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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Kreyczi, Franz: Urkunden und Regesten aus dem k. u. k. Reichs-Finanz-Archiv, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0556
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K. u. k. Reichs-Finanz-Archiv.

LXXVII

haus alhie gesessen und mit allem darzuc gehörigen
und tauglichen auch dürrem zeug und vorrath von holz-
werch und anderm der nodturft nach gefasst, wellicher
durch den andern erst erkauft werden mueste und doch
darzue noch grün und untauglich sein wurde; und zum
andern, das auch der hieig tishler, als ich glaubwirdig
bericht, mit pessern und künstlichem gsellen, die sich
auf das schnitzwerch und anders, weil dannocht gemelt
corpus allerlai shnitzwerch und erhabner arbait bedürfen
wirdet, wol verstehn, als anderer versehen ist, derhal-
ben mein und der chamer gehorsamb guetbedunkhen,
ewr kais. maj. hette solche arbait dem hieigen hoftishler
zu machen allergenedigist vergünt und gestattet und
demEgerischen tishler zw desto glimpflicher abweisung
zw genedigisterantwort und beshaid geben lassen, ewr
kais. maj. hetten sich nun oft ernennts corpus halben
aines andern modls als zuvor entshlossen, do es aber
bei dem ersten modl beliben, solte ime dasselb vor an-
dern zu machen gelassen worden sein, und das ewr
kais. maj. ime auch für sein raisen, zeerung, unkhosten
und versaumbnus ain vereherung, daran er zufriden
sein möcht, allergenedigist zu geben verordnen Hessen.
Doch so steht sollichs bei ewr kais. maj. genedigisten
willen und gefallen. Ich habe auch derwegen und weil
ewr maj. hievor darzue den Egerishen tishler furge-
numben, mit dem hieigen tishler on ewr maj. vorwissen
nit shliessen sonder ewr maj. beshaids hierüber zuvor
erwarten wellen. Aber es werde nun vergünt, wellichem
es well, so wirdet, do pald zw der arbait gegriffen wer-
den solte, die nodturft gelt verhanden sein müssen.
Woheer aber dasselb genomben werden solle, waisz ich
und die chamer nit, sonder ewr maj. gerueche darinn
allergenedigisten bevelch und Ordnung zu geben. —
Geben Prag den 25. tag aprilis anno etc. i5 5c).

Aussen von Kanzleihand bemerkt: Die hofcamer last irs auch
underthenigist gefallen und eur maj. möchten der fürstlichen durch-
laucht vomvegen der vereehrung des tishlers gwalt und noch darzue
bevelh geben, weil der uncosten auf machung solhes casten nit so
gar grosz sein wirdet, das sein durchlaucht verordnen, damit solher
uncosten aus den Bebaimischen camcrgefellen bezalt werde. Expedirt
per L. Q. mai anno i55g.

Or. Pap. mit der eigenhändigen Unterschrift und Spuren des
aussen aufgedrückten Verschlusssiegels des Erzherzogs in rot/lern
Wachs, Herrschaftsaclen, Böhmen, Fase. P. V./i. — Die Erklärung
des Erhard Dicjman. Tischlermeisters von Eger, besagtes Corpus
der Orgel um 520 Thaler bis tum nächsten Martinitage zur Zierde
des Gotteshauses wie auch des königlichen Schlosses zu Prag herzu-
stellen, desgleichen die andere Erklärung des Hoftischlers Hans
Sauerloch, dasselbe um 5oo Thaler sammt dem Schnitzwerk in läng-
stens acht Monaten herzustellen, liegen im Or. Pap. bei.

4281 i55g Mai 8, Augsburg.

Der Reichs-Pfennigmeister Wolf Haller wird beauf-
tragt, dem Jhan von der Aa für ain mappa oder carten,
so er unserm bevelh nach durch des künigs von Hispa-
nien geographa habe machen lassen, ßOO Kronen in die
Niederlande richtig zu bezahlen.

Gedenkbuch 80, Fol. 213—213'.

4282 (i55g vor Mai 11.)

