Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI issue:
Abhandlungen
DOI article:
Modern, Heinrich: Paulus van Vianen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0113
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Paulus van Vinnen. gg

Wir haben hier also den bewaffneten Mann, der eine gelbe Fahne hält, sich auf einen Pfosten
StÜtzt: »04h die rechte Hand scheint das Schärpenende zu halten, ein Kniestück, lebensgross; das Alles
. Oömt auffallend mit der oben wiedergegebenen Schilderung des Bildes Vianen's in der Sammlung
unigs Karl I. Die Vertauschung von rechter und linker Hand bei alten Galeriekatalogen ist ständig,
^e'l stets vom Standpunkte des Beschauers geschildert wird; auffallend wäre, wenn rechte und linke
^a°d rlchtig auseinander gehalten würden. Das Bild der Münchener Pinakothek ist jedoch nicht auf
^lnWand sondern auf Eichenholz gemalt. Diese wesentliche Abweichung scheint gegen meine
,. "ahnie zu sprechen; doch finde ich hierin eine neue Bestätigung. Sämmtliche Kataloge der Pina-
gjld s°W0hl als auch der Sammlung von Schieissheim, wo das Bild früher war, führen an, dass das
Hol Leinwand gemalt ist, und doch lehrt ein flüchtiger Blick schon von Weitem, dass der Malgrund
wand Verfasser der Katal°ge sind eben der alten Tradition, dass der Fahnenträger auf Lein-

o Bemalt sei, ohne weitere Prüfung blindlings gefolgt und diese Tradition geht auf den Katalog der
^o^h"'1111^ ^Ön'gs Karl zurucK- Damals aber nahm man es mit solchen Nebendingen nicht so genau.
ge ware zu erwähnen, dass auch die Masse des Bildes mit den Angaben des Kataloges Karl [. nicht
stimmen. Nach letzteren müsste das Bild 1-34 : ro6 messen, während es thatsächlich ro7 : o-86

Ollsst AK

hab r mit den Massen des Kataloges der Bilder Königs Karl I. muss es ein eigenes Bewandtniss

„ 6n' ^cn habe sämmtliche Bilder der Wiener Galerie, die aus jener Sammlung stammen, nach-

, net und bei keinem einzigen eine volle Uebereinstimmung gefunden; es scheint, dass auch bei
wen m„ *
stets . Un8en eben mcnt senr sorgfältig vorgegangen wurde, dass insbesondere die Bilderrahmen
Selb rrUtgemessen wurden. Das Galeriezeichen Karls fand ich auf dem Münchener Bilde nicht;' das

ßilder

e findet sich aber auch auf keinem Wiener Bilde. Hier wie dort wurden die auf Holz gemalten
mit einem Roste versehen, hiebei das Brett abgehobelt und damit verschwand das Galerie-
en! bei auf Leinwand gemalten Bildern wurde das Galeriezeichen durch Rentoiliruns unsichtbar,
ist 61 ^ncnener Fahnenträger hat den Kunstgelehrten schon einiges Kopfzerbrechen gemacht; es
XVe.Ünrnöglich, das Bild irgend einem Maler aucli nur mit annähernder Wahrscheinlichkeit zuzu-
leb S° S6'lr we'cnt das Kolorit von allem Herkömmlichen ab. In ganz hellen Tönen gehalten,
enswahr und stramm steht der Fahnenträger vor uns und blickt uns aus tiefliegenden, sinnigen,
^unstleraugen forschend an.
Ist dieses Bild mit Grund Paulus van Vianen zuzuschreiben, dann ist damit wieder einmal ein
6rieräthsel glücklich gelöst. Vianen war eben Goldschmied und in freier Zeit ein fleissiger Maler,
alle ^Utod'dakt auf diesem Gebiete; durch keine Schultradition gebunden, weicht seine Weise von der
anderen zeitgenössischen Meister ab. Das Bild wäre stets unerklärt geblieben, würde der Katalog
"■arl I. nicht den richtigen Fingerzeig gegeben haben,
bene er^''3t s'cn d'e Fra§e: »Wen stellt das Bild vor?« Wie das Wappen und das beigeschrie-

ergab
'»e b,
^asenfj

tgab^161 ^e'1rt' 'st es em Portrat- Die Vergleichung der Gesichtszüge mit anderen Porträten Vianen's
cjje k 6me auffallende Uebereinstimmung gewisser charakteristischer Züge: so die hohe gewölbte Stirne,
^asenfl"te ^asenwurzel mit den Längsfalten, die lange gerade Nase mit den geschwungenen offenen
*Uge Ugem> der starke, nach oben gerichtete Schnurrbart, die tiefliegenden, sinnenden Künstler-
Ohng' 1<rause Kopfhaar, die grossen, etwas tief stehenden, doch schön geformten Ohrmuscheln.
Abrah^arStellUn^ ^acnvernaltes sandte ich eine schlechte Reproduction des Amsterdamer Stiches
Heb am tmas> Paulus van Vianen vorstellend, nach München und sowohl Herr Director von
tr°tzd a^ aUC^ d'e übrigen Custoden der Münchener Galerie constatirten die Aehnlichkeit der Züge,
p.^ m die Bartform beider Porträts gänzlich verschieden ist. Auch die weiss-roth-gelbe Schärpe des
der Qentra§ers gibt einen weiteren Anhaltspunkt; weiss-roth sind die Farben Utrechts, gelb die Farbe

ranier; es sind die Farben der Heimat Vianen's. Auffallend ist der rothbraune, dichte Vollbart,
^ auf L- • •

Kemem anderen Porträt Vianen's vorkommt; auch das Wappen weicht einigermassen von dem

*°für • '^Err ^'rector F> v- Rebw nattc d\c besondere Güte, mir das Bild zur Untersuchung herunternehmen zu lassen,

r ich

»leinen verbindlichsten Dank auszusprechen habe.

i3*
 
Annotationen