Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Mareš, Franz: Beiträge zur Kenntniss der Kunstbestrebungen des Erzherzogs Leopold Wilhelm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0372
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
344 Franz Marcs.

mit einigen Worten Erwähnung geschieht. Diese Arbeiten und günstigen Vorbedingungen ermöglichten
erst die vorliegende Studie, welche wohl nicht überall positive Resultate zu liefern vermag, aber doch
zahlreiche bestimmte Andeutungen gibt, wo die künftige Forschung einzusetzen haben wird.

Erzherzog Leopold Wilhelm huldigte lange vorher, bevor er durch seine Ernennung zum Statthalter
der Niederlande mit dem blühenden Kunstleben in Brüssel bekannt wurde, der kunstfreundlichen Richtung,
in welcher er nachher so Ausgezeichnetes leistete, und umgab sich mit Meistern, welche in der Kunst-
geschichte wohl nicht als erste Grössen erscheinen, ja vielleicht mitunter bis jetzt gar nicht bekannt sind,
gewiss aber zu den bedeutenderen Repräsentanten der Kunst in der Heimat des Erzherzogs gehörten.'
Es waren dies Georg Loth, Jan van der Hagen und Josef Spiess. Der erstere wird als erzherzoglicher
Kammermaler bezeichnet; die erzherzogliche Bildergalerie enthielt nach ihrer Aufstellung in der Stallburg
zu Wien ein Bild von ihm, darstellend die Kunststücke des erzherzoglichen Hundes Schützel.2 Loth wird
bereits im Jahre 1647 als todt erwähnt und seiner hinterbliebencn Witwe, Anna »Lottin«, werden vom Erz-
herzoge 5o fl. zur Auszahlung bewilligt. Johann »de Hagge« erscheint unter den erzherzoglichen Bediensteten
als Kammermaler mit einem Gehalte von 600 fl.; am 16. März 1647 wurden ihm 3oo fl. ausbezahlt. Er
scheint übrigens seine Stellung beim Erzherzoge beim Abgange desselben in die Niederlande aufgegeben
zu haben. Ebenso erscheint Josef Spiess als Maler im Dienstverhältniss zum Erzherzoge; am 29. Sep-
tember 1647 bekommt er 60 fl. 3i kr. auf Kleider und am 2. October desselben Jahres i3o fl. zur Reise
in die Niederlande. Das waren nicht die einzigen Kräfte, welche der Erzherzog an seinen Hof zu ziehen
wusste. Von dem kaiserlichen Kammermaler Francesco Leux, von dessen Hand die erzherzogliche
Galerie zahlreiche Stücke besass, Hess sich der Erzherzog portraitiren; am 17. Juli 1647 bekam Leux auf
Raitung wegen der »angefrimbten« (bestellten) Contrefait 200 fl. und am 15. November desselben Jahres eine
Abschlagszahlung von 200 fl. Da die erzherzogliche Galerie von diesem Meister zwei Portraite3 des Erzher-
zogs aus seinen jüngeren Jahren enthielt, von welchen eines4 noch heute erhalten ist, so dürfte der Schluss
gestattet sein, dass es eben diese zwei Bilder waren, welche mit 400 fl. bezahlt wurden. Leux folgte bekannt-
lich dem Erzherzoge in die Niederlande. Auch der Hofmaler Caspar Della stand in Beziehungen zum Erz-
herzoge, da ihm am 16. November 1647 ein Fünftel seiner Forderung per 46 fl. ausgezahlt wurde. In Venedig
besorgte die Geschäfte, wohl also die Bilderankäufe des Erzherzogs, der Kammermaler Joachim Khobler, der
dafür eine Besoldung von 400 fl. bezog. Als Bildhauer arbeitete für den Erzherzog Canneharz, dem am
19. April 1647 12 fl. und am 12. November desselben Jahres 38 fl. als die Hälfte seines Ausstandes gegeben
werden. Dem Wiener Steinmetz Pietro Miderno zahlt der Erzherzog im Jahre 1647 wegen des Gebäudes
Unserer Lieben Frauen zu Krems 200 fl. Aber das älteste Denkmal der kunstsinnigen Fürsorge des Erzher-
zogs enthält die kaiserliche Capelle des St. Veitsdomes zu Prag, indem derselbe, laut Inschrift: »Leopoltus
Quilielmus archidux Austriae ff. 1641« zu dem sogenannten Jcrusalem'schen, angeblich aus dem Salomon-
schen Tempel stammenden, jedenfalls alterthümlichen Leuchter den fehlenden oberen Theil nachmachen
Hess, freilich in einer dem ursprünglichen Stile wenig entsprechenden Form.5

Diesen Verhältnissen wurde der Erzherzog durch seine Ernennung zum Statthalter der spanischen
Niederlande im Jahre 1646 entrückt. Der König von Spanien schickte ihm 5 0.000 Kronen auf die Reise
und setzte ihm ein monatliches Deputat von 3o.ooo Kronen aus. Der Erzherzog kam am 11. April
1647 in Brüssel an. Sein wegen der ihm allenthalben auflauernden Feinde äusserst gefahrvoller Weg
dahin ist durch Ankäufe von Karten, Plänen, Teppichen und verschiedenen Antiquitäten gekennzeichnet.
So kaufte er von Hans Lindtmayer, Postmeister in Straubing, eine Mappe um 13 fl., von Melchior Gastgeb
zu Strasskirchen und Johann Moekh, Bürgermeister zu Amberg, solche um je 15 fl. Dem Wirthe zum
»Weissen Schwan« in Forchheim kaufte er einen Teppich um 22 fl. 3o kr. ab. Dem Kammermaler gab

1 Das Folgende nach der Rechnung des Hofpfennigmeisters Niclas Mätz in Wien vom Jahre 1647.

2 Inventar 165g, Nr. 297.

3 Inventar 1659, Nr. 58 und 814.

4 Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniss von Eduard
R. von Engerth, 2, Nr. 967, fortan citirt unter » Gemälde«.

5 Beschrieben und abgebildet in Öechy 3, 63.
 
Annotationen