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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0265
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236

Dr. Friedrich Kenner.

mit der Grafschaft Rothenfels im Allgäu und von Kaiser Ferdinand I. 155g mit der Bergbaugerechtigkeit daselbst
belehnt, sowie dieser ihn auch als kaiserlichen Rath mit dem Titel »Wohlgeborn« bestätigte. Im Jahre 1552 war
er kaiserlicher Abgeordneter beim Concil zu Trient und erwies sich in dieser Stellung als tüchtiger, gewandter
Geschäftsmann. Er starb am 21. November 1564. Von seiner Gemahlin Magdalena Freiin von Schwarzenberg
hatte er acht Kinder, von welchen ihn nur ein Sohn, Ulrich IV., und vier Töchter überlebten. 1

Zierliche Buchstaben in Goldschrift: HVGO COMES MONTIS FORTIS. Brustbild rechts, in Dreiviertel-
profil, mit lichtbraunen Augen und Vollbart, letzterer mit Grau gemischt, auf dem Kopfe ein Baret,
an der Krempe mit goldenen Schnüren durchzogen, der Hemdkragen und die schmale Krause roth

gestickt, an den weissen Zugschnüren kleine Quäst-
chen, in schwarzem Unter- und Oberkleide, letzteres
mit schmalem Stehkragen, auf der Brust eine mehr-
fach umgelegte Goldkette. Grund grasgrün. — Kata-
log Nr. 793.

Von den Grafen von Montfort mit dem Namen
Hugo kann nach dem Alter des Dargestellten und
der Tracht der Kleider in unserem Bilde nur der
oben genannte Hugo IV. von der Linie Tettnang
dargestellt sein.2 Das Originalgemiilde muss nach
dem Aussehen des Grafen in seinem 40. Lebens-
jahre, also 1561, entstanden sein; es fand sich ehe-
dem in der herzoglichen Kunstkammer zu München,
ist aber nun verschollen.3 Nach der Aehnlichkeit der
Malweise war es von jenem Meister der Regensburger
Schule gemalt, der auch die Bildnisse des Freiherrn
von Maxelrain (Nr. 124) und des Grafen Moriz von
Ortenburg (unten Nr. 128) geschaffen hat.

126. Hans Adam von Nussdorf, Probst des

Collegiatstiftes Altenötting nahe am Inn,

stammte aus einem bayrischen Gcschl echte, das später
den Freiherrenstand erlangte und vielfach aus Anlass von
Tournieren genannt wird.

Silbefschrift in vier Zeilen links oben: IOANES
ADAM | A NVSDORF | PREPOSITVS | IN OETING. Brust-
bild links, mit dunkelbraunen Augen, starke Brauen
und Haupthaar von gleicher Farbe, unbärtig, auf dem Kopfe eine schwarze Haube, in schwarzem
Rocke, der, am Halse offen, das mit schmaler Krause besetzte Hemd sehen lässt, die Schaube aus
schwarzem Seidenstoffe (?) mit breiter Verbrämung von braunem Pelz. Im Hintergrunde ein faltiger
grüner Vorhang. — Katalog Nr. 532.

Copie nach einem nun verschollenen Originale der herzoglich bayrischen Kunstkammer, dessen
Meister unbekannt'* ist. Fickler beschreibt es so: »Herr Hans Adam von Nussdorf, der grossbauchet
propst zu Oetting.« — In der Münchener Kunstkammer lag »auch ein wammes, welches der Nuss-
dörffer, probst zu Alten-Öttingen, getragen, so in der weite drei Bayrische eilen (etwa 253 Cm.) oder
eilf spannen hat«.5 Dieser Umstand mag wohl die Ursache gewesen sein, dass Herzog Albrecht IV. (V.)
von Bayern sein Bildniss und sein Kleid der Aufnahme in die Kunstkammer werth erachtete.

1 Josef Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates, II, S. 148.

2 Die Beziehung unseres Bildes auf Ulrich IV. bei Bergmann, a. a. O., S. 147, beruht auf einem Verschen in der
Corrcctur; die hier in Betracht kommende Note ist irrig auf S. 147 zu Ulrich eingestellt, während sie auf S. 148 zu Hugo IV.
hätte eingestellt werden sollen.

'i Fickler, f. 3094. F. v. Reber, B, 45.

4 Fickler, f. 3147. F. v. Reber, B, 45.

5 Zeiller, Itinerar. Germaniae (Strassburg 1654), S. 289.
 
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