Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

DOI issue:
I. Theil: Abhandlungen
DOI article:
Kenner, Friedrich: Eduard Freiherr von Sacken
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0267
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
224

Eduard Freiherr von Sacken.

dem veränderten Geschmacke der Zeit entsprechenden Aufstellung (vollendet i852), dieselbe, in welcher
die Besucher der Sammlung die Rüstkammern bis tief in die Siebziger Jahre kannten.

Sie machte eine Umarbeitung des älteren, im Jahre 1819 ausgegebenen Katalogs der Sammlung von
Alois Primisser nöthig. Dieser wurde zwar dem neuen Kataloge zu Grunde gelegt, in manchen Abtheilungen
aber verändert; gänzlich neu gearbeitet wurde der erste Band, der die Rüstungen nebst einer Geschichte
der Sammlung und einem Abrisse der Waffenkunde der betreffenden Epochen, wie er dem damaligen
Stande der Forschung entsprach, umfasste. Der neue Katalog erschien in zwei Bänden im Jahre 1855.1
Der Verfasser, am Schlüsse dieser langwierigen Arbeit im dreissigsten Lebensjahre stehend, wurde von
Seiner Majestät aus diesem Anlasse mit der goldenen Medaille pro literis et artibus ausgezeichnet; die
Fachgenossen nahmen das Werk mit allseitiger Anerkennung auf,2 es hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich
gezogen, und sofort ging Freiherr von Sacken daran, die Hoffnungen, die es angeregt, durch ein neues,
weiter ausgreifendes Unternehmen zu rechtfertigen.

Die wichtigsten Rüstungen sollten nach ihrer neuen Zusammenstellung in Abbildung mit be-
gleitendem Texte vorgeführt werden; ihnen sollten weiter die am meisten hervorragenden Werke der
Kunst und die Geräthschaften der Ambraser-Sammlung folgen. Diese neue Publication, unter den damals
bestehenden schwierigen Verhältnissen des Buchhandels in Lieferungen ausgegeben, von denen eine immer
die Kosten der nächstfolgenden decken musste, nimmt unsere Aufmerksamkeit auch dadurch in Anspruch,
dass sie wohl die erste in Oesterreich war, welche für archäologische Illustration die Photographie in
grossem Umfange benützte. Der erste Theil, die Rüstungen, erschien in zwei Quartbänden, welche in
den Jahren 1859 und 1862 vollständig vorlagen und 128 photographische Tafeln von Andreas Groll mit
entsprechendem Texte biographischen und archäologischen Inhaltes umfassten. Der zweite Theil enthielt in
einem Quartbande die Kunstwerke und Geräthschaften und war um das Jahr 1865 abgeschlossen;3
dem Herausgeber wurde von Seiner Majestät der Chiffrering verliehen.

Es mag sein, dass die Ausgabe in Lieferungen, die sich durch nahe zehn Jahre hinzog, den Eindruck
der Publication in Wien abschwächte. Im Auslande verfehlte sie nicht, Aufsehen zu machen; zum ersten
Male traten die wichtigsten Objecte der mit Recht berühmten Sammlung, auf die vor Kurzem der neue
Katalog die Aufmerksamkeit weiterer Kreise gerichtet hatte, in guten Photographien zu Tage; man an-
erkannte dankbar und rückhaltslos den glücklichen Wurf, den Freiherr von Sacken mit diesem Unter-
nehmen gethan.

In der Zwischenzeit erschienen zwei kleinere Abhandlungen, welche hier genannt werden müssen:
eine Besprechung des sogenannten burgundischen Messornates, der späterhin in die Sammlung über-
tragen wurde,4 und eine Zusammenstellung der in letzterer befindlichen Werke von Albrecht Dürer.5

Konnte im Ganzen und Grossen mit den genannten Werken das Ziel, welches sich Freiherr von
Sacken in Beziehung auf die Ambraser-Sammlung gesetzt hatte, als erreicht gelten, so trat gegen Ende des
Jahres 1863 noch ein Ereigniss hinzu, das für seine Thätigkeit einen Wendepunkt bezeichnete und diese
wieder auf das Antikencabinet lenkte: der am 31. October jenes Jahres erfolgte Tod des Directors Joseph
Ritter von Arneth. Sofort war Freiherr von Sacken entschlossen, in der Richtung, in welcher sich
Letzterer vorzüglich bewegt hatte, die unterbrochenen Arbeiten aufzunehmen; er schlug hierin denselben
Weg ein, den er in der Behandlung der Ambraser-Sammlung gegangen war.

1 Die k. k. Ambraser-Sammlung, beschrieben von Dr. Ed. Freih. von Sacken, L Bd., Wien i855, 3oo S.; U. Bd., Wien
1855, 278 S.

2 Eine Anzeige in Zarnckes Lit. Centraiblatt für Deutschland (i855, p. 273) rühmt die Benützung der einschlägigen Lite-
ratur, die Sicherstellung noch schwankender, alter technischer Ausdrücke, die sorgsame Unterscheidung nachweisbar authen-
tischer Stücke von zweifelhaften und falsch benannten, und constatirt den grossen Nutzen, welchen die Geschichte der Kunst und
des Handwerks aus diesem Buche ziehen werde.

3 Die vorzüglichsten Rüstungen und Waffen der k. k. Ambraser-Sammlung in Original-Photographien mit historischem
und beschreibendem Texte, I. Bd., 1859, 72 Tafeln; II. Bd., 1862, 56 Tafeln. — Kunstwerke und Geräthschaften des Mittelalters
und der Renaissance, 1 Band, o. J., 42 Tafeln.

4 Der burgundische Messornat des goldenen Vliessordens. Mitth. der k. k. Central-Commission, III (i858), p. 113.

5 Werke von Albrecht Dürer in der k. k. Ambraser-Sammlung. Ebenda VIII (t863), p. 123.
 
Annotationen