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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0262
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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120. Georg Ilsung, Ritter, Herr von Tratzberg,

aus einer der ältesten und reichsten Familien von Augsburg stammend, welche durch ihr treues Festhalten an
der katholischen Sache die Gunst und das Vertrauen der habsburgischen Fürsten erwarben, war geheimer Rath
der Kaiser Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. sowie des Erzherzogs Ferdinand von Tirol und
erhielt 1550 die Landvogtei über Schwaben und Neuburg am Rhein, die er bis zu seinem Tode innehatte;1 auch
machte er sich um König Ferdinand und seine Nachfolger durch Rathschläge und Hilfe in finanziellen Angelegen-
heiten verdient. Er starb am 4. September 1580 und wurde in der heil. Dreikönig-Kapelle des Domes von Augs-
burg beigesetzt.2

(Taf. XXV, Fig. 120). Ohne Aufschrift. Halbfigur rechts, fast von vorne, mit dunkelblauen Augen,
langem, weissen, zweitheiligen Vollbarte, auf dem Kopfe eine schwarze Haube, in Halskrause und
schwarzem Rocke, am Halse mit braunem Pelze verbrämt; Theile beider Hände sichtbar, ebenso die
mit rothem Tuche belegte Lehne des Stuhles, diese an den Ecken mit polirten Holzkugeln geziert.
Grund dunkelgrau. Meisterhaft ausgeführtes Gemälde. Auf Pappe aufgezogen. Ein auf der Rückseite
aufgeklebter alter Pergamentstreif enthält die Aufschrift: GEORGEN ILSING (sie) HERRN ZV JTRATZBVRG
Z. (sie). — Katalog Nr. 796.

121. Dessen Gemahlin Anna,

Tochter des Johann Leble (Loble oder Löbl), Rathes des Kaisers Ferdinand, Burgvogtes zu Enns und Pfen-
ningmeisters, der 1531 von Grafen Julius von Hardegg die an der Donau gelegene Herrschaft Greinburg in
Oberösterreich ankaufte (daher der Name Löbl von Greinburg), am 24. Juli 1536 in Augsburg starb und bei den
Dominicanern bestattet wurde. Aus seiner zweiten Ehe mit Ursula Adlerin, einer Verwandten der Katharina von
Lokäan (vgl. Nr. iz3), stammte unsere Anna, welche 1578 als Mutter von neun Kindern starb und in der von
ihrem Manne errichteten Familiengrabstätte zu Augsburg ruht.3

(Taf. XXV, Fig. 121). Ohne Aufschrift. Gegenstück zum vorigen. Halbfigur links, fast von vorne,
mit grossen dunkelgrauen Augen und alternden Gesichtszügen, welche die einstige Schönheit verrathen,
mit weissem Häubchen, darüber einen weissen Hut aus durchsichtigem Stoffe, der Stirntheil bis zu den
Augenbrauen herabfallend, in Halskrause mit Zugschnürchen, schwarzem Unter- und Oberkleide,
letzteres mit hohen Achseln und engen Aermeln, mit Krausen an den Händen, die Ränder mit braunem
Pelze verbrämt, auf der Brust eine Goldmedaille an schwarzem Bande, in beiden Händen ein rothes
Buch mit Goldschnitt, um den rechten Unterarm ein Rosenkranz; die hohe Rückenlehne und die
Armlehne des Stuhles roth tapeziert und mit polirten Holzkugeln verziert. Grund graubraun. Von
demselben Meister wie Nr. 120. Auf Pappe aufgezogen. Auf der Kehrseite ein alter Pergamentstreif
mit der Aufschrift: ANNA FREIFRAW V LOBLY HERRN GEORGEN ILSVNG GEMAHL. — Katalog
Nr. 797. — Das Inventar der Ambrasersammlung von 1621, fol. 3656, erwähnt zum ersten Male ein in
den älteren Inventaren übergangenes Oelbild der »Fraw Ilsingin«.

Die Originale von Nr. 120 und 121 sind von derselben Hand und, da sie Gegenstücke bilden, wohl
auch zur selben Zeit gemalt, d. h. vor dem Todesjahre der Frau, also vor 1578. Der Meister, welcher
uns schon einmal begegnete (vgl. oben Nr. 101) und dem wir noch einmal begegnen werden (unten
Nr. i32j, scheint ein Maler in Augsburg gewesen zu sein, dessen Name unbekannt ist. Wie schon er-
wähnt wurde, gehörten diese beiden Bilder wohl zur Sendung, die der Fugger'sche Diener Christoph
Hörmann aus Augsburg im Auftrage des Erzherzogs 1581 nach Ambras gelangen liess.

122. Jakob Khuen von Belasy,

ein Sohn Pankraz I. und der Potenziana Freün von Firmian, war landesfürstlicher Pfleger zu Nauders, Kämmerer
und Rath der Kaiser Ferdinand I. und Maximilian II., in den Jahren 1561 und 1565 oberster Hofmeister der Töchter
des Ersteren in Tirol4 und ist zwischen 1564 und 1567 gestorben. Mit Maria Magdalena Fuchs von Fuchsenberg

1 Dies bezeugen unter Anderem die Aufträge, welche ihm Erzherzog Ferdinand über einen für seine Schwester, Gross-
herzogin Johanna von Florenz, herzustellenden Prachtwagen und wegen Erzgüssen zwischen 1569 und 1574 ertheilte (vgl.
dieses Jahrbuch, Bd. XIV [i8g3], Regesten Nr. 10181, 10201, 10237, 10279, 10520, 10521, iiiio), sowie sein Bericht vom
7-April 1580 an Erzherzog Karl über Herstellung von Goldgefässen (Jahrbuch, Bd. XIII [1892], Regest 9175).

2 Josef Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates, I, S. 177.

3 Ebenda, I, S. 177.

4 Die Regesten des Jahrbuches, die auf ihn Bezug haben, beginnen mit dem Jahre 1556. Vgl. Bd. XI (1890), Nr. 7214.
Am 6. Mai 1562 übersendet die Regierung in Innsbruck seinem Sohne Hans Khuen ein Trinkgeschirr im Wcrthe von

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