Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0261
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22>2

Dr. Friedrich Kenner.

Parma bei Abwehr des Ueberfalles von Antwerpen durch Wilhelm von Oranien (1576), dann durch die Occu-
pation der Freigrafschaft Burgund (1578), beim Sturme auf Schloss Weert im Limburgischen und bei der Ein-
nahme von Mastricht (1579) auszeichnete. Schon 1577 von König Philipp zum Grande von Spanien ernannt und
mit der Grafschaft Gallarate im Mailändischen beschenkt, widmete er sich nun dem Dienste des Erzherzogs
Ferdinand von Tirol in den Streitigkeiten mit dem Grafen Truchsess von Vorarlberg (1581), war des Erzherzogs
Brautführer bei seiner zweiten Vermählung mit Anna Katharina von Mantua (1582) und unternahm noch 1584
eine Reise nach Madrid, auf welcher er, am 3. November in Mailand weilend, beim Tode seines Schwagers, des
heil. Carolus Borromaeus, anwesend war und diesem die Augen schloss. Er starb in Hohenems am 26. December
1587; seine Leiche wurde in der Familiengruft der Schlosskirche beigesetzt, welch letztere 1610 den heil. Carolus
zum Patron erhielt. Von seinen Söhnen wurde Marx Sittich IV. Erzbischof von Salzburg (1612—161g), Kaspar
der Ahnherr aller späteren Reichsgrafen von Hohenems, deren Geschlecht am 5. November 1759 mit Franz Wil-
helm III. im Mannsstamme erlosch.

(Taf. XXV, Fig. 118). Aufschrift von zwei verschiedenen Händen, die beiden oberen Zeilen
zierlich, in weisser Farbe, die dritte augenscheinlich als Ergänzung später beigefügt, ähnlich wie
Nr. n3 und gelb: Iacob ■ hanibal . graff. zv • hohen | embs vnnd . Gallara| &brister. Brust-
bild rechts, fast von vorne, mit grauen Augen, schwarzem, stark mit Grau gemischtem kurzen Haupt-
haare und Vollbarte, die Halskrause mit Spitzen besetzt, mit in Gelb verziertem Harnischkragen, dar-
unter ein weisser Rock mit einer Reihe goldener Knöpfe und mit Goldstickerei geziert; letztere besteht
aus Wellenlinien, mit gegeneinander gekehrten Dreiecken (rothe Steinchen in Gold) gefüllt, dazwischen
gerade Doppellinien. Der Grund graubraun. — Schrenckh (1601), Taf. n3; Köhler, Taf. 115, S. 412,
im Gegensinne. — Katalog Nr. 783.

Das einzige der Hohenemsischen Bildnisse, das von Künstlerhand gemalt ist, und Copie nach
dem Gemälde in Frischenberg,' welches die Jahreszahl 1575 trägt aber den Titel eines Grafen von
Gallara(te) völlig richtig noch nicht aufnimmt, der für unsere Copie eine spätere Zeit der Entstehung
verräth. Letztere, trefflich und sorgfältig ausgeführt, scheint von Anton Waiss selbst gemalt zu sein.
Irre ich nicht, so erinnert das Incarnat an seine später im Dienste des Erzherzogs Ferdinand ausge-
führten Bildnisse und verräth auch die Aufschrift in den zwei oberen Zeilen seine Hand. Allerdings
ist unser Bildchen feiner und vollendeter als seine späteren Arbeiten. Aber gerade dieser Umstand
spricht für eine Zeit, in welcher Waiss dem Impulse, den die heimische Kunst der Niederlande auf
ihn ausübte, zeitlich noch näher stand, während er später, desselben entbehrend, etwas derber malte.

119. Dessen Gemahlin Hortensia,
Tochter des Grafen Guilbert Borromeo von Arona aus seiner zweiten Ehe mit Dadea del Verme. Hortensia war
daher die Stiefschwester des heil. Carolus Borromaeus. Sie vermählte sich am 6. Jänner 1565 mit Jakob Hanni-
bal und starb in Hohenems 1578 mit Hinterlassung von zwei Töchtern und drei Söhnen.

Aufschrift wie in Nr. n3: hortensia grafin zv hochenembs | geborne gref in zv BO-
romea (sie). Brustbild links, fast von vorne, mit braunen Augen und Haupthaar, letzteres reich mit
Perlenschnüren und zwei Kleinoden verziert, eines ober der Stirne (dunkler Stein in Gold mit Perle),
das andere auf dem Haare links ähnlich, in Halskrause, weissem goldgestickten Unter- und gelb-
braunem ärmellosen Oberkleide mit Puffen an den Achseln und zwei Reihen von Goldknöpfen, oben
geschlossen, unten offen und mit Querstreifen in Goldstickerei geziert. Um den Hals ein Geschmeide
aus dunklen Edelsteinen, in viereckige Glieder aus Gold gefasst; daran ein sehr grosses Kleinod, mit
Edelsteinen und Perlen besetzt; mit dem Schlussstücke desselben, einer grösseren Perle, scheint die
rechte Hand zu spielen; sie trägt am vierten Finger derselben einen goldenen Ring mit grossem Knopfe.
Grund dunkelgrau. Sehr roh gemalt. — Katalog Nr. 784.

Im Costüme verschieden von dem lebensgrossen Standbilde zu Frischenberg, das aus ihrem
Todesjahre stammt;2 sie hat hier blaues Obergewand und hält in der Rechten ein Gefäss mit weissen
Rosen.

1 Josef Bergmann, Denkschriften, Bd. xi (1861), s. 103, Nr. vii.

2 Ebenda, Nr. viii. Das Alter ist nicht beigeschrieben.
 
Annotationen