H. Fot.nESICS Studien zur Entwicldungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. Jhs. in Dalmatien I71
und in der Behandlung des Nackten schon Michelangelo nahekommt. Raumanordnung und
Architektur haben in dem Herodiasrelief in Siena unmittelbare Analogien.“
Scheinbar von diesen Worten beeinflußt zeigt sich Venturi254). Er findet eine besondere
Ahnlichkeit zwischen der weiblichen Figur im Hintergrunde und der Salome in Siena. Uns
scheint das Tertium comparationis darin zu liegen, daß in beiden Fällen ein Weib dar-
gestellt ist. Denn sonst können wir in der lebendig bewegten, fast zur Freifigur heraus-
gearbeiteten Salome und der ruhig stehenden in flachstem Relief gegebenen Gestalt der
Geißelung nicht die geringste Übereinstimmung erblicken. Man wende nicht dagegen ein,
daß das andere Material — die Bronze im Relief von Siena — eine andere Ausführung
Fig. 151 Geißelung Cbristi. Marmorrelief im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin
bedinge; wie Donatello in Marmor verfuhr, zeigt uns die Figur der hl. Margareta am Unter-
bau des S. Giorgiotabernakels. Hier erkennen wir auf den ersten Blick dieselbe Hand wie
an der Salome. Nicht die Gleichheit der Hände, sondern der zwingende Beweis der Un-
gleichheit scheint mir aus dieser Gegenüberstellung hervorzugehen. Aus dem eben er-
schienenen Kataloge255) erfahren wir noch, daß es in seinem früheren Standorte in der
Casa Peruzzi für ein Werk Miclielangelos galt. Diese ursprüngliche Bezeichnung beweist,
daß nicht etwa eine alte Familientraditon auf Donatello zurückführt, die Bestimmung viel
mehr auf der stilistischen Ähnlichkeit mit Werken Donatellos basiert ist256). Daß aber die
254) Storia dell’ Arte italiana VI, pag. 255. 236) Die Übereinstimmung dieses Reliefs mit dem
255) Die italienischen und spanischen Bildwerke der Werke Giorgios in Spalato ist auch Frey aufgefallen (S. 116).
Renaissance und des Barocks, v. Frieda Schottmüller Da er aber an der Autorschaft Donatellos festhält, komrnt
1913, S. 15. er zu der Ansicht, in Giorgio einen Nachahmer Donalellos
und in der Behandlung des Nackten schon Michelangelo nahekommt. Raumanordnung und
Architektur haben in dem Herodiasrelief in Siena unmittelbare Analogien.“
Scheinbar von diesen Worten beeinflußt zeigt sich Venturi254). Er findet eine besondere
Ahnlichkeit zwischen der weiblichen Figur im Hintergrunde und der Salome in Siena. Uns
scheint das Tertium comparationis darin zu liegen, daß in beiden Fällen ein Weib dar-
gestellt ist. Denn sonst können wir in der lebendig bewegten, fast zur Freifigur heraus-
gearbeiteten Salome und der ruhig stehenden in flachstem Relief gegebenen Gestalt der
Geißelung nicht die geringste Übereinstimmung erblicken. Man wende nicht dagegen ein,
daß das andere Material — die Bronze im Relief von Siena — eine andere Ausführung
Fig. 151 Geißelung Cbristi. Marmorrelief im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin
bedinge; wie Donatello in Marmor verfuhr, zeigt uns die Figur der hl. Margareta am Unter-
bau des S. Giorgiotabernakels. Hier erkennen wir auf den ersten Blick dieselbe Hand wie
an der Salome. Nicht die Gleichheit der Hände, sondern der zwingende Beweis der Un-
gleichheit scheint mir aus dieser Gegenüberstellung hervorzugehen. Aus dem eben er-
schienenen Kataloge255) erfahren wir noch, daß es in seinem früheren Standorte in der
Casa Peruzzi für ein Werk Miclielangelos galt. Diese ursprüngliche Bezeichnung beweist,
daß nicht etwa eine alte Familientraditon auf Donatello zurückführt, die Bestimmung viel
mehr auf der stilistischen Ähnlichkeit mit Werken Donatellos basiert ist256). Daß aber die
254) Storia dell’ Arte italiana VI, pag. 255. 236) Die Übereinstimmung dieses Reliefs mit dem
255) Die italienischen und spanischen Bildwerke der Werke Giorgios in Spalato ist auch Frey aufgefallen (S. 116).
Renaissance und des Barocks, v. Frieda Schottmüller Da er aber an der Autorschaft Donatellos festhält, komrnt
1913, S. 15. er zu der Ansicht, in Giorgio einen Nachahmer Donalellos