Der Oberst-Baumeister der Krone Böhmen Hanns
Tirol schreibt an Kaiser Ferdinand L, die Prager Prä-
laten hätten gebeten, dass in der Schlosskirche unter
dem Orgelfuss zwei Thüren gegenüber der St. Wen-
zels- und St. Sigmundscapelle gemacht würden. Zur
Vollendung des Schlossbaues zu Podiebrad, insbeson-
dere des daselbst vom Kaiser gewünschten schönen
comin in den grosen sali zu machen, bitte er um Zu-
weisung von 5oo Thalern. Er habe vor einigen Tagen
die Ueberschläge, den Bau der Prager Landstube be-

treffend, erhalten und daraus ersehen, dass die beiden
wälschen Meister, nämlich Andreas de Austales, Maurer
und Johann Compian, Steinmetz, diesen Bau um den
Betrag von gg4i Schock 20 Groschen, der Baumeister
Bonifacius Wolmuth aber um 55j2 Thaler zu vollenden
sich erboten hätten. Es könnten daher bei dieser Arbeit
i6<$i Thaler erspart werden. Weiteres beklagt sich Hanns
Tirol, dass der Baumeister Bonifacius Wolmuth beim
Bauen nie auf den Vortheil des Kaisers bedacht sei, son-
dern alle ihm bestimmte Bauordnung verwerfe und blos
nach seinem Gefallen arbeite. Daher könne er ohne wei-
teren Befehl des Kaisers die Aufsicht über den Bau nicht
fortführen.

Or. Pap., Herrschaftsactcn, Böhmen, Fase. P. V./r. — Die
Originale der beiden Ueberschläge liegen bei. In dem Wolmuths
kommt unter Anderem vor. dass zur Verstärkung des Gewölbes in
der Landrechlsstube drei Pfeiler nölhig seien. '

1. Über dieselben gemelten drei pfeiler solln alle
drei in die hoch aufgefüert werden mit gehauten stainen,
5 klafter in die hoch und in die brait 2 klafter ain
schuech und in die dickh ain klafter, zwsamen in seiner
quadratur gebracht 33 klafter; ain klafter per 12 schock,
thut 396 schock.

7. Im mitten des gewölbs soll drein khomen von
gehautm stain ain schön khaiserliches wappen; darfur
thuet 5o schock.

8. Mer in der oft bemelten stueben soll drein kho-
men ein palcha oder lagia genennt, darauf die Juristen
pflegen zw lesen, mit 6 seilen geziret, und steine schwip-
pogen und mit ainem schönen brustglender, alls von
gehauten stainen, auf die Janicha art gemacht und woll
geziret werden soll. Darneben ain schnegkh und auf der
andern sehen flache stiegen noch vermög des modells;
das wirdt costen, thuet 300 schock.

17. Mer ob dem schneckh ob dem grosen sallsimbs,
wo man vom gewölb eingen wirdt, soll gemacht wer-
den ain schönes gesimbs von gehauten stain, daz ist
in die leng 7 khlafter; ain khlafter per 2 schock, thuet
14 schock.

Die obige beiläufige Datirung ergibt sich aus einem Schreiben
des Kaisers an Erzherzog Ferdinand von i55g Mai 11, Augsburg,
worin er die Bitte des Prager Domcapitels sowie die 5oo "Hui/er
zum Baue von Podiebrad bewilligt, bezüglich der Beschwerden gegen
Wolmuth aber eine Untersuchung anordnet und befiehlt, falls die-
selben begründet sein sollten, die Missbräuche abzustellen und die
Bauarbeiten eventuell dem Wolmuth zu entziehen und den wälschen
Meistern zu übertragen. — Conc. Pap. ebenda.

4283 i55g Juni iß, Prag.

Erzherzog Ferdinand berichtet an Kaiser Ferdi-
nand I. in Befolgung des an ihn ausgangnen bevelchs,
so in etlichen articuln gesteh, die jeezigen gepew all-
hier und anders betreffend, Folgendes:

Und erstlichen die zwo thür, die das thumbcapitl
allhie under dem newen orglfuesz in das chor zu machen
gebeten haben sollen, belangend hab ich mich der Sachen
bei gemeltem thumbcapitl erkhundigt, die mir aberange-
zaigt, das sie sich solchs begeerns nit zu erinnern wissen
allain, was durch doctor Ludwigen und dem pawmaister
Bonifacium Wolmuett ainsmals noch in eur kais. maj.
etc. hiesein davon geredt worden, derhalben meines
erachtens solche thürn dise zeit bis zw eur kais. maj.
etc. glugkhlichen hieherkhunft wol anstehen bleiben
und hernach alweg leichtlich gemacht khünden werden.
Doch bevelhen eur kais. maj. etc. darinn fortzufaren,
so soll eur kais. maj. etc. bevelch gehorsamblich vol-
zogen werden.
 
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