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Leo Planiscig Die Sammlung Fischel, Wien

treten ist. Doch ist die
Qualität der ihm zugeschrie-
benen Werke nicht immer
auf derselben Höhe. Daher
rtihrt die gewisse Mißach-
tung, die diesem Künstler
auch seitens der Fachmän-
ner entgegengebracht wird.
Wir sind zwar noch sehr
spärlich über die venezia-
nische Malerei des XVII. Jhs.
unterrichtet, wir wissen
kaum mit Sicherheit, welche
Entwicklung diese zwischen
Tintoretto und Tiepolo
durchgemacht hat, noch
können wir die Werke der
einzelnen Ktinstler mit Be-
stimmtheit trennen. Was
aber jene betrifft, die unter
dem Namen Carpioni in un-
zähligen Exemplaren in den

Fig. 40 Antonio Bellucci, Die Familie Recanati

verschiedensten Galerien hängen, so können wir
schon heute behaupten, daß es in Venedig und im
Veneto eine Carpioniwerkstatt, ähnlich etwa jener
der Bassani, gegeben hat. Die eigenhändigen Bilder
Carpionis daraus zu sondern, würde fördernd ftir
diesen genialen Meister des venezianischen Seicento
wirken und ihn, der aus dem Manierismus des Pado-
vanino hervorging und nicht unbeeinflußt von dem
französisch-römischen Geiste Poussins blieb, in ein
ganz neues Licht rücken. — Zu den eigenhändigen
Werken und dazu noch zu den besten, die ich kenne,
gehört das hier veröffentlichte (Fig. 37).

Dargestellt ist eine in der Carpionibottega un-
gemein häufig wiederkehrende Szene mythologischen
lnhaltes, die, soweit mir bekannt ist, auch von
älteren Schriftstellern nicht gedeutet wurde. Sie
wird gewöhnlich als die Darstellung des Traum-
gottes (La casa del sonno) bezeichnet, ohne dieselbe
in irgend einen literarischen Zusammenhang zu
bringen5). Es ist deshalb nicht uninteressant festzu-
stellen, daß es sich hier um den bildlichen Kom-

5) Unlängst hat Hermann Voss bei der Besprecliung
einer Zeichnnng von jacopo Zucchi in der Zeitschrift für
bildende Kunst (N. F. Bd. XXVI., Heft 7) die Darstellung
der „casa del sonno“ nach den Angaben Vasaris und An-
nibal Caros erklärt. Die Beschreibung sowie die Inter-
pretation einer jeden Figur stimmt überail, nur ist bei
diesen Autoren die Darstellung als etwas allgemein Re-
Fig. 41 Antonio Pellegrini, präsentatives, als eine beliebige Allegorie aufgefaßt. — Die

Die Heilung des Gichtbriichigen direkte Anlehnung an Ovid ist Voß entgangen.
 
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