H. Foi.nesics Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien 163
gemahnt2311). Dem auf diese Weise vorbereiteten Formempfinden Venedigs mußte die
Lösung Niccolös als eine Offenbarung erscheinen und so können wir beobachten, daß die
Fassade von Sebenico schon vor ihrer Fertigstellung auf Venedig einzuwirken beginnt240).
Der erste Bau, an dem wir diese Einwirkung konstatieren können, ist S. Michele auf
der Friedhofinsel (Fig. 147).
Die Baudaten dieser Kirche sind folgende241):
1477 werden mehrere Schiffsladungen istrianischen Steines bestellt.
1477 September, schreibt Pietro Delfino an P. Donä nach Ravenna von der außerordent-
lichen Schönheit de.s bisher gebauten Teiles.
Fig. 146 Die Frarikirche zu Yenedig
Gleichzeitig treten pekuniäre Schwierigkeiten ein, so daß der Bau unterbrochen wird.
1481 geschehen Geldstiftungen für die fabbrica.
1485 Stiftung für den Chorbau.
1499 wird das goldene Kreuz „sopra la facciata“ gestiftet.
1499 Juli 31, Inschrift innen unter der Decke.
Die Baudaten beweisen also, daß mindestens der obere Teil der Fassade — für den
unteren kam ja der noch gotische in Sebenico ohnedies nicht in Betracht — später gebaut
wurde als die Fassade in Sebenico242). Die Abhängigkeit der Fassade S. Micheles von der in
Sebenico ist so schlagend, daß es überflüssig erscheint, auf die einzelnen Übereinstimmungen
hinzuweisen. In der Durchbildung des einzelnen zeigt sich Moro Carducci, der Baumeister von
239) Gut abgebildet in dem eben erscheinenden Werke
Folnesics-Planiscig, Die Kunstdenkmale Istriens.
24°) Dieser Umstand und die ererbte Anschauung,
daß unbedingt Venedig der gebende und Dalmatien der
empfangende Teil sein müsse, brachten es mit sich, daß
die Priorität Sebenicos mit Ausnahme von Gurlitt, Denk-
mäler der Kunst in Dalmatien, bisher unbeachtet blieb.
241) Nach Paoletti, 11 Rinascimento in Venezia II,
pag. 164 ff.
242) Daß der obere Teil des Giebels in Sebenico erst
von Johannes Masticevich 1535 vollendet wurde, tut dem
keinen Abbruch, denn dabei handelte es sich ja um die
B'ertigstellung einer längst projektierten Sache.
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gemahnt2311). Dem auf diese Weise vorbereiteten Formempfinden Venedigs mußte die
Lösung Niccolös als eine Offenbarung erscheinen und so können wir beobachten, daß die
Fassade von Sebenico schon vor ihrer Fertigstellung auf Venedig einzuwirken beginnt240).
Der erste Bau, an dem wir diese Einwirkung konstatieren können, ist S. Michele auf
der Friedhofinsel (Fig. 147).
Die Baudaten dieser Kirche sind folgende241):
1477 werden mehrere Schiffsladungen istrianischen Steines bestellt.
1477 September, schreibt Pietro Delfino an P. Donä nach Ravenna von der außerordent-
lichen Schönheit de.s bisher gebauten Teiles.
Fig. 146 Die Frarikirche zu Yenedig
Gleichzeitig treten pekuniäre Schwierigkeiten ein, so daß der Bau unterbrochen wird.
1481 geschehen Geldstiftungen für die fabbrica.
1485 Stiftung für den Chorbau.
1499 wird das goldene Kreuz „sopra la facciata“ gestiftet.
1499 Juli 31, Inschrift innen unter der Decke.
Die Baudaten beweisen also, daß mindestens der obere Teil der Fassade — für den
unteren kam ja der noch gotische in Sebenico ohnedies nicht in Betracht — später gebaut
wurde als die Fassade in Sebenico242). Die Abhängigkeit der Fassade S. Micheles von der in
Sebenico ist so schlagend, daß es überflüssig erscheint, auf die einzelnen Übereinstimmungen
hinzuweisen. In der Durchbildung des einzelnen zeigt sich Moro Carducci, der Baumeister von
239) Gut abgebildet in dem eben erscheinenden Werke
Folnesics-Planiscig, Die Kunstdenkmale Istriens.
24°) Dieser Umstand und die ererbte Anschauung,
daß unbedingt Venedig der gebende und Dalmatien der
empfangende Teil sein müsse, brachten es mit sich, daß
die Priorität Sebenicos mit Ausnahme von Gurlitt, Denk-
mäler der Kunst in Dalmatien, bisher unbeachtet blieb.
241) Nach Paoletti, 11 Rinascimento in Venezia II,
pag. 164 ff.
242) Daß der obere Teil des Giebels in Sebenico erst
von Johannes Masticevich 1535 vollendet wurde, tut dem
keinen Abbruch, denn dabei handelte es sich ja um die
B'ertigstellung einer längst projektierten Sache.
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