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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Die Erzstatue vom Helenenberge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0140
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Robert von Schneider.

Unser Ephebe wurde möglicherweise als Geschenk an die Gottheit zu anderen Votivgaben in das
Heiligthum auf dem Helenenberge gestellt. So versetzte man auch das Erzbild des Cheimon, ein Meister-
werk des Naukydes, aus Argos nach Rom, um mit vielen anderen aus Griechenland herbeigeschleppten
Statuen den Friedenstempel des Vespasian zu schmücken.1 Wahrscheinlicher jedoch ist es, dass unsere
Figur, auf einen Gott umgedeutet, als Tempelbild gestiftet wurde. Unter den vielen antiken Stein-
reliefs aus dem alten Virunum, die in die Mauern der Wallfahrtskirche von Maria-Saal eingelassen
wurden, befindet sich eines mit der Figur des Mars,- der unserem Athleten in Allem gleicht. Wie dieser
ist der Gott ein vollständig nackter Jüngling, der auf dem rechten Beine steht, das linke nachzieht und
den Kopf nach rechts wendet. Auch er hält mit der gesenkten linken Hand den kurzen Wurfspiess und
sein rechter Arm stimmt in der Stellung mit dem unseres Epheben genau überein. Er erhebt aber
nicht betend die Hand sondern fasst mit ihr einen Helm. Zu seinen Füssen lehnen ein runder Schild
und ein Schwert. Aehnliche Darstellungen des Mars mit den gleichen Attributen sind nicht selten
auf norischen und pannonischen Denkmälern.3 Ein Relief in Seckau (Flavia Solva) zeigt ihn tcät
dem Helme auf dem Haupte, einem grossen Schilde in Form einer Halbkugel, einem umgegürteten
Schwerte und einer Lanze, ein anderes zu Gamlitz bei Ehrenhausen in Steiermark mit dem Speere und
dem runden Schilde, der auf dem Boden steht und von seiner linken Hand gestützt wird; der Thora*
liegt auf der Erde daneben. Einer ganzen Folge von sechs Marsfiguren begegnen wir auf römischen
Reliefs in Varasdin-Teplitz. Sie sind in verschiedenen Stellungen: von vorne und hinten, laufend
und ausschauend, mit Helm, Lanze und rundem Schilde, einige Male auch mit der um den Arm
gewickelten Chlamys. Auf einem dieser Reliefs hält Mars in der Rechten den Helm und stützt mit der
Linken den auf der Erde stehenden Schild, während er auf einem zweiten Steine in Gamlitz mit der
Linken den Helm fasst und am rechten Arme den Schild trägt. Diese beiden Reliefs sind dem von
Maria-Saal am ähnlichsten und beweisen den typischen Charakter der Darstellungen des Gottes fl$
dem Helme in der einen Hand. Sie sind aber in ihrer Haltung untereinander so grundverschieden

leia benachbarten Flotte gedient haben, so zeigen diese Ausnahmstalle deutlich, dass der Name kein italischer ist. Häungef
<VP„it«tv~*~<)*v f ist der Name nur in Noricum und Südpannonien: in den Städten Emona (111, 3846), Sayaria (4156), Virunum (4805, 48l5>

4885,4885a, 4886; Ephemeris cpigraphica II, 957; V, 565—567; Archäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreicb
JW-odL-a-^C «^^"-, IV> s- 2°8)' Ju.£nna (c- l- L- m> 5°73)> Celeia (5144, Mittheilungen der Central-Commission 1891, S. 135 und 248), Iuvavufll

(C. I. L. III, 4461), Lauriacum (5680). Von den drei Barbiern in Carnuntum stammt einer aus Iuvavum (4156); der zweite >st
Soldat, also der fremde Ursprung wahrscheinlich; der dritte könnte einheimisch sein und es ist, wie gleich gezeigt werden s°"'
sehr möglich, dass die Barbii aus Aquileia sich auch hier angesiedelt hatten. Denn wahrscheinlich stammen alle diese Barbii
in letzter Linie aus Aquileia. Sicher ist dies für den in Lauriacum, da er seine Tribus die Velina nennt. Diese
kommt nur Aquileia und Städten im südlichen Italien zu. Dasselbe gilt für den Barbius in Savaria nach der von Momrnsen
vorgeschlagenen Ergänzung der Inschrift: Ti Barbiufs] Ti fil V[el(ina)] Valenfs] dec(urio) c(oloniae) C(laudiae) SfavfariaeJJi
wahrscheinlich war er ein Veteran. Die anderen Städte liegen aber alle auf den Hauptpunkten der von Aquileia nach d6"1
Norden führenden Handelsstrassen, wo die Faktoreien der Aquileienser geblüht haben müssen, lange ehe die Julier die Oft6
zu römischen Städten erhoben haben. Die Barbii selbst waren eines der ersten Geschlechter Aquileias; denn ein Glied dies^
Familie ist zum Prätor emporgestiegen (C. I. L. V, 864) und für ihren Reichthum ist der grosse Export ihres Hauses b6'
weisend. Dass Angehörige dieses Geschlechtes in den von Aquileia abhängigen Handelsplätzen sich niedergelassen haben, bei
in der Sache selbst. Doch scheint es nirgends sehr lange geblüht zu haben. Die Inschriften aus Virunum (vgl. tAom™sC"'
Ephemeris epigraphica IV, 565) sind aus der ersten Kaiserzeit. Auch die anderen Inschriften gehören dem ersten Jahr
hunderte an. Nur die beiden Prätorianer in Emona III, 3846 (wegen der Erwähnung der Legio II Traiana) und Celeia, Jllt
theilungcn der Central-Commission 1891, S. l35 und 248 (wegen der Bezeichnung Roms als sacra urbs) sind aus dem zwe'|e
jWLv*<mI Jahrhunderte. Beide haben von der Pike auf gedient, waren also aus den untersten Schichten der Bevölkerung.« [Nachträgt

c 'SS"li'"1 0 "'" ^ tlle;it m;r a. v. Domaszewski mit, dass eine ihm soeben bekannt gewordene unedirte Inschrift aus Viminacium, dem altes'6

Lager und dem wichtigsten Handelsplatz an der unteren Donau, abermals einen Barbier nennt.]

1 Pausanias VI, 9, 3.

2 Abgebildet am Ende dieses Aufsatzes nach einer Photographie des k. u. k. Hofphotographen Alois Beer in Klag2'^
furt. Das Relief ist in bedeutender Höhe in der Kirche eingemauert, weshalb nicht möglich war, es in grösserem Form
aufzunehmen. Einige Wespenwaben hängen am Kinne und am linken Arme der Figur. Beschrieben in M. v. Jaborr>e»
Altenfels, Kärntens römische Alterthümer, S. 68, Nr. CXLV; Kunsttopographie des Herzogthums Kärnten, S. 205. ^

3 Schlechte Abbildungen der oben angeführten Reliefs in A. v. Muchar, Geschichte des Herzogthums Steier1"
(Graz 1844), Bd. I, Taf. 3, 3 und 4, i3, 14; doch liegen mir genaue Zeichnungen von Victor Jasper aus dem Besitze
kaiserl. Akademie der Wissenschaften vor. Die Reliefs aus Varasdin-Teplitz kenne ich aus Skizzen, die Herr ProfeS
Dr. L. C. Moser in Triest so freundlich war, mir mitzutheilen.

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