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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die aus dem kaiserlichen Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musée d'Artillerie zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0246
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Die aus dem kais. Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musee d'Artillerie zu Paris.

223

id. de Henry de Montmorency; une Cuirasse entiere, polie, avec des bandes dorees, Sans pied;
avec portrait.

id. de Henri de Montpensier; la casque d'une armure noire, le collier, les deux bras et une Seule
raain. Sans portrait.

id. de Charles de Bourbon; une casque poli dore au col et aux oreilles; un bouclier rond dore
et grave ä l'eau forte, avec une lance dans le milieu; Sans portrait.

id. de Charles de Biron; une Cuirasse noir avec des bandes dorees le buste entier; avec portrait.

»Desous quoi, Nous Inspecteur en Chef Susdit avons dresse le present proces verbal, que les per-
sonnes Sus nommees ont Signe avec nous, et donc nous avons remis une expedition ä Monsieur Voith
Capitaine pour lui Servir en tems que de besoin.«

»Fait triple au Chateau d'Ambras pres Insbruck le jour, moi et an que dessus.«1

Le Capitaine adjoint Baron Voith,

Simonin. Hauptmann.

Jean Primisser, Ant. Pfaundler de Sternfeld,

Capitaine du Chateau d'Ambras. Secret. Reg. Bav. Tirol. Gubernii.

Villemansi.

»Dass diese Copie mit dem Originale gleichlautend befunden worden ist, wird andurch bestättiget.
Sign. Innsbruck den 17. Februar 1806.«

Baron Voith,

Hauptmann im k. k. G. Qm. Staab.«

Wie es nun kam, dass statt des von Napoleon allein geforderten Harnisches des Königs Franz I.
noch neun weitere Harnische und Waffenstücke der Sammlung entnommen wurden, darüber findet sich
in den Acten keine Bemerkung. Es ist nur anzunehmen, dass durch einen der französischen oder
bairischen Officiere aus dem Inventare das Vorhandensein von WafFenstücken französischer Kriegs-
obersten entdeckt wurde; diese Nachricht genügte wohl, um in den Generalen die Vorstellung zu er-
wecken, die Waffenstücke seien in den Kriegen gegen Frankreich von Oesterreich erworbene Trophäen,
und veranlasste zunächst den Entschluss, diese sämmtlich aufzuheben, um sich ihrem Kaiser besonders
wohlgefällig zu erweisen. Sich in langwierige Untersuchungen über die Herkunft der Gegenstände
einzulassen, waren sie wohl alle nicht in der Lage und in der That waren sämmtliche Waffenstücke,
mit Ausnahme des Harnisches Franz I., theils Geschenke, theils waren sie von Erzherzog Ferdinand
von Tirol käuflich erworben worden. Helm und Schild des Charles von Bourbon, über welche wir noch
später zu sprechen haben, dürfte der Erzherzog aus Italien erhalten haben. Die übrigen Stücke kamen
zweifelsohne durch Vermittlung des französischen Gesandten des Kaisers, Augurius Gislain de Busbecq
(geb. 1522, gest. 1592), der ja bekanntlich auch für die Vermehrung der Sammlungen Kaiser Ferdi-
nands I., Maximilians II. wie des Erzherzogs Albrecht VII. eifrigst thätig gewesen war, in die Hände
des Erzherzogs Ferdinand. Ferdinand stand mit Busbecq in lebhaftem Briefwechsel. Wie der Harnisch
König Karls IX. in die Sammlung gelangte, liegt wohl sehr nahe; denn Busbecq begleitete die Erz-
herzogin Elisabeth 1570 auf ihrer Reise nach Frankreich zur Vermählung mit Karl IX. und übernahm
auch dort die Leitung ihres Hauses. Bei den innigen Beziehungen Busbecq's zur Nichte Ferdinands und
jenen einflussreichen zu Karl IX. wird man ein Andenken an Letzteren in Ambras wohl nicht überraschend
finden, wenn man sich vor Augen hält, dass Ferdinand von 1580 an eifrigst bemüht war, Harnische
und Waffen berühmter Männer zu erwerben, und sich solche brieflich in allen Ländern erbat. Den
Harnisch des Herzogs von Guise betreffend ist auch in Erwägung zu ziehen, dass dieser Prinz im
16. Lebensjahre unter dem Befehle des Erzherzogs Ferdinand im Feldzuge von 1566 in Ungarn

1 Registr. Beilage zu Nr. 157 ad 1806. Der hier genau wiedergegebene französische Text dürfte von der Hand Primisser's
herrühren und eine Uebersetzung des Inventars von 1788 darstellen. Den Officieren ist eine so genaue fachliche Beschrei-
bung doch nicht zuzumuthen.
 
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