Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANTON MAT&JÖEK Eine neue Handschrift der Salzburger Bertoitgruppe


gehört zweifehos derselben Richtung an, die auch
der Maier des Mürtchener Perikopenbuches vertritt.
Wir können in unserer Handschrift dieselben Merk-
maie der byzantinisierenden Stiirichtung feststeiien,
weiche auch der Maler jenes Buches verrät. Die Be-
handiung der Gesichtspartien, der Hände, der Falten-
legung der Draperien, besonders aber der eckige

charakterisiert, ist in dem PragerPerikopenbuch völlig
verschwunden. Die Form ist nicht durch ihn fest zu-
sammengebunden, die Pinseiführung verrät eher eine
koloristische ais eine zeichnerische Tendenz, die
Pinseispur ist weich, ohne feste Grenzen, die Rundung
der Körper viel gewaltiger, die Modeiiierung stark
ausgeprägt. Sämtiiche Miniaturen der Prager Hand-

Fig. 3 Perikopenbuch.

Piaristenkoilegium in Prag. Foi. 2b: Geburt Christi

Faltenwurf sind beiden Maiern gemeinsam, die Aus-
druckskraft aber und die Art der Formwiedergabe
verschieden. In der Prager Handschrift sind die For-
men sichtlich viei mehr von der Überiieferung, nicht
von dem Stiibewußtsein eingegeben. Untersuchen
wir weiter beide Handschriften auf ihre stiiistische
Eigenart, so konstatieren wir, daß die Formprobieme
der beiden Maler wesentiich verschieden sind. Der
iineare Pinseistrich, der die Münchener Handschrift

schrift beweisen, daß der Maier auf die starke pia-
stische Wirkung der Formen abzieite, daß er auf die
Durchbiidung des Details verzichtete, wogegen der
Maler des Münchener Perikopenbuches, treu seiner
byzantinischen Schuiung, auf die Wiedergabe der
Einzeiheiten, ihres organischen Zusammenhanges
Wert iegte.

Diese Übereinstimmungen und Verschieden-
heiten sind durch zwei Momente zu erklären. Die
 
Annotationen