RiCHARD KluRT DoNiN Rnmanisclie Portaie in Niedcrösterreich
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dem XII. Jh. Es fehlen ihnen meistens die ursprünglichen Portale. Nur wenige Portale und
auch diese erst aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kommen für uns in Frage, zwei
Portale zu Liechtenstein, eines in Tulin und Zwettl, drei Portale in Klosterneuburg, zwei in
Heiligenkreuz und Portalreste in Krems.
Liechtenstein: Kapeiienportal und Westtor
Ich stelle das kleine Portal, welches in die Burg- (Pankratius-)Kapelle der Feste Liechten-
stein führt, an erste Stelie, weil es wohl das älteste in ursprünglicher Forrn erhaitene
Portal unseres Landes ist (Fig. i). Außerdem lälßt es sich annähernd genau datieren. Die
Schloßruine wurde zwar in neuester Zeit ausgebaut, doch wurde an dem Portal, wie ältere
Beschreibungen") und Holzschnitte^) be-
weisen, nichts geändert.
Das Portal ist einmal abgetreppt und mit
einer plumpen Viertelsäule und entsprechen-
dem Rundstab besetzt. Das Tympanum ver-
ziert eine durch einfache Schräge gebildete
Vertiefung. Derbe Würfelkapitäle und sehr
steile, für die Frühzeit des Stils charakte-
ristische attische Basen mit plumpen Eck-
knollen vervollständigen den Schmuck. Das
Palmettenornament der Würfelkapitäle ist an
einem andern Kapitäl der Kapelle noch besser
erhalten.
Für die Datierung des Portals bieten die
Kirchen zu Thernberg und Scheiblingkirchen
Anhaltspunkte. Sie liegen gleich Liechten-
stein an der alten von Vindobona südwärts
führenden Römerstraße und haben dieselben
Würfel und steilen Basen wie die Kapelle
zu Liechtenstein. Auch der sonst nur in
Eg'genburg auftretende abgetreppte Rund-
bogenfries hndet sich, leider stark übertüncht,
in Thernberg. Ein Stück Schachbrettfries, ganz gleich dem auf Liechtenstein, hat in
Thernberg* als Stiegenstufe Verwendung gefunden. Da die Kirche von Scheiblingkirchen
zwischen ii6ß'3j und spätestens 1178^) erbaut wurde, können wir unser Portal deshalb in
das dritte Viertel des XII. Jhs. setzen. Der Tradition nach wurde die Burg im Jahre 1165
erbaut'"). Die Stilformen würden nicht dagegen sprechen.
Erwähnt sei noch ein aus einem jetzt vermauerten Gange von der Burg direkt auf
den Felsenabhang führendes Tor, dessen einzigen Schmuck das aus Platte und Schräge
bestehende Kämpfergesims bildet'"). Im alten, gleichgearteten Quadermauerwerk einge-
bettet, ist es mit dem Burgkapellenportal als gleichzeitig anzusehen.
") Sacken, M. A. IX 72; Iig, M. A. XIII 30; I.ind, '^) Gründungsjahrurkunde in M. A. I 45.
M. A. XIV 30; K.arl Fuchs, Die BurgDiechtenstein in Möd- 'b Als Pfarrkirche erwähnt (M. A. IX 82).
ling, M. A. XDI 24; Öst. Top. V 833; Kirchl. Top. (1824), '") Saclren, M. A. IX 72, und Mon. A. V. IX 131.
Bd. Medling, S. 13; Schalk, Bl. f. Landesk. 1833, S. 3 — 26. '") Ein Shnliches Tor in Emhof, in Kunstdenkmale
'b Mon. A. V. IX 131. des Königr. Bayern, Bez. Oberpfalz, V 51 ai'gebildet.
Fig. 3 Tulln, Pfarrkirche, Adlerkapitäl
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dem XII. Jh. Es fehlen ihnen meistens die ursprünglichen Portale. Nur wenige Portale und
auch diese erst aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kommen für uns in Frage, zwei
Portale zu Liechtenstein, eines in Tulin und Zwettl, drei Portale in Klosterneuburg, zwei in
Heiligenkreuz und Portalreste in Krems.
Liechtenstein: Kapeiienportal und Westtor
Ich stelle das kleine Portal, welches in die Burg- (Pankratius-)Kapelle der Feste Liechten-
stein führt, an erste Stelie, weil es wohl das älteste in ursprünglicher Forrn erhaitene
Portal unseres Landes ist (Fig. i). Außerdem lälßt es sich annähernd genau datieren. Die
Schloßruine wurde zwar in neuester Zeit ausgebaut, doch wurde an dem Portal, wie ältere
Beschreibungen") und Holzschnitte^) be-
weisen, nichts geändert.
Das Portal ist einmal abgetreppt und mit
einer plumpen Viertelsäule und entsprechen-
dem Rundstab besetzt. Das Tympanum ver-
ziert eine durch einfache Schräge gebildete
Vertiefung. Derbe Würfelkapitäle und sehr
steile, für die Frühzeit des Stils charakte-
ristische attische Basen mit plumpen Eck-
knollen vervollständigen den Schmuck. Das
Palmettenornament der Würfelkapitäle ist an
einem andern Kapitäl der Kapelle noch besser
erhalten.
Für die Datierung des Portals bieten die
Kirchen zu Thernberg und Scheiblingkirchen
Anhaltspunkte. Sie liegen gleich Liechten-
stein an der alten von Vindobona südwärts
führenden Römerstraße und haben dieselben
Würfel und steilen Basen wie die Kapelle
zu Liechtenstein. Auch der sonst nur in
Eg'genburg auftretende abgetreppte Rund-
bogenfries hndet sich, leider stark übertüncht,
in Thernberg. Ein Stück Schachbrettfries, ganz gleich dem auf Liechtenstein, hat in
Thernberg* als Stiegenstufe Verwendung gefunden. Da die Kirche von Scheiblingkirchen
zwischen ii6ß'3j und spätestens 1178^) erbaut wurde, können wir unser Portal deshalb in
das dritte Viertel des XII. Jhs. setzen. Der Tradition nach wurde die Burg im Jahre 1165
erbaut'"). Die Stilformen würden nicht dagegen sprechen.
Erwähnt sei noch ein aus einem jetzt vermauerten Gange von der Burg direkt auf
den Felsenabhang führendes Tor, dessen einzigen Schmuck das aus Platte und Schräge
bestehende Kämpfergesims bildet'"). Im alten, gleichgearteten Quadermauerwerk einge-
bettet, ist es mit dem Burgkapellenportal als gleichzeitig anzusehen.
") Sacken, M. A. IX 72; Iig, M. A. XIII 30; I.ind, '^) Gründungsjahrurkunde in M. A. I 45.
M. A. XIV 30; K.arl Fuchs, Die BurgDiechtenstein in Möd- 'b Als Pfarrkirche erwähnt (M. A. IX 82).
ling, M. A. XDI 24; Öst. Top. V 833; Kirchl. Top. (1824), '") Saclren, M. A. IX 72, und Mon. A. V. IX 131.
Bd. Medling, S. 13; Schalk, Bl. f. Landesk. 1833, S. 3 — 26. '") Ein Shnliches Tor in Emhof, in Kunstdenkmale
'b Mon. A. V. IX 131. des Königr. Bayern, Bez. Oberpfalz, V 51 ai'gebildet.
Fig. 3 Tulln, Pfarrkirche, Adlerkapitäl