprochenen Kranzgesimse ab. Darüber führte er die beiden mittleren
236) Diese Konstruktion ist noch deutlicher nuf der
unabhängig von der liier reproduzierten Aufnahme ent-
standenen Skizze Jacksons, II, S. 52 erkennbar.
23T) Die Idee dieser Eindeckungsart ist nicht neu. In
identischer Weise ist der Ziborienaltar im Dom zu Arbe,
ein aus der späten Völkerwanderungszeit stammender Bau
Jalirbucli dcs kunstbist. Tnstituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege
(abgeb. in Gurlitt, Denkmäler der Kunst in Dalmatien, und
bei Frey in der Allg. Bauzeitung 1912, Heft 3) überdacht.
Da die Tätigkeit des Andrea Alexi in Arbe urkundlich
feststeht (vgl. S. 129 Note 184), so ist es sehr wahrschein-
lich, daß er diesen konstruktiven Gedanken nacli Spalato
übertragen hat.
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