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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Inhalt des II. Theiles
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Starzer, Albert: Ein Münzkatalog Königs Ferdinand I. in der Vaticanischen Bibliothek zu Rom (Bibliotheca Reginae Nr. 661)
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0677
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Vaticanische Bibliothek zu Rom.

CLXXXIII

Unseres Wissens war es querst B. Dud'ik,1 der auf ein
Manuscript der Vaticana aufmerksam machte und das-
selbe im Ganzen zutreffend beschrieb, welches er mit
Recht unter die »mit Wahrscheinlichkeit aus Mähren
oder Böhmen stammenden Handschriften« einreiht. Es
ist die Handschrift der »Bibliotheca Reginae« Nr. 661,
welche, ihrem Inhalte und ihrer Provenienz nach zweifel-
los ursprünglich im Besitze Kaisers Rudolf II. in Prag,
mit dem übrigen Schwedenraube von dort im Mai 164g
nach Stockholm in die Bibliothek der Königin Christine
gelangte. Sie wurde von derselben unter ihren litera-
rischen Schätzen nach ihrer Thronentsagung bei der
Abreise von Stockholm im Monate Juni 1654 mitge-
nommen, nach Rom gebracht, daselbst nach ihrer blei-
benden Niederlassung im Pala^o Farnese im Mai r658
ihrer neu aufgestellten Bibliothek einverleibt, nach dem
am ig. April i6Sg erfolgten Tode der Königin durch
Pompeo As^zolini, den Neffen ihres Universalerben, des
Cardinais Azzolini, an Papst Alexander VIII. verkauft
und von Letzterem in die vaticanische Bibliothek auf-
genommen. 2

Gestützt auf Dudik's Angaben hat Bergmann3
diese Handschrift erwähnt und deren von Dudik ge-
gebene Beschreibung in einem erschöpfenden Ausluge
wiederholt, 4 den von Dudik falsch gelesenen Namen
Leopold Gesperger richtig in Heyperger corrigirt und
die Abfassung des Manuscriptes auf circa i556 ange-
setzt. Als äussersle Zeitgrenzen derselben ergeben sich
der 27. Jänner i54i, das am Schlüsse des Verzeichnisses
der Kinder Ferdinand I. erwähnte Todesdatum seiner
Gemahlin Königin Anna,5 und der 14. Mai i558, an
welchem Tage sich Ferdinand, der in unserem Kataloge
stets als König, nie als Kaiser bezeichnet wird, nach
der am g. August i556 erfolgten Thronentsagung seines
Bruders Kaisers Karl V. zum ersten Male auf Münzen
des Kaisertitels bedient. Weniger Gewicht möchte ich
für die nähere Datirung auf den von Bergmann hiefür
geltend gemachten Umstand legen, dass, während Fer-
dinand in der Ueberschrift des ersten Theiles regia
maiestas genannt wird, in dem Titel der Handschrift
von der aula imperatoria die Rede ist, da ich nicht
weiss, worauf Bogmann seine Ansicht stützt, dass
eben dieser Titel später und zuletzt geschrieben worden
sei. Dagegen ist vielleicht darauf hinzuweisen, dass
Heyperger, der in unserem Kataloge bereits als Castel-
lanus Vienniensis, d. i. als Burggraf von Wien, er-
scheint, am 1. Juni i55ß, zw Zeit, wo er den Nachlass
von Königs Ferdinand I. Gemahlin Anna an den könig-
lichen Kammerdiener Ulrich Maschwannder übergibt,6
blos als königlicher Kammerdiener bezeichnet ist und
in den uns vorliegenden Urkunden zum ersten Male am
8. April i555 Burggraf von Wien genannt wird, bei
welcher Gelegenheit von einem in seinem Zimmer in
der Burg befindlichen Gemälde die Rede ist, für dessen
verneuung dem Maler Leonhard Grueber 6 Gulden

1 Iter Romanum, I. Theil, Wien i8S5, S. 224/.

2 Dudik, a. a. O., S. 141,153, i5y, 161 f.

3 Pflege der Numismatik in Oesterreich, a. a. 0., S. 66.

4 Ebenda, S. g-j, g8.

5 Nur nebenbei sei Iiier bemerkt, dass das von Dudik, a. a. U.,
S. 225, auf Erzherzogin Helena belogene Todesdatum f Oeniponti
ultima aprilis a. i543 sich nicht auf diese (f S. Märj TS-J4) sondern
auf deren Schwester Ursuta bezieht, was wohl eher einem Ab-
schreibefehler Dudik's als dem Originalmanuscripte jur Last
fallen dürfte.

