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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

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Schneider, Robert von: Statuette der Artemis
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0011
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Statuette der Artemis.

Ausserdem führt Sestini, Catalogus numorum veterum Musei Arigomani, p. 87 (Mionnet, Supple-
ment, vol. VII, p. 56o, 34o) eine Münze des Marcus Aurelius mit derselben Darstellung und Legende auf
der Rückseite an: Diana seminuda stans ortum versus respiciens, d. telum e pharetra dorso adpenta depro-
m;t7 s. arcum, ad latus dexterum cervus Deam suspiciens, et ad sinistrum nympha Dianae. Vaillant
Numismata graeca, p. 121 (Mionnet, vol. IV, p. 291, no. 555) beschreibt eine gleiche mit dem Kopfe des
Macrinus: Mulier seminuda stans, dextram oeeipiti admovet, sinistram statuae in truneum des. imponit
Während die hier verzeichneten autonomen Münzen (1—5) sowohl, wie die unter den späteren
Kaisern Geta, Maximinus und Volusianus geschlagenen in der Darstellung der Artemis im wesentlichen
übereinstimmen, bieten die Kleinbronzen des Kaisers Augustus (6) nicht unerhebliche Besonderheiten dar.
Vor allem springt das Fehlen des Hirsches zur Rechten der Göttin in die Augen, ohne gerade das Ent-
scheidende zu sein. Ferner ist der Kopf der letzteren nicht wie auf den anderen Münzen scharf im Profil
nach rechts, sondern nach vorne gerichtet. Schwerer wiegt es aber dass die Falten des Ueberwurfes nicht
wie bei jenen vom linken, sondern vom rechten Knie angezogen zu sein scheinen, was auf ein verändertes
Standbein schliessen lässt.

Auch zeitlich rücken die übrigen Münzen näher zusammen. Mit Recht bemerkt Friedländer,1 welcher
dieselben zuerst zur Erklärung und Ergänzung der kyprischen Statuette herbeigezogen hat, dass zwei der
oben beschriebenen Stücke (1 und 3) sichtlich zu einander gehören. Das eine mit dem Kopfe der BouX-^ auf
der Vorderseite trägt um das Bild der Artemis die Inschrift: imy.ekrßtnoq T. KX. 4>Xäwwu; auf dem anderen
mit dem Kopfe des Demos steht an derselben Stelle: a?TY|ca[jivou II. KX.Ma?. MotpxsXXiävou. Friedländer
meint nun, a«Yj<ja[J!iveu bezeichne, Marcellianus hätte die Erlaubniss zur Errichtung der auf den Münzen
dargestellten Gruppe beim Rathe und Volke der Stadt erbeten, und eitt|AsX*#mo?, Flaccus die bewilligte
Errichtung derselben besorgt. Seitdem ist ein ganz entsprechendes Stück mit demselben Namen (4) zum Vor-
schein gekommen, und die Güte des Herrn Reginald Stuart Poole setzt mich in die Lage, ein viertes hieher
gehöriges aus dem reichen Besitze des britischen Museums (5) mitzutheilen, nach welchem mit der Function
dieses Flaccus eine auch sonst auf Münzen von Eukarpia genannte Priesterin, Pedia Secunda, betraut
erscheint. Da der Name des Flaccus auf einer Münze mit dem Bilde der jüngeren Faustina vorkommt,
so dürfen die angeführten Münzen, welche ohne Zweifel bei gleichem Anlasse und ungefähr zur selben Zeit
geprägt worden sind, nicht, wie Friedländer nach dem Style der allerdings besonders sorgfältig ausgeführten
des Marcellianus geurtheilt hat, in die Zeit Hadrians, sondern erst in die Marc Aureis gesetzt werden. Es
folgt daraus, dass sich dieselben nicht auf die Errichtung eines völlig neuen, sondern nur auf die Wieder-
herstellung eines ähnlichen, auf irgend eine Weise untergegangenen Bildes der Göttin beziehen können.
Dieses letztere müsste alsdann der Darstellung auf den augusteischen Münzen zu Grunde liegen, und
unschwer würden aus der Verschiedenheit ihres Vorbildes sich so deren Besonderheiten erklären. Vielleicht
dass eine Kleinbronze im Nationalmuseum zu Neapel2 uns das Bild bewahrt, welches
unmittelbar vor der Errichtung des späteren, offenbar grösseren und bedeutenderen dessen
Stelle eingenommen hat. Unter den bisher bekannt gewordenen Münzen der Stadt Eukarpia
ist sie völlig vereinzelt. Wir sehen auf ihrer Vorderseite den belorbeerten Kopf des Kaisers
Marc Aurel, auf der Rückseite Artemis aufrecht stehend und in langem, über den Ueber-
schlag gegürtetem Chiton. Der Köcher hängt am Rücken. In der weggestreckten Rechten hält sie das
Geschoss, in der Linken eine Fackel, an der zwei flatternde Bänder befestigt sind.

Verglichen mit der Statuette aus Larnaka weisen die Darstellungen auf den Münzen trotz der Ueberein-
stimmung im Ganzen doch auch manche Unterschiede auf. Einige derselben mögen der meist fluchtigen
Ausführung dieser winzigen Monumente zuzuschreiben, andere wieder durch technische Grün e I e ingt
sein, welche dem Stempelschneider verwehrten, es seinem Originale gleich zu thun. So fallt es nicht ins
Gewicht, dass die Göttin auf mehreren Münzen den mit dem Bogen bewaffneten Arm ungleich der Marmor-

> Hermes, Band IX (1875), S. 492 ff.; Archäologische Zeitung, Jahrg. XXXVIII (r88i), S. 184.

a Catalogo del Museo Nazionale di Napoli, Meda^gliere I. monete greche, p. 211, no.8614. Ich verdanke der Gute des Herrn
Prof. Giulio de Petra mehrere Gypsabgüsse dieses Münzchens.
 
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