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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0282
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252

Dr. Friedrich Kenner.

dass Herzog Albrecht IV. (V.), der sich, wie bekannt ist, für Wundermenschen lebhaft interessirte, die
lebensgrossen Bildnisse derselben malen Hess und Herzog Wilhelm V. diese seinem Oheim Erzherzog
Ferdinand übersendet hat,1 der dann unsere kleinen Copien durch seinen Contrefaiter A. Waiss her-
stellen Hess.

Eine jüngere Aufnahme fand wenige Jahre später statt. In dem zweibändigen Werke der
k. und k. Familien -Fideicommiss-Bibliothek mit zoologischen Abbildungen, die G. Hoefnagel zuge-
schrieben werden,2 findet sich auf dem ersten Blatte ein Gruppenbild der haarigen Familie: der Vater

stehend, die Mutter sitzend, neben Ersterem das
Töchterchen stehend, neben dem Knie der Letzteren
das Söhnchen. Bis auf kleine Abänderungen stim-
men sie mit unseren Bildern überein; nur deuten
die Gesichter der Kinder und der stärker ent-
wickelte Haarwuchs auf ein späteres Alter; Bartels
schätzt das Mädchen auf 8 bis 9, den Knaben auf
6 bis 7 Jahre, was auf das Jahr 1582 bis 1583 führen
würde. Diese zweite Aufnahme hat also gewiss
nicht lange vor der Abreise der Familie nach Italien
stattgefunden, sicher noch vor ihrem Aufenthalte
in Basel.

Der Vater. Ohne Aufschrift. Brustbild
links, fast von vorne, mit braunen Augen, Haaren
und Vollbart; die Stirne dicht, die Wangen weniger
dicht behaart, Augenhöhle und Nase unbehaart;
in Halskrause, schwarzem Unter- und rothem Ober-
kleid. Grund graubraun. Auf Pappe aufgezogen.
— Katalog Nr. 898.

Die Mutter. Ohne Aufschrift. Brustbild

links, in Dreiviertelprofil, mit braunen Augen

und lichtbraunem Haupthaare, das von einer
Nr. 156. r '

schwarzen Haube verdeckt ist, über welche ein
nach vorne gelegtes schwarzes Tuch ein flaches
Schirmdach bildet; das Hemd mit weiter Halskrause vorne offen, in schwarzer Jacke. Grund dunkel-
grau. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 899.

Frische Farben, der Gesichtsausdruck etwas derb. Das Costume ist dasselbe wie in dem zuletzt-
besprochenen Gruppenbilde; nur sind in Letzterem die Haube und das Tuch darüber weiss und hat
die Dargestellte unter der schwarzen Jacke einen blauen Rock, der in unserem Bilde nicht mehr
sichtbar ist.

Die Tochter. Ohne Aufschrift. Brustbild rechts, fast von vorne, mit braunen Augen, licht-
braunem Haare, welches bis zu den Augenbrauen dicht, an Kinn und Wangen weniger dicht gewachsen

1 Das Fickler'sche Inventar führt die Bilder unserer Haarmenschen nicht auf; sie waren also 1598 nicht mehr in
München. Es entspricht ebenso sehr der Sammelrichtung des Herzogs Albrecht, dass er die Wundermenschen für sich
contrefeien Hess, als jener des Herzogs Wilhelm, dass er die Bildnisse dem Erzherzog zum Geschenke machte.

2 Nr. 6383 unter dem Titel: Sammlung von Vögeln, vierfüssigen Thicren und naturhistorischen Gegenständen. —
Siehe darüber R. v. Frauenfeld, Dronte, S. 4, Cap. 8, und Bartels, a. a. O., S. 153 mit Abbildung auf Taf. VI, Fig. 2. —
Hagen, Bibliotheca entomologica, I, S. 370. — Ein zweites Exemplar (vier Bände) in Privatbesitz (F. S. Elliot in London)
enthält 272 Blatt trefflicher Miniaturen, darunter auf Blatt 2 des I. Bandes das Gruppenbild der behaarten Familie. Auch
dieses Exemplar wird G. Hoefnagel zugeschrieben; wenigstens findet sich auf einem Blatte (jetzt Bd. IV, Blatt 2) die Signirung
G H (15)76, eine Jahreszahl, die eben nur für dieses Blatt gilt. Siehe R. Weigel's Kunstauctionskatalog vom 28. October
1861, Nr. 2220a—d.
 
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