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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

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Ilg, Albert: Eine Büste des Girolamo Fracastoro
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0075
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64 Albert Hg. Eine Büste des Girolamo Fracastoro.

Zorzi aufmerksam, welche das k. k. Oesterreichische Museum für Kunst und Industrie besitzt, und welche
stilistisch mehrfach meine Ansicht bekräftigen, dass wir es auch im vorliegenden Falle mit einer
Schöpfung des genannten Künstlers zu thun haben.

Es scheint, dass der vielseitig gebildete und gewandte Gelehrte selber auf dem Gebiete der Künste
nicht unerfahren gewesen war. Wie sein Freund, der Rechtsgelehrte della Torre, mag er als Dilettant die
eine oder andere Technik geübt haben, was ja dem universalen Wesen der damaligen humanistischen
Bildung auch gänzlich entspräche. Eine Stelle bei Menckenius' weist deutlich darauf hin, wo es heisst:
Adhaec totus in musica, astronomia et cosmographia desudavit, et orbes illos ligneos, in quibus universas
terrarum regiones secundum veram intervalli dimensionem descripserat, fabricatus est manu artifici — es
konnten dies Zeichnungen oder Malereien auf Holztafeln, Schnitzereien oder gar Zeichnungen für Holz-
schnitt gewesen sein — meines Wissens ist sonst weiter nichts davon bekannt.

Es wird gesagt, dass Ariost seinen Orlando dem Fracastoro zur Ausfeilung anvertraut habe, —
Carmen divinum, cui nomen Orlandi dedit, non nisi Fracastorii politum lima et industria in lucem prodire
passus est (Menckenius) •— Ariostus etiam Ludovicus tanti Fracastorium fecisse dicitur, ut divinum illud
suum Etruscum poema non nisi ab ejus animadversione quam plurimis in locis, et in ipsa operis ingres-
sione emendatum, edere voluerit (Pola 1. c). Vielleicht ist dies das grösste Verdienst, welches sich der
einst so allgemein Gefeierte erworben hat. Und so schätzen wir in der Büste denn ein bedeutendes Kunst-
werk des berühmten Tridentiners, das Denkmal eines hervorragenden Vertreters der humanistischen Geistes-
richtung und endlich im Sinne der Haussammlungen des kaiserlichen Hofes dasjenige eines Zeitgenossen,
dessen Bedeutung auch Karls V. Bewunderung wachgerufen hatte.
 
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