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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Beer, Rudolf: Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto: Nach einer zeitgenössischen Beschreibung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0017
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Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto. j 3

brennenden Troja. Und wenn die Erfindung von dem Aeneas passend schiene, könnte man ihn seinen
Vater auf dem Rücken und die Penaten in der Hand tragend, und seinen Sohn hinterher oder auch ohne
ihn darstellen, um anzudeuten, dass die Ursache, warum er sich so ausserordentlichen Arbeiten aussetzt
die Erinnerung an seinen Vater, sein Vaterland und die Vertheidigung der Religion ist; dazu den Spruch-
»Pietas homini tutissima virtus«. Was Alexander betrifft, so möge er weder dargestellt noch überhaupt
in Rechnung gezogen werden, weil wir nicht wünschen, dass der Herr Don Juan über Laster mit

Freigebigkeit hinwegtäusche sondern dass über alle seine Vorzüge seine Herrlichkeit ausstrahle.....

Bericht. Das zweite Gemälde soll ein Rhinoceros darstellen, einem Elephanten gegenüber-
gestellt, der ja sein natürlicher Feind ist. Das Rhinoceros soll seine Hörner an einem Felsen schärfen,
der Elephant seine Zähne an einem Baume, wie sie — so sagt man — thun, wenn sie kämpfen wollen.
Das Rhinoceros soll zur einen Seite einen Palmzweig haben, der den Sieg bedeutet, und zur anderen
eine Cypresse, das Symbol des Todes. Dabei der Spruch: »In utrumque paratus«, um anzudeuten,
dass der tüchtige Capitän angesichts des Feindes sich dieses Thier zum Beispiel nehmen und ent-
schlossen sein soll, zu sterben oder zu siegen. Sollte diese Historie nicht passend erscheinen, so möge
man einen Igel darstellen, umringt von Hunden, Wölfen und Füchsen und eingerollt in der Weise,
wie er es macht, wenn er irgend ein wildes Thier sieht. Dabei der Spruch: »Tutamen in armis undi-
quaque«, um anzudeuten, dass nach dem Beispiele dieses Thieres, das mit seinen eigenen Waffen sich
vertheidigt und vor Allem sichert, dasselbe Se. Excellenz thun wird, mit Rücksicht auf seine Feinde,
indem durch die Hunde die Türken, durch die Füchse die Häretiker und durch die Wölfe die Tyrannen
dargestellt werden, welche es versuchten, die Staaten Sr. Majestät zu beunruhigen.

Bemerkung. Da bereits so viele Fabeln zur Anwenduug gelangten, so wäre es vielleicht passend,
anstatt des vorgeschlagenen einen zum Fusskampf bewaffneten Perseus mit dem Medusenhaupte dar-
zustellen und vor ihm vielerlei bewaffnete Mannen. Die meisten derselben sollen schon in Stein ver-
wandelt sein, andere zur Hälfte Stein geworden, wieder andere vor Furcht und Schrecken fliehen; das
soll auf einem Ufer sich abspielen, angesichts des syrischen Meeres; auch sollen drei Altäre errichtet
sein, einer zur Rechten der Pallas, zur Linken dem Mercur und in der Mitte dem Jupiter; endlich ein
Spruch über Perseus, der besagen soll: »Domat omnia virtus«. Darin birgt sich vielerlei Sinn: sowohl
bei Perseus, welcher Kraft und Muth eines Capitäns darstellt, der sich auf seine Tapferkeit stützt wie
auch auf Klugheit und gewinnendes Wesen, welche in Pallas und Mercurius Ausdruck finden; in der
Mitte sich jedoch an seinen Vater Jupiter wendend, an das göttliche Walten in allen Dingen, nothwen-
dig für so hohe Aufgaben.

Bericht. Der Fries zu diesem Gemälde soll der Historie angepasst sein, also bei der ersten aus
Palmzweigen und Cypressen, bei der zweiten aus Angriffs- und Vertheidigungswaffen, wie sie auf einer
Galeere verwendet werden, gebildet sein.

Bemerkung. Wenn man es vorzieht, den Perseus zu malen, wären die Flügelschuhe Mercurs,
das Scepter mit den beiden verschlungenen Schlangen und das Medusenhaupt zu zeichnen, welches
auf dem Pallasschilde angebracht ist, sowie die Blitze Jupiters, welche Symbole der Klugheit, Bered-
samkeit und Majestät sind.

Bericht. Die zu diesem Bilde gehörige Figur sei Argos, die Wachsamkeit bezeichnend, die ein
tüchtiger Capitän haben soll, mit einem Spruche, der lautet: »Non omnibus dormio — nunquam
caecutiet«.

Bemerkung. Es wäre nicht passend, hier die Wachsamkeit darzustellen, welche soeben durch
Mercur symbolisirt wurde; da die Statue aber schon angefertigt ist, möge als Spruch genommen werden:
»Vigil omnibus insto«.

Bericht. Das letzte Gemälde soll einen Schwärm von Kranichen darstellen, die in Reih und
Glied fliegen, und andere, die schlafen, mit einem, der den Kundschafter macht, mit dem Spruche:
»Nocte dieque«, um anzudeuten, dass ein tüchtiger Capitän nach dem Beispiele dieser Vögel Tag und
Nacht auf Ordnung und Einklang sehen muss. Der Fries soll aus Thieren bestehen, welche unter-
einander Ordnung halten.
 
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