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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Elfenbeinsättel des ausgehenden Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0326
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Julius von Schlosser. Elfenbeinsättel des ausgehenden Mittelalters.

resultirenden Costümunterschiede in höchstem Grade wahrscheinlich. Darauf deuten auch kleine
Details, die sich an verschiedenen Stücken wiederholen: das Motiv der Aermel (Braunschweig, Bo-
logna), das Motiv des eigenthümlichen Geflechtes (Bologna, Florenz II), die Initialen im Strahlenkranze
(Braunschweig, Florenz II). Sogar eine Inschrift wiederholt sich (»lach lieb lach«, Tratzberger Sattel,
Pest III).

Ueber die Stätte ihrer Herkunft kann man höchstens muthmassen. Die Geschichte der Elfenbein-
plastik ist für diese Zeit noch viel zu wenig aufgeklärt. Das burgundische Costüm berechtigt zu
keinem Schlüsse auf den Entstehungsort; es ist im XV. Jahrhundert eben modisch den ganzen Lauf
des Rheines entlang und tief nach Osten hinein. Am ehesten wären die älteren nordischen Kupfer-
stiche dieser Zeit zur Vergleichung heranzuziehen: in der That sind die Darstellungen des »Meisters
der Liebesgärten« nicht nur dem Geiste sondern auch der Tracht nach unseren Sätteln nahe verwandt.
Auch die auffallende Verwendung der flatternden Spruchbänder (Sattel der Sammlung Prinz Karl etc.)
findet hier ihr Gegenbild, wie denn bekanntlich ein niederrheinischer Meister, der maitre aux bande-
röles, von diesen seinen, übrigens wenig charakteristischen Namen erhalten hat.

Fig. 14. Hinteransicht des Sattels Königs Wenzel I.
 
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