ü Jahrbuch, VII, 2, Reg. 4S?°-

12 Kreuzer ausbezahlt werden. 1 Es ergeben sich dem-
nach als engere Grenzen der Abfassungszeit des Münz-
kataloges sicher der i. Juni i55g, vielleicht der 8. April
i555 einer- und der August i556, spätestens der
14. Mai i558 andererseits.

Nicht allein der schon von Bergmann ausgespro-
chene Wunsch, eine Probe der Beschreibung von der
einen oder anderen Münze zu erhalten, sondern auch
das Interesse, welches unser Katalog als der älteste der
kaiserlichen Münzsammlung für die Entstehungsge-
schichte derselben besitzt, veranlasste die Redaction
des »Jahrbuches«, das mehrjährige Mitglied des Isti-
tuto Austriaco di studi storici in Rom, Herrn Dr. Al-
bert Starzer, zu ersuchen, eine genaue Abschrift des
Münzkataloges anzufertigen und sie einer Publication
im »Jahrbuche« zu Grunde zu legen. Dr. Starzer,
welcher sich dieser Aufgabe mit liebenswürdiger Bereit-
willigkeit unterzog, verdanken wir zunächst folgende
genaue Beschreibung der Handschrift:

Cod. Reg. 661 besteht aus 74 Pergamentblättern,
wovon 70 (doch 44 und 67 doppelt) gezählt sind, von
27 Cm. Länge und i5 Cm. Breite, die, wie ich nach
anderen Codices bestimmen kann, unter Pius VI. mit
dem heutigen Einbände versehen wurden. Auf dem heu-
tigen zweiten vorderen Vorsteckblatte finden sich auf recto
Spuren eines alten Druckes. Der Codex gehörte, wie
aus der Aufschrift auf dem dritten vorderen Vorsteck-
blatte hervorgeht, dem Fond der Bibliotheca Reginae
an, der nicht von Petau erworben wurde: Numero 291
n(on) Pct(avianus) 1656 (vgl. Dudik, Iter Romanum,
h '39)-

Der Codex zerfällt in drei Theile: Catalogus Ro-
manorum etc., Fol. 1—44, worauf nach leerem zweiten
Fol. 44 der zwe'te Theil: Sequuntur nomina etc.,
Fol. 45—67, und nach leerem zweiten Fol. 67 der
dritte Theil: Ferdinandi et Annae reginae Romanorum,
Hungariae et Bohemiae etc. proles bis Fol. 70 folgt.
Alle folgenden Blätter sind unbeschrieben.

Jede Seite des ersten Theiles theilte Heiperger in
Zwei Columnen, jede Columne in vier Theile. Der erste
enthält Anno ab urbe condita, der zweite Nomina con-
sulum, der dritte die Foruli (Fo. und auch Fol. ge-
kürzt), ein vierter endlich die Numer. Die Jahreszahlen
sind stets in Gold geschrieben, ebenso die Aufschrift
Nomina consulum und No. Roth ist die Aufschrift:
Anno ab urbe condita und fo., respective fol., dann das
Praenomen und der Index innerhalb eines jeden Buch-
staben, z- B. A N. f. 5. Der Anfangsbuchstabe der
Namen ist stets in Gold, alles Uebrige in Schwarz,
die Foruli sind in Roth, die Numern in Schwarz ge-
schrieben. Im zweiten Theile ist jede Seite in acht
Theile: Foruli, Numerus, Stirps et nomen, Anno ante
nativitatcm domini, respective post nativitatem domini,
Epyteton (sie!), Imperii tempus, Aetas, Obitus getheilt.
In der Ueberschrift sind Fo., Imperii tempus und-Ob\xu&
stets schwarz, No., Epyteton, Aetas roth, Stirps, Anno
in Gold; Gold zeigen auch die Jahre der Zeitrechnung,
der jeweilige erste Buchstabe einer Zeile und der
ganze Name des jeweiligen Regenten. Für die Zahlen
der Fo. und Regierungszeit ist Schwarz, für Tu-
rnern, Epitheta, Alterangaben und alle Cognomina ist
Roth zur Anwendung gelangt.

1 Ebenda, V, 2, Reg. 4236; vgl. auch Reg. 4235, 4237.
 
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