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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Die Erzstatue vom Helenenberge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0141
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Die Erzstatue vom Helenenberge.

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dass sie auch auf verschiedene Vorbilder zurückgeführt werden müssen. Dass das Kärntner Relief unsere
^igur copirt, dürfte kaum zu bezweifeln sein. Man werfe einen Blick auf die Kupferstiche Peter Fendis
Und Albert Schindlers und wird zugeben, dass der steinernen Nachbildung des provinziellen Bildhauers,
v°n der Variante der rechten Hand abgesehen, mindestens der gleiche Grad von Treue zukommt wie
)enem. Selbst die Proportionen des Originales sind in ihr noch erkennbar.

War aber das Vorbild des Reliefs die Erzstatue, so folgt daraus, dass sie in ihrer neuen Heimat
licht mehr einen siegreichen Kämpfer in den Festspielen der Griechen sondern einen kriegerischen
^°tt vorzustellen hatte. Wie die Stadt Virunum, wird auch das Heiligthum auf dem Helenenberge
keltischen Ursprunges gewesen sein.1 Aus epigraphischen Denkmälern lernen wir als alten norischen
Kriegsgott den Latobius kennen, der in römischer Zeit dem Mars gleichgesetzt wurde. Ein Stein aus
Deckau nennt ihn Mars Latobius Harmogius Toutas Sinas Mogenius.2 Es mag Zufall sein, dass sich
aiis Virunum keine Documente für seinen Cult erhalten haben, während er im Lavantthale durch zwei
°tivinschriften bezeugt wird.3 Jedenfalls würden die mit unserer Bronze gleichzeitig gefundenen
Gegenstände, der runde Schild und das Schlachtbeil, passende Weihgeschenke für eine solche Gottheit
Sem. Wie Schild und Schwert neben dem Mars des Reliefs, mochten jene Waffen zur Seite der Statue
Seiegen haben. Vielleicht erstanden die beiden Freigelassenen unser Erzbild, um es an die Stelle eines
afren barbarischen Götzen zu setzen, zu einer Zeit, als das siegreiche Römerthum in friedlichem aber
Detern Vorschreiten keltische Sitte immer mehr zurückdrängte, als Virunum in seiner Blüthe stand und
^er Statthalter der Provinz, wie auch noch in der ersten Kaiserzeit, in seinen Mauern residirte.4

. 1 Der Tempel hat vermuthlich die Stelle der heutigen Kirche eingenommen. Durch die bisherigen Ausgrabungen
0nnte deshalb ein Tempelgebäude nicht blossgelegt werden.

2 Corpus Inscriptionum Latinarum III, 5320.

3 Corpus Inscriptionum Latinarum III, 5097, 5098.

* Archäologisch-epigraphische Mittheilungen'aus Oesterreich, Jahrg. X (1886), S. 232 f., Anm. Es sei hier noch be-
merkt, dass mehrere Barbier ihre Grabsteine auf dem Helenenberge hatten, Corpus Inscr. Lat. III, 4886; Ephemeris epi-
&raPhica IV, 565—567; Archäologisch-epigraphische Mittheilungen IV, S. 208, 2.
 
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