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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0264
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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eine Schrift zur Vertheidigung ihres Vaters, an der sie selbst mitgearbeitet hatte;1 der Erfolg war aber ein
schlimmer, Vater und Tochter wurden getrennt, er nach Elbogen überführt, sie in das St. Georgskloster auf dem
Hradschin in Gewahrsam gebracht und bis zu seinem am 28. Mai 1607 erfolgten Tode in demselben gehalten. Da
ihr mütterliches Erbtheil, mit dem väterlichen vermengt, in die Confiscation seiner Güter einbezogen worden war,
suchte sie es wiederholt aber vergebens zurückzuerlangen und vermachte ihre Ansprüche darauf ihrem Vetter,
dem nachmaligen Minister des Kaisers Leopold I., Wenzel Eusebius Fürsten von Lobkowitz, der sie beim Ankaufe
des Herzogthums Sagan in Schlesien zur Anerkennung brachte.

Silberschrift rechts oben: POPPLIN. Brustbild rechts, in Dreiviertelprofil, jugendlich, mit blauen
Augen, lichtbraunem Haupthaare in goldenem Häubchen, dieses am Rande mit einer Reihe von
Kleinoden (rothe Steine in Gold, mit Perlen wechselnd) besetzt, in der Mitte über der hohen freien
Stirne eine grössere Perle, eine solche auch im Ohre; die hohe Krause mit Spitzen besetzt, darunter
ein Geschmeide von zierlicher Goldarbeit: rothe und blaue Steine, mit Perlen wechselnd, das Schluss-
stuck mit entsprechend grösserer Perle. Das Oberkleid schwarz mit hohen Achseln und offenen
Aermeln, an beiden sowie an der Brust mit Reihen von kleinen goldenen Rosetten, in jeder eine Perle,
belegt, das Unterkleid weiss, mit goldenen Streifchen geziert. Grund schwarzgrau. Treffliche, sorg-
fältige, aber etwas geleckte Malerei. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 805.

Das Bildniss stimmt mit dem Gemälde Nr. 112 auf dem fürstlich Lobkowitz'schen Schlosse Raud-
nitz an der Elbe in Böhmen in den Gesichtszügen, in Tracht, Schmuck und in der einfachen Aufschrift
POPPLIN vollkommen überein.2 Die Knappheit der Letzteren erklärt sich wohl aus der Gewohnheit
des Erzherzogs, sie kurzweg so zu bezeichnen; auch in den Briefen an ihre Mutter bediente er sich
der Anrede: »Liebe Frau Poplin.«3 Wahrscheinlich sind beide Bilder in Prag von einem der an Kaiser
Rudolfs Hofe dienenden Maler hergestellt und das kleinere dem Erzherzog als dem theilnahmsvollen
Gönner ihrer Eltern zugesendet worden.

124. Wolfgang, erster Freiherr zu Maxelrain,

Sohn des Veit von Maxelrain in Aiblingen (+.1518) und der Margaretha von Waldegg, war viele Jahre hindurch
Hauptmann zu Burghausen, erweiterte seine Besitzungen beträchtlich durch Ankauf und Erbschaft, wie er denn
seit 1559 in Folge der Verhandlungen mit den Miterben nach seiner Mutter Freiherr von Waldegg wurde; er erwarb
noch 1560 von Herzog Albrecht IV. (V.) den Schliersee sammt Vogtgericht und Gütern zu Schliers um Altenburg,
starb aber schon am 20. November 1561. Seine Gemahlin Anna von Frundsberg, Tochter Georgs von Frundsberg
(Nr. 108), war Mutter von vier Söhnen und vier Töchtern; der älteste Sohn Wolf Dietrich erbte Waldegg, der
jüngere Wolf Wilhelm die Maxelrain'schen Güter. 4

Silberschrift mit kleinen Buchstaben: WÖLFGANG FREIH. MAXELRAIN. Brustbild rechts, fast
von vorne, mit schwarzen Augen und braunem kurzen Vollbarte, auf dem Kopfe einen breiten Schlapp-
hut, um den Hals eine schwarz besäumte Krause, das Unterkleid schwarz, darüber ein Elennkoller,
verhaut, mit Goldkette, die Schaube schwarz mit lichtbraunem Pelzkragen, die kurzen Oberärmel mit
ebensolchem Pelze verbrämt. Grund grün, gemustert. — Katalog Nr. 795.

Der Freiherr ist etwa im 40. bis 45. Lebensjahre dargestellt. Das Original befand sich in der
herzoglichen Kunstkammer in München;5 es war, soweit man aus der Malweise unseres Bildchens
schliessen kann, von jenem Regensburger Meister hergestellt, der die Bildnisse der Grafen Hugo von
Montfort und Moriz von Ortenburg (vgl. unten Nr. 125 und 127) gemalt hat.

125. Hugo IV. (Haug) Graf von Montfort zu Tettnang und Rothenfels,

Sohn des Grafen Hugo III. (gestorben 1519) und der Siguna Gräfin von Zweibrücken, Bruder des Grafen Wolf-
gang, Statthalters der oberösterreichischen Regierung in Innsbruck, wurde am 6. April 1521 von Kaiser Karl V.

1 Apologia pro Georgio Popel Bar. de Lobkovicz per 12 annos in carccre detento. Dicaepoli 1606. Vgl. J. Neumann,
a. a. O., S. 297.

2 Herr Archivar Dvorak hatte die Güte, die Bestimmung der Dargestellten und die Vergleiehung mit dem Raudnitzcr
Bilde vorzunehmen. Das Letztere ist auf Holz gemalt.

3 Hirn, a. a. O. In einem Inventar der Kleinodien in Ambras vom Jahre 1577 findet sich auf S. 84 zu einem Agnus
Dei in kostbarer Fassung ein Vermerk beigeschrieben, dieses Stück sei »auf 24. augusti anno 78 . . . der frau Poplin in
Beham durch die frau von Loxan geschickt worden«. Handschrift der k. k. Hofbibliothek Nr. 8014.

4 Wiguleus Hund, Bayrisch Stammenbuch, II, S. 157. — Hübner, II, 567 und 588.

5 Fickler, f. 3o8o, nun verschollen. F. v. Reber, B, S. 45.

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