H. Fot.nesIcs Studien zur Entwicklungsgeschichte der Architektur und Plastik des XV. jhs. in Dalmatien 175
herrschend finden im Gegensatz zu der später allein gültigen Dreiteilung. Die etwas erhöhte
Ballustrade ruht auf einem Lorberkranz ähnlich dem der besprochenen Gesimse. Im Zu-
sammenhange mit diesen Chorschranken sind auch die Chorstühle gearbeitet.
Diese überaus zierliche Arbeit, ein Juwel der Kleinarchitektur, wie es nur die Früh-
renaissence zu bilden imstande war, scheint die letzte Arbeit gewesen zu sein, die der
große Florentiner Meister für den Dom von Sebenico geschaffen hat261).
Ein weiteres der vorerwähnten kleineren Werke ist das Außentabernakel der Kirche
S. Giovanni in Sebenico und muß wohl mit Sicherheit dem Niccolö zugeschrieben werden262).
Wir finden hier denselben vertikal angebrachten Eierstab, wie wir ihn an der Kanzella
gesehen haben, eine willkürliche Bildung Donatellos, die am Verkündungstabernakel in
S. Croce zuerst vorkommt; es wiederholt sich die Blumenzeichnung am Geison, die wir an
allen Gesimsen Niccolös kennen (Fig, 116, 138 auf S. 140 u. 153). Der etwas zu klein geratene
(wie übrigens auch an den Seitenschiffen des Domes) bekrönende Bogen mit dem Lamm ist
ganz den Giebeln der Kathedrale nachgebildet, auch der Lorbeerkranz, aus dem plötzlich
Beeren herausbrechen, findet seine Analogie in dem Gesimse am Dom. Übereinstimmend
sind ferner die Voluten und auch der gedrehte Kandelaber ausTraü kehrt als Akrotherion hier
wieder. Besonders sorgfältig sind die Frucht-
gehänge an den beiden Pilastern gearbeitet.
Diesem ähnlich ist das Blumengehänge
an einem Portale gebildet, das der Tra-
dition zufolge den Eingang in das Haus
Giorgio Orsinis gebildet hat und das bis-
her als sein Werk galt, für ihn aber etwas
zu fortgeschritten erscheint263). In Blumen-
girlanden hat sich ein kleiner Bär, ein
Orsino gefangen, in den Gehängen zu
beiden Seiten finden wir Meißel und
Hammer, die Wahrzeichen des Mannes,
der den herabgekommenen Zweig der
Familie der Orsini wieder zu Ehren ge-
bracht hatte.
Der letzte der großen dalmatinischen
Meister hat damit seinem Vorgänger ein
Denkmal gesetzt.
D. Meister Niccolos Stellung in der Kunstgeschichte
Damit ist alles erschöpft, was wir vorläufig von Werken Niccolös, des Florentiners, fest-
stellen konnten. Über seinen Lebenslauf sind wir bis auf die Baunachrichten, die sich aus
den Urkunden ergeben, völlig im ungewissen. Doch seine Werke sprechen eine so deut-
liche Sprache, daß wenigstens über seine künstlerische Heimat kein Zweifel herrschen kann.
Er muß zweifellos den letzten Stil Donatellos gekannt haben, kann also kaum vor 1460
Florenz verlassen haben. Damit stimmt auch überein, daß wir in Traü seinen Namen zum
ersten Male im Jahre 1468 genannt finden.
2Ü1) Wie verschoben die Ansichlen über die dalma- GiOrgio zuschreibt.
tinische Kunst bisher waren, kann man daraus ersehen, 2ti2) Abgeb. bei Ivekovid III, T. 108.
daß Venturi, L’ Arte XI, S. 36 diese Kanzellen dem 2C3) Abgel). bei Ivekovid III, T. 91.
herrschend finden im Gegensatz zu der später allein gültigen Dreiteilung. Die etwas erhöhte
Ballustrade ruht auf einem Lorberkranz ähnlich dem der besprochenen Gesimse. Im Zu-
sammenhange mit diesen Chorschranken sind auch die Chorstühle gearbeitet.
Diese überaus zierliche Arbeit, ein Juwel der Kleinarchitektur, wie es nur die Früh-
renaissence zu bilden imstande war, scheint die letzte Arbeit gewesen zu sein, die der
große Florentiner Meister für den Dom von Sebenico geschaffen hat261).
Ein weiteres der vorerwähnten kleineren Werke ist das Außentabernakel der Kirche
S. Giovanni in Sebenico und muß wohl mit Sicherheit dem Niccolö zugeschrieben werden262).
Wir finden hier denselben vertikal angebrachten Eierstab, wie wir ihn an der Kanzella
gesehen haben, eine willkürliche Bildung Donatellos, die am Verkündungstabernakel in
S. Croce zuerst vorkommt; es wiederholt sich die Blumenzeichnung am Geison, die wir an
allen Gesimsen Niccolös kennen (Fig, 116, 138 auf S. 140 u. 153). Der etwas zu klein geratene
(wie übrigens auch an den Seitenschiffen des Domes) bekrönende Bogen mit dem Lamm ist
ganz den Giebeln der Kathedrale nachgebildet, auch der Lorbeerkranz, aus dem plötzlich
Beeren herausbrechen, findet seine Analogie in dem Gesimse am Dom. Übereinstimmend
sind ferner die Voluten und auch der gedrehte Kandelaber ausTraü kehrt als Akrotherion hier
wieder. Besonders sorgfältig sind die Frucht-
gehänge an den beiden Pilastern gearbeitet.
Diesem ähnlich ist das Blumengehänge
an einem Portale gebildet, das der Tra-
dition zufolge den Eingang in das Haus
Giorgio Orsinis gebildet hat und das bis-
her als sein Werk galt, für ihn aber etwas
zu fortgeschritten erscheint263). In Blumen-
girlanden hat sich ein kleiner Bär, ein
Orsino gefangen, in den Gehängen zu
beiden Seiten finden wir Meißel und
Hammer, die Wahrzeichen des Mannes,
der den herabgekommenen Zweig der
Familie der Orsini wieder zu Ehren ge-
bracht hatte.
Der letzte der großen dalmatinischen
Meister hat damit seinem Vorgänger ein
Denkmal gesetzt.
D. Meister Niccolos Stellung in der Kunstgeschichte
Damit ist alles erschöpft, was wir vorläufig von Werken Niccolös, des Florentiners, fest-
stellen konnten. Über seinen Lebenslauf sind wir bis auf die Baunachrichten, die sich aus
den Urkunden ergeben, völlig im ungewissen. Doch seine Werke sprechen eine so deut-
liche Sprache, daß wenigstens über seine künstlerische Heimat kein Zweifel herrschen kann.
Er muß zweifellos den letzten Stil Donatellos gekannt haben, kann also kaum vor 1460
Florenz verlassen haben. Damit stimmt auch überein, daß wir in Traü seinen Namen zum
ersten Male im Jahre 1468 genannt finden.
2Ü1) Wie verschoben die Ansichlen über die dalma- GiOrgio zuschreibt.
tinische Kunst bisher waren, kann man daraus ersehen, 2ti2) Abgeb. bei Ivekovid III, T. 108.
daß Venturi, L’ Arte XI, S. 36 diese Kanzellen dem 2C3) Abgel). bei Ivekovid III, T. 91.