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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Ilg, Albert: Die Werke Leone Leoni's in den kaiserlichen Kunstsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0077
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66 Albertilg.

Vasari' erzählt, dass Leone Leoni von Arezzo seine Thätigkeit als Goldschmied begonnen habe, als
welcher er in jungen Jahren bereits treffliche Werke, besonders gute Bildnisse nach der Natur in Stahl-
stempeln zu Medaillen, lieferte. Dadurch kam er bald bei hohen Herren in Beliebtheit, e in particolare di
Carlo V. imperatore, dal quäle fu messo, conosciuta la sua virtü, in opera di maggiore importanza, che le
medaglie2 non sono. Bald nachdem ihn der Kaiser kennen gelernt hatte,3 fertigte er also la statua di esso
Imperatore tutta tonda di bronzo, maggiore del vivo. Dies ist als ein Werk für sich zu betrachten. Dann
fährt der Biograph fort: e quella poi con due gusci sollitissimi vesti d' una molto gentile armatura, che se
gli leva, e veste facilmente, e con tanta grazia, che chi la vede vestita non s' accorge, e non puö quasi cre-
dere, che ella sia ignuda, e quando e nuda, niuno crederebbe agevolmente, ch' ella potesse cosi bene ar-
marsi giammai. Weiters theilt er von dieser Figur mit, dass sie das linke Bein als Standbein habe, das
rechte auf die Gestalt des gefesselten, mit einer Fackel bewehrten Furore stemme. Dabei liegen verschie-
dene Waffen. Heute (zu Vasari's Zeit) sei das Werk in Madrid; auf der Basis lese man: Caesaris virtute
furor domitus.

Ferner habe Leone gemacht einen grossen Medaillonstempel mit dem Bildniss des Kaisers, wozu die
Rückseite den Gigantensturz mit dem Blitze schleudernden Zeus darstellte; dafür gab ihm der Kaiser eine
Jahreseinkunft von i5o Ducaten auf die Zecca von Mailand4 und ein sehr bequemes Haus daselbst in der
Strasse de' Moroni. Auch machte er ihn zum cavaliere sammt seinen Angehörigen und Erben mit vielen
Privilegien. Leoni wurde 1542 auch Leiter der Münze von Mailand, in welcher Stellung ihm sein Schüler
und Schwiegersohn Giamb. Suardi nachfolgte.?,, Leone de Leonibus, wie ihn das Diplom nennt, wurde
zunächst 1549 von Karl V. in den Ritterstand erhoben und sein Wappen gebessert. Siehe sein am Schlüsse
dieser Abhandlung zum ersten Male publicirtes Diplom.6 Sein dortiger Name de Leonibus entspricht der
italienischen Pluralform Leoni.

Gleich darauf versetzt uns Vasari mit seinem Helden nach Brüssel^ wo er ihn in den Gemächern des
kaiserlichen Palastes wohnen lässt; hier besuchte ihn Karl oftmals zu seinem Vergnügen. Bald darauf ent-
stand für seinen hohen Gönner eine marmorne Statue desselben, jene der Kaiserin, eine des Königs Philipp,
un busto dell' istesso Imperatore da porsi in alto in mezzo a due quadri di bronzo, die Bronzebüste der
Königin Maria von Ungarn, jene des römischen Königs Ferdinand, von dessen Sohn Maximilian, der
Königin Eleonore, e molte altre, che furono poste nella galleria del palazzo di Brindisi da essa Reina
Maria, che le fe fare. Daran knüpft er die Bemerkung, dass gegenwärtig jedoch nicht viele mehr dort
befindlich seien, weil König Heinrich von Frankreich das Schloss aus Rache in Brand steckte, wobei er
die Aufschrift zurückgelassen hätte: Vela fole Maria — zur Vergeltung nämlich, weil es ihm die Königin
wenige Jahre früher ebenso gemacht hätte. Wie dem nun sei, Leoni's Arbeit für jenes Schloss stockte, die

1 Le vite de' piü eccellenti pittori, scultori et architettori, di G. Milanesi, Firenze, VII. 1881, p. 535 ff.

2 Leone war von 1538—-1545 intagliatore dei fern in der römischen Münze (Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma ne' se-
coli XV.—XVII, Milano, 1881,1, p. 209). 1546 übergab ihm Pier Luigi Farnese diejenige von Parma und Piacenza. Ueber diesen
seinen Dienst in Rom ein Brief Aretino's vom 11. Juli 1539 bei Casati C, Leone Leoni d'Arezzo scultore e Giov. Paolo Lo-
mazzo pittore Mil., Milano, 1884, p. 12, seine Bestallung in Piacenza p. 19.

3 Er weilte in Venedig, als ihn Karl V. durch Granvella berief, 1546, Casati, p. 19.

4 Das kaiserliche Privileg, datirt Brüssel, 17. October 1549, abgedruckt bei Casati, p. 55.

5 Lomazzo, Tempio della pitt., p. 164. Leoni's Berufung durch den Marchese del Vasto, bei Casati, p. 18.

6 Vergl. die Notiz im Jahrbuch des herald.-geneal.-sphragist. Vereines »Adler« in Wien, 1882, p. 44.

7 Dass dieser Brüsseler Aufenthalt nicht 1552—1557 stattgefunden haben konnte, wie Perkins, Les sculpteurs ital., Paris,
1869, II, p. 172 f. meint, stellt sich aus dem Folgenden heraus. Er fällt in eine frühere Zeit, 1549; später war der Meister aber
allerdings nochmals 1551 und 1554 am Hofe. Am 20. Jänner 1556 schreibt er an seinen Gönner, den mailändischen Statthalter,
Ferd. Gonzaga, er möge ihn bei dem Kaiser empfehlen, da er am Hofe Feinde habe, insbesondere sei ihm der Uhrmacher Gian-
nello gram, ein »Ochse in Menschengestalt«. Er nahm endlich 1556 seinen Sohn und Schüler Pompeo mit nach Flandern, fand
die Verhältnisse besser, als befürchtet, den Kaiser und den Prinzen gnädig. Nur, dass ihn ersterer in Spanien haben möchte, ist
ihm nicht angenehm; er sucht Pompeo statt seiner zu empfehlen, doch ohne Erfolg. 1558 ist er wieder in Mailand, wo er um
die Auszahlung der 150 ihm vom Kaiser und ebensoviel von der Königin angewiesenen Scudi petirt, Casati, p. 28, über sein
Wirken in Spanien, p. 34. Noch 1581 gingen von Mailand über Genua 27 Kisten ab, worin statue di bronzo fatte per il Sig.
Leoni Aretino per il servizio della chiesa di S. Laurenzio del Scuriale di S. M. Catolica, und das nächste Jahr folgte eine weitere
Sendung von 24 Kisten, ibid. p. 45.
 